Impfkampagne gegen Cholera-Ausbruch

Foto: epa/Stringer
Foto: epa/Stringer

COX'S BAZAR (dpa) - In den Rohingya-Camps in Bangladesch wird der Ausbruch gefährlicher Krankheiten befürchtet. Mehr als eine halbe Million neuangekommene Flüchtlinge leben dort unter katastrophalen Zuständen. Cholera-Impfungen und mobile Medizin-Einheiten sollen helfen.

Mit fast einer Million Dosen eines Impfstoffes soll ein Cholera-Ausbruch unter den Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch verhindert werden. Auf Wunsch der Regierung sei eine Lieferung von 900.000 Dosen durch eine Gruppe internationaler Hilfsorganisationen am Freitag beschlossen worden, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Nach dem Kentern eines Bootes mit Rohingya-Flüchtlingen vor der Küste des Landes stieg derweil die Zahl der Opfer deutlich - 63 Todesfälle werden befürchtet.

Bei dem Unglück vom Donnerstag im Golf von Bengalen seien mindestens 23 Menschen umgekommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag mit. 40 weitere seien vermisst und wahrscheinlich ebenfalls tot. Die örtliche Polizei hatte am Vortag von mindestens 14 Toten gesprochen, darunter neun Kinder.

Nach Angaben der IOM überlebten 17 Menschen. Insgesamt hätten sich 50 Kinder ohne Lebensmittel auf dem Boot befunden, das zwei Tage lang unterwegs gewesen und bei starkem Regen gekentert sei. Beim Versuch, den Grenzfluss Naf aus Myanmar nach Bangladesch zu überqueren, waren in den vergangenen Wochen bereits Dutzende Rohingya ertrunken.

Rund 518.000 Menschen sind laut IOM in gut einem Monat vor der Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya aus Myanmar in das überwiegend muslimische Nachbarland geflohen. Am 25. August hatten Rohingya-Milizen Polizei- und Militärposten angegriffen. Die Sicherheitskräfte gingen anschließend mit großer Härte gegen viele Rohingya-Dörfer im Bundesstaat Rakhine vor. Sie sollen Feuer gelegt und fliehende Menschen erschossen haben. Die Rohingya sind staatenlos, seit ihnen im mehrheitlich buddhistischen früheren Birma die damals herrschende Militärjunta die Staatsbürgerschaft entzog.

In Bangladesch, wo bereits vor der jüngsten Gewaltwelle rund 400.000 Rohingya-Flüchtlinge lebten, hat die Krise nach Einschätzung der IOM einen «kritischen humanitären Notfall» ausgelöst. Der schlechte Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen erhöhe die Gefahr von Krankheiten. Auch die Hilfsorganisation Save the Children warnte vor einem katastrophalen Ausbruch gefährlicher Infektionskrankheiten wie Cholera. Die Umstände machten die Flüchtlingsregion zu einer «perfekten Brutstätte für eine schwere Gesundheitskrise», hieß es.

Darum will die Internationale Impfstoff-Koordinationsgruppe (ICG) im Oktober eine Impfkampagne starten. Die 900.000 Dosen eines oralen Cholera-Impfstoffes kämen aus den eigenen Vorräten und würden in den kommenden zwei Wochen nach Bangladesch geschickt, hieß es. Darum habe die Regierung des südasiatischen Landes die Gruppe am Donnerstag gebeten. Der ICG gehören die WHO, das UN-Kinderhilfswerk Unicef, Ärzte ohne Grenzen und die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung an.

Das Deutsche Rote Kreuz teilte am Freitag mit, es weite seine humanitäre Hilfe in Bangladesch aus und unterstütze den Betrieb mobiler Einheiten zur medizinischen Versorgung. In mit Materialien und medizinischer Ausrüstung schwer beladenen Geländewagen fuhren den Angaben zufolge Teams in die provisorischen Flüchtlingscamps der Region Cox's Bazar, wo die Lage katastrophal sei.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.