Hochsaison in Thailand

Hochsaison in Thailand

Endlich! Alle Maschinen Richtung Bangkok sind total ausgebucht – trotz Höchstpreisen – denn Weihnachten steht vor der Tür. Alte Bedenken: Kriegsrecht, Korruption oder Kriminalität sind plötzlich ausgeblendet. Jetzt gilt nur noch eines: Ab in die Tropen!

Ob die vielen Touristen aus dem Westen hierher flüchten, um dem Festtagstrubel in der Heimat zu entgehen oder ob sie Weihnachten im Sand am Meer, unter Sonne und Palmen feiern wollen, lässt sich nur schwer feststellen. Wahrscheinlich hält sich beides die Waage.

Urlauber, die erstmals nach Thailand kommen in der Hoffnung, hier dem hektischen Betrieb rund um die Feiertage zu entgehen, reiben sich beim ersten Gang durch die Stadt verwundert die Augen: Überall kunstvoll arrangierte Installationen, knallbunt geschmückte Bäume, Engel, von Rentieren gezogene Schlitten, und in allen Kaufhäusern dröhnt es „I’m dreaming of a white christmas…“ oder „Stille Nacht…“. Der Fluchtversuch war offensichtlich vergeblich.

Die Feiersüchtigen hingegen sind begeistert: Hier ist es ja noch viel schöner und festlicher als zu Hause. Das hat natürlich mit dem Pragmatismus und dem Geschäftssinn der Thais zu tun, die kaum ein Fest auslassen, auch wenn es mit ihrer Kultur nichts zu tun hat. Und Weihnachten steht dabei für sie an erster Stelle. In aller Eile werden die alten Preise überklebt. Jetzt geht es für sie darum, viel Geld aus den Touristen herauszuquetschen, denn wenn die Saison vorüber ist, spätestens ab Ende April bis Ende Oktober, herrscht hier wieder Totensonntag. Über Nacht haben sich die Zimmerpreise in den Hotels verdoppelt. Und wer einen Pauschalurlaub gebucht hat, der muss auch am Festtagsdinner teilnehmen, das in den einfacheren Hotels häufig ungenießbar, dafür aber völlig überteuert ist.

Doch nicht nur hier hat Weihnachten seinen eigentlichen Sinn verloren. Viele kennen ihn überhaupt nicht mehr. Jubel, Trubel und Heiterkeit sind angesagt.

Das gilt ganz besonders für Harald, einen sehr entfernten Bekannten, dem ich stets gern aus dem Weg gehe. Gestern ist es mir nicht gelungen. „He, altes Haus, gut dass ich dich treffe. Am Heiligabend veranstalte ich eine große Sause am Dongtan-Strand. Du musst unbedingt kommen. Ich habe schon einen Platz gemietet. Wir werden einen großen Tannenbaum aufstellen, rund herum Tische und Bänke, und für Essen und Getränke ist auch gesorgt“.

Alle guten Geister mögen mich davor bewahren! Dieser Harald gehört zu den berüchtigten „Ballon-Fahrern“, der natürlich all seine Kumpane einladen wird, um von ihnen einen Kostenbeitrag einzufordern, von dem er dann wieder eine Zeit lang leben kann.

Und während die halbe Welt die Geburt Christi feiert, wird hier vor allem dem Gott Mammon gehuldigt: Süßer die Kassen nie klingen für all den chinesischen Kitsch, der hier an diesen Tagen verhökert wird.

Gläubige Christen werden an diesem Abend an einem Gottesdienst teilnehmen, aber es lässt sich nicht verheimlichen, dass immer mehr Kirchenbänke leer bleiben. Mehr als die Hälfte aller katholischen Christen haben sich von den Dogmen der Kirche abgewandt. Ob Eheverbot für Geschiedene, Kondomverbot, Ausschluss von Frauen als Pfarrerinnen, all das halten viele für nicht mehr zeitgemäß. Das kürzlich in Rom stattgefundene Konzil hat diese Wünsche der Gläubigen zur Kenntnis genommen, aber nichts bewegt.

Muss die Kirche sich verändern oder hat sie gar ausgedient? Wir feiern Weihnachten auf Teufel komm raus. Die einen mit Gottesdienst oder Andacht, die anderen mit Bier oder Bar-Ladies. Hauptsache ist, dass überall die Kerzen brennen.

Fröhliche Weihnachten!

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otto weigl 25.12.14 13:04
was für ein Geschreibsel, unnötig
hans kuster 22.12.14 21:59
Ich frage mich - benötigt es solche Schreiberlinge wirklich? Manche würden wohl besser an ihrem Geburtsort ein Leben lang verbleiben - ihr vermeintliches Geniessen - damit hat es sich doch auch! Also wem es nicht passt bleibe dort wo es ihm beschieden ist. Schöne Weihnachten und "Halleljuia" Wir welche Thailand lieben sind hier, lieben und geniessen es , alle Andern sollen es bitte schön bleiben lassen und ihre Erfüllung anderswo suchen. hajkus