Iraks Regierungschef Al-Abadi erklärt Sieg über IS-Miliz in Mossul

 Der irakische Ministerpräsident (M.) erklärt vor Armeeangehörigen die Befreiung Mossuls. Foto: epa/Handout
Der irakische Ministerpräsident (M.) erklärt vor Armeeangehörigen die Befreiung Mossuls. Foto: epa/Handout

MOSSUL (dpa) - Am Sonntag beglückwünschte Regierungschef Al-Abadi die Iraker schon zum «großen Sieg» in Mossul. Doch die letzten Dschihadisten dort leisten Widerstand. Jetzt will die Armee sie endgültig besiegt haben.

Nach monatelangen Kämpfen hat Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi die bisherige IS-Hochburg Mossul offiziell für befreit erklärt. Regierungstruppen hätten die Stadt vollständig eingenommen, sagte Al-Abadi am Montagabend in einer Fernsehansprache. «Aus dem Herzen Mossuls geben wir den Sieg bekannt», sagte er. «Mit unserem Blut, unseren Opfern und unseren Anstrengungen haben wir den Irak, sein Land und seine Menschen befreit.»

Bereits am Sonntag hatte Al-Abadi den Irakern zu einem «großen Sieg» in Mossul gratuliert. Dennoch gingen die Kämpfe gegen die Dschihadisten noch weiter. Die IS-Kämpfer hielten zum Schluss nur noch kleine Gebiete am Fluss Tigris.

Mit Mossul verliert der IS seine letzte große Hochburg im Irak und die größte Stadt, die er je unter Kontrolle hatte. Die Extremisten waren im Juni 2014 überraschend in Mossul eingefallen und hatten die Millionenmetropole innerhalb kürzester Zeit überrannt.

US-Präsident Donald Trump gratulierte der irakischen Regierung zur Befreiung der Stadt. Der Sieg zeige, dass die Tage des IS gezählt seien, erklärte Trump in einer Mitteilung. Die USA seien stolz, an der Seite der irakischen Sicherheitskräfte und all jener zu stehen, die dies möglich gemacht hätten. Man trauere um die Tausenden Iraker, die von der Terrormiliz getötet worden seien und die Millionen, die unter ihr gelitten hätten. Außenminister Rex Tillerson sprach von einem «entscheidenden Meilenstein» im Kampf gegen den IS.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres begrüßte die Befreiung. Er würdige «Mut, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen» der Menschen im Irak und ihrer Regierung, teilte Guterres mit. Gleichzeitig bedauere er den Verlust von Menschenleben und wünsche allen Verletzten eine rasche Genesung. Beim Wiederaufbau der irakischen Stadt stünden die Vereinten Nationen dem Land zur Seite.

Menschenrechtler warnten, auch nach dem Sieg der Regierungstruppen in Mossul sei das Leiden der Zivilisten noch lange nicht beendet. Die Vereinten Nationen (UN) erklärten, noch immer seien rund 700.000 Menschen aus Mossul vertrieben und bräuchten Hilfe.

Die irakische Armee war am Sonntag mit Luftunterstützung der US-geführten Anti-IS-Koalition in den letzten Rückzugsort des IS im Westen Mossuls eingefallen. Sie hisste die irakische Flagge am Ufer des Tigris und in der Altstadt. Das Staatsfernsehen zeigte feiernde und tanzende Soldaten. Die irakische Nationalhymne wurde gespielt.

Al-Abadi erklärte am Montagabend, es sei ein Sieg über die Dunkelheit und den Terrorismus. Vor dem Irak liege nun die nächste Mission. Es gehe darum, für Stabilität zu sorgen und das Land wieder aufzubauen.

Nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrates (NRC) harren noch immer Zehntausende Zivilisten in Mossul aus. Sie seien während der Kämpfe in der Stadt geblieben, auch weil die Flucht für sie zu gefährlich gewesen sei, sagte eine NRC-Sprecherin.

Bei den Gefechten um Mossul wurden den UN zufolge mehr als 900.000 Menschen aus der Stadt vertrieben. Um die 200.000 von ihnen konnten zurückkehren. Die humanitäre Krise sei noch nicht vorbei, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Fragen im Irak, Lise Grande. Von 54 Stadtteilen in Mossul seien 15 stark und 23 mäßig zerstört. Vor allem in Westen der Stadt liegen ganze Viertel in Trümmern.

Die Terrormiliz ist nun im Irak militärisch weitgehend geschlagen. Sie kontrolliert nur noch unbedeutendere Gebiete etwa an der Grenze zu Syrien, das sie ebenfalls zu Teilen erobert hatte. Experten rechnen damit, dass sich die IS-Anhänger in die großen Wüstengebiete im Westen des Iraks zurückziehen und dort Guerilla-Angriffe planen. Zudem ist die Miliz noch immer in der Lage zu Attentaten.

Auch im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien steht die Terrormiliz unter Druck. Dort ist eine von Kurden angeführte Allianz bis in die nordsyrische IS-Hochburg Al-Rakka vorgerückt.

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