Hausbesuch bei Günther Ruffert

Altersruhesitz in den Weiten des Isaan

Im Grenzgebiet zu Kambodscha, am Rande der Provinz Surin, schaffte Günther Ruffert sich sein persönliches Paradies, wo er bis zu seinem Tod glücklich lebte und die Vorteile der Pensionierung genoss. Fotos: bj
Im Grenzgebiet zu Kambodscha, am Rande der Provinz Surin, schaffte Günther Ruffert sich sein persönliches Paradies, wo er bis zu seinem Tod glücklich lebte und die Vorteile der Pensionierung genoss. Fotos: bj

SURIN: Der heutige Teil der Serie "DER FARANG im Isaan" führt die Leser in die Provinz Surin, um Thailand-Erfolgsautor Günther Ruffert in seinem Altersruhesitz in dem kleinen Dorf Ta Miang am Rande der thailändisch-kambodschanischen Grenze, einen Besuch abzustatten.

Rufferts Eigenheim kann man praktisch nicht verfehlen. Denn seine Lebensgefährtin betreibt die einzige Tankstelle weit und breit. Sehr zur Freude des Journalisten, dem in den unendlichen Weiten des Isaan langsam aber sicher der Sprit zur Neige geht. In einem winzigen Dorf, ländlich abgeschieden, umzingelt von zahlreichen Reis- und Zuckerrohrfeldern, ist die Tankstelle nur schwer zu übersehen und das Ziel erreicht. Die Bewohner der kleinen Ortschaft arbeiten überwiegend im Ackerbau, dessen Ertrag auf dem nährstoffarmen Boden in der lang anhaltenden Dürreperiode der Trockenzeit, bemessen am Arbeitsaufwand, relativ mager ausfällt. Dementsprechend bescheiden präsentiert sich auch die Infrastruktur des Ortes, in dem jeder jeden kennt und der Alltag in täglicher Routine verläuft, ohne große Überraschungen.

Deutsche Hausbaukunst

Das Anwesen des Isaan-Experten, das sich in unmittelbarer Nähe zur Tankstelle befindet, kann sich sehen lassen: Die massive Steinbauweise und das schmucke rote Ziegeldach entsprechen genau der Vorstellung deutscher Hausbaukunst, die man von einem pensionierten Bauingenieur erwartet. "Herzlich willkommen in meinem Zuhause", begrüßt der Gastgeber die neugierigen Gäste aus Pattaya, umzingelt von einer Hundeschar, die die Fremden aufgeregt beschnuppert.Auch die inneren Werte des Eigenheimes überzeugen. Neben einem gewissen Maß an deutscher Gemütlichkeit stechen zahlreiche südostasiatische Dekorationen ins Auge, die den Besucher wieder daran erinnern, in welchem Teil der Welt er sich gerade befindet. Bei einem Rundgang durch den Garten fällt sofort der zu einer Abkühlung einladende Swimmingpool ins Auge, der, umgeben von einer Orchideenzucht, für eine tropische Wohlfühlatmosphäre sorgt.

Liebestrunkener Besuch

Schön ist es hier – ohne Zweifel. Auf die Frage, ob ihm nicht manchmal langweilig wird im abgelegenen Nordosten, antwortete der 82-Jährige: "Nein, ich korrespondiere viel im Internet, schaue ab und zu einen meiner zahlreichen deutschsprachigen Filme oder helfe meiner Lebensgefährtin in ihrem Minimarkt in der Tankstelle, damit dort ein Mindestmaß an deutscher Ordentlichkeit herrscht."Vereinsamen konnte Ruffert in seinem Domizil auf jeden Fall nicht. Denn nicht selten stand Überraschungsbesuch vor der Tür: Ältere Farangs mit ihrer frischen, jungen Thai-Liebe im Gepäck, die, obwohl sie sich erst vor einer Woche an einer Bierbar in Pattaya oder Phuket kennen gelernt hatten, vorhaben, in kürzester Zeit den Pfad der Ehe zu beschreiten und den Thailand-Experten in diesem Zusammenhang um Rat fragen. "Denen nehme ich natürlich erst einmal den Wind aus den Segeln und die rosa-rote Brille ab", so Ruffert. "Denn nicht selten führen solche vorschnellen Entscheidungen im Zustand unberechenbarer Liebestrunkenheit in eine große Enttäuschung. Nicht nur in der Liebe, sondern auch im Finanziellen".

Liebe zu Thailand verbindet

Seitdem der agile Rentner seine Geschichten online auch in englischer Sprache zur Verfügung stellte, stand auch immer öfter mal Besuch aus England oder Amerika bei Ruffert auf der Matte. Kein Wunder: Denn trotz unterschiedlicher Nationalität verbindet die Liebe zu Thailand. Die Probleme mit der fremden Kultur sind für westliche Ausländer meistens dieselben."Eigentlich hat sich hier im Dorf in den letzten zwei Jahrzehnten nicht viel geändert", so Ruffert. "Es haben sich jedoch immer mehr Fremde in der Region niedergelassen. Hier leben im Umkreis von 50 Kilometern bestimmt 100 Ausländer. Zwei, drei Mal besuchte er auch einen der vielen Stammtische, wo sich in der Provinz lebende Ausländer in lockerer Runde treffen, verließ diese jedoch wieder recht schnell.Viel lieber verbrachte er Zeit mit seinen Hunden. Rufferts Dobermann-Hündin warf gerade zum wiederholten Male acht Junge. "Die Einwohner im Dorf sind ganz verrückt nach den Welpen. Schließlich ist die Mutter reinrassig und das ist hier in der Gegend schon etwas Besonderes."

Reiseleiter Ruffert

Obwohl Ruffert an Kniebeschwerden litt, ließ er es sich nicht nehmen, dem FARANG-Team die nähere Umgebung zu zeigen. Höhepunkt der Rundfahrt war ein Abstecher ins thailändisch-kambodschanische Grenzgebiet zur alten Khmer-Ruine Prasat Tamuen Toch, um die es immer wieder zu militärischen Grenzstreitigkeiten kommt (mehr über Prasat Tamuen Toch in einer der nächsten FARANG-Ausgaben).

Dem Journalisten, selbst ein großer Fan von Rufferts Kolumnen und Thailand-Büchern, wird dieser erlebnisreiche Tag noch lange in bester Erinnerung bleiben. Wenige Wochen nach dem Besuch verstarb Günther Ruffert. Durch seinen Tod verloren wir einen hervorragenden Kolumnisten und Freund. Seiner Persönlichkeit und Hilfsbereitschaft werden wir stets gedenken.

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