„Ich hasse Thailand“

​Beim neuesten Video-Hit der Tourismusbehörde scheiden sich die Geister

„James“, der Star des Videoclips „I hate Thailand“.
„James“, der Star des Videoclips „I hate Thailand“.

THAILAND: „I hate Thailand“ (Ich hasse Thailand) lautet der Aufmerksamkeit erregende Name des neuesten Werbespots der thailändischen Tourismusbehörde (TAT), der innerhalb weniger Tage nach seiner Veröffentlichung am 20. November Millionen an Klicks gesammelt hat.

Nach dem grausamen Doppelmord an dem Touristenpärchen Hannah Witheridge und David Miller auf Koh Tao bedient sich die TAT mit dieser Guerilla-Marketing-Kampagne einer umgekehrten Psychologie, um bei vorwiegend jungen Touristen das Vertrauen in Thailand als ein sicheres Urlaubsziel zu erhöhen.

Der 5,2 Minuten lange Clip erzählt die Geschichte des fiktiven britischen Rucksackreisenden „James“, der das erste Mal nach Thailand kommt. Nach durchfeierter Nacht wird ihm sein Rucksack mit allen Wertsachen geklaut, weshalb er laut in die Kamera brüllt: „Ich hasse Thailand, ich hasse diesen Ort“. Ohne T-Shirt bekleidet wendet er sich an einen Polizis­ten - den er ebenfalls anbrüllt - um den Diebstahl zur Anzeige zu bringen und trifft dabei auf viele freundliche und hilfsbereite Thais, die sein Bild vom Königreich absolut ins Positive kehren. Am Ende bekommt er seine Tasche wieder, die natürlich von einem Affen und nicht von einem Dieb stibitzt wurde, verliebt sich in eine Thailänderin, bringt Schulkindern Englisch bei, liegt am Strand und freut sich des Lebens. Aus der anfänglich geplanten Woche Urlaub werden zwei Jahre.

Sugree Sithivanich, stellvertretender Präsident der TAT-Abteilung für Marketing-Kommunikation.
Sugree Sithivanich, stellvertretender Präsident der TAT-Abteilung für Marketing-Kommunikation.

So romantisch diese märchenhafte Geschichte auch rüberkommt, sorgt sie für geteilte Meinung. Viele finden den Clip überzogen und glauben nicht, dass der rüpelhaft im Auftreten und ohne Oberteil bekleidete Farang im wirklichen Leben so viel Hilfe von der Bevölkerung erhalten und es überlebt hätte, in Thailand einen Stein aus Wut auf ein fahrendes Auto zu werfen. Besonders Volontäre, die sich um in Not geratene Ausländer kümmern, kritisieren, dass der Clip den Eindruck erweckt, dass man sich in Thailand problemlos ohne ein gültiges Visum aufhalten könnte.

„Der Clip ist Teil unserer nationalen Tourismuskampagne „Entdecke Thainess“, die darauf abzielt, die Freundlichkeit der Thais und Kultur zu promoten, die es so in keinem anderen Land gibt“, erklärte Sugree Sithivanich, stellvertretender Präsident der TAT-Abteilung für Marketing-Kommunikation, in der Zeitung „The Nation“. Das Video wurde im Auftrag der TAT von der Produktionsfirma Hub Ho Hin gedreht und absichtlich ohne Hinweis auf den Auftraggeber online gestellt, um es authentischer wirken zu lassen und die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Es kann unter nachfolgendem Link aufgerufen werden: www.youtube.com/watch?v=54uzEouACYs.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Michael Hellwig 22.12.14 03:15
Hervorragend gemacht
Von Aufenthaltsgenehmigungen ist nirgendwo die Rede.