Helme, die nicht schützen

Zu viele Sturzhelme sind von mangelhafter Qualität Kaum Kontrollen

Ein guter Sturzhelm sollte den Kopf völlig umschliessen und ein Visier haben
Ein guter Sturzhelm sollte den Kopf völlig umschliessen und ein Visier haben

Auf Thailands Strassen lassen jedes Jahr rund 40.000 Menschen ihr Leben. Besonders chaotisch geht’s an den Feiertagen zu. Zum letzten Songkran-Fest stellten Motorisierte einen traurigen Rekordauf: 594 Tote (im Vorjahr waren es 567) und 39.725 Verletzte. An der überwiegenden Zahl der Verkehrsunfälle waren einmal mehr Motorradfahrer beteiligt. Die Hauptunfallursachen: Alkohol undüberhöhte Geschwindigkeit. Die wichtigste Botschaft einer Studie über die am letzten westlichen Neujahrsfest registrierten Verkehrsunfälle, deren Ursachen und die hohe Zahl der Toten undVerletzten lautet: Motorradfahrer, setzt einen Schutzhelm auf! An 84 Prozent aller damaligen Unfälle waren Motorradfahrer beteiligt. 94 Prozent der Fahrer und Beifahrer trugen zum Zeitpunkt desGeschehens keinen Helm. Und eine Untersuchung aller Helme, die von Motorradfahrern und den Soziusfahrern getragen wurden, ergab: Über die Hälfte dieser Helme sind von so geringer Qualität, dasssie ihren Trägern bei einem Unfall nicht schützen. „Beim Aufprall gleiten diese Helme vom Kopf. Sie könnten keine Verletzungen verhindern“, hat ein Fachmann herausgefunden.

In Thailand produzierte Sturzhelme sind in der Mehrzahl nicht sicher genug und von einer minderwertigen Qualität. Sie zu tragen bedeutet Gefahr für Leib und Leben von Fahrer und Sozius.

Eine Verbraucherschutz-Organisation hatte vor kurzem über ihr Journal Motorradfahrer aufgefordert, ihre Sturzhelme darauf zu überprüfen, ob sie den Sicherheitsstandards entsprechen. DieOrganisation hatte die im Land erhältlichen Helme unter die Lupe genommen und festgestellt, dass ein Grossteil von mangelhafter Beschaffenheit ist.

Ithabul Onwongsa, einer der Verbraucherschützer, erklärte, dass die Produktion von Motorradschutzhelmen der Kontrolle durch das Office of Industrial Standards (OIS) unterliegt. Bei Verstössengegen Sicherheitsbestimmungen könnten sowohl Hersteller als auch Händler mit Geld- und Gefängnisstrafen belegt werden.

Dass die meisten Motorradfahrer Helme minderwertiger Qualität tragen, hat seinen Grund: Sie erhalten diese Helme beim Kauf eines neuen Motorrades als Geschenk. Nach der Statistik wurden imVorjahr rund 1,5 Millionen Motorräder verkauft. Das könnte bedeuten: Es sind weitere mehr als eine Million Helme im Umlauf, die nicht den Sicherheitsstandards entsprechen.

Diese mangelhaften Schutzhelme werden als illegale Produkte betrachtet. Das Problem besteht nach Ansicht der Verbraucherschutz-Organisation darin, dass das OIS angeblich nicht über genügendPersonal verfügt, um diese Ware aus dem Verkehr zu ziehen.

Viwat Kunaanuwit, Verkaufsmanager eines Helmherstellers, sagt, es sei ausgesprochen einfach, gute Produkte von den mangelhaften zu unterscheiden. Die nicht dem Standard entsprechenden Helmeseien leichter, da sie aus Material von geringerer Qualität hergestellt würden. Sie würden sehr schnell zerbrechen und bei einem Unfall keinen wirklichen Schutz vor Verletzungen bieten. KhunViwat weiss, dass auch Helme mit einer OIS-Garantie keine völlige Sicherheit bieten können. Dann nämlich, wenn der Träger in einen Unfall verwickelt wird und dabei schneller als Tempo 60 fährt.Der Manager räumt indessen ein, dass importierte Schutzhelme von wesentlich höherer Beschaffenheit seien als die lokalen Produkte.

Verbraucherschützer Ithabul meint, es sei für die thailändischen Hersteller schwierig, die Qualität ihrer Helme zu verbessern, weil sie im harten Wettbewerb mit den qualitativ zwarschlechteren, doch wesentlich billigeren Produkten der Konkurrenz stehen.

Auch Veera Kasarntikul von der Silpakorn-Universität gab zu Protokoll, dass die meisten in Thailand erhältlichen Helme von mangelhafter Beschaffenheit sind. Es würden ohnehin nicht alleProdukte getestet, sondern nur die Proben, die von den Herstellern zum OIS geschickt werden. Resignierend meint er: „Ein schlechter Helm ist aber besser als gar keiner.“

Ithabul Onwongsa zeigt sich besorgt darüber, dass dem Problem von den Behörden anscheinend nur wenig Bedeutung beigemessen wird. Bei anderen Produktfälschungen, zum Beispiel bei CDs, gehe diePolizei viel ernsthafter zur Sache. Doch solche Einsätze hätten mit Verbraucherschutz nicht viel zu tun, sondern schützten die Interessen einzelner Geschäftsleute oder Unternehmen. „Dem Problemder illegalen Helme wird nur wenig Beachtung geschenkt, obwohl dies fatale Folgen für die Benutzer haben kann“, klagt der Ver- braucherschützer.

Die Polizei setzt in Pattaya das seit Mitte der 90er Jahre geltende Helmgesetz nur durch, indem die Uniformierten bei Kontrollen überprüfen, ob Fahrer oder Beifahrer einen Kopfschutz tragen.Die Beamten kontrollieren nie, ob die Helme den Sicherheitsstandards entsprechen und ob sie vorschriftsmässig getragen und befestigt werden, um Fahrer und Beifahrer die grösstmöglicheSicherheit zu bieten.

Ein guter Helm sollte den Kopf völlig umschliessen und ein Visier als Gesichtsschutz besitzen. Neben dem IOS-Aufkleber müssten auch Name und Adresse des Herstellers ersichtlich sein. Der Helmsollte eine möglichst helle Farbe besitzen und nicht länger als drei Jahre benutzt worden sein.

Quelle: DER FARANG

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