Gunter Gabriel ist gestorben

«Bigboss» der Countryszene

Trucker-Idol, Malocher-Musiker und Stimme des «kleinen Mannes» - so sah sich Gunter Gabriel am liebsten. Foto: epa/Bernd Von Jutrczenka
Trucker-Idol, Malocher-Musiker und Stimme des «kleinen Mannes» - so sah sich Gunter Gabriel am liebsten. Foto: epa/Bernd Von Jutrczenka

HAMBURG (dpa) - Trauer um Country- und Schlagerstar Gunter Gabriel: Im Alter von 75 Jahren starb der Musiker am Donnerstag, wie seine Agentur berichtete. Gabriel sei am Vorabend seines Geburtstages, den er am 11. Juni beging, auf einer Steintreppe gestolpert und habe einen dreifachen Bruch des ersten Halswirbels erlitten. In einem Krankenhaus in Hannover sei er dreimal operiert worden. «Doch er schaffte es nicht. Heute Vormittag hat das Herz eines großen Musikers aufgehört zu schlagen», teilte die Agentur mit.

Gabriel, der auf einem Hausboot in Hamburg-Harburg lebte und sich selbst den «Bigboss» der deutschen Countryszene nannte, war in den 1970er Jahren mit Hits wie «Er ist ein Kerl (Der 30 Tonner Diesel)» oder «Hey Boss, ich brauch mehr Geld» bekannt geworden. Für seine Fans war er der «deutsche Johnny Cash», auf das Werk der US-Countrylegende hatte er sich gerade auch in den letzten Jahren im Studio und auf der Bühne konzentriert. Daneben lieferte er immer wieder Stoff für Schlagzeilen jenseits der Musik: mit Alkoholabstürzen, Pleiten und gesundheitlichen Problemen.

Gabriel pflegte sein Image als Fernfahrer-Idol, Malocher-Musiker und Stimme des «kleinen Mannes». «Ein bisschen Macho, ein bisschen Punk, ein bisschen Proll» - so sah er sich. Den Erfolgen in den 70ern folgte der Absturz in den 80ern: Neue Hits blieben aus, Ehen zerbrachen, bei Immobiliengeschäften verspekulierte er sich und verlor Millionen, lebte im Wohnwagen und auf der Autobahn. Aber immer wieder kehrte er als Musiker zurück - entweder zu seinen kleinen «Wohnzimmer-Konzerten» oder ins große Rampenlicht.

Kurz vor Cashs Tod nahm er 2003 in dessen Studio deutsche Versionen von Songs seines Idols auf. «Das Tennessee-Projekt» erntete ebenso gute Kritiken wie die weitere Cash-Hommage «Sohn aus dem Volk - German Recordings» (2009). Später trat Gabriel mit dem Programm «Hello, I'm Johnny Cash» in Theatern auf, danach brachte er mit «Ich, Gunter Gabriel» sein eigenes Leben auf die Bühne. Seiner Autobiografie gab er den Titel «Wer einmal tief im Keller saß. Erinnerungen eines Rebellen».

Gabriel, vierfacher Vater, war viermal verheiratet. Alle seine Kinder seien entsetzt gewesen, als er 2016 ins TV-«Dschungelcamp» einzog, erzählte er damals. Er verließ die RTL-Show «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» nach wenigen Tagen wieder wegen gesundheitlicher Probleme. Seine Gesundheit machte ihm immer wieder zu schaffen, auch vor seinem 75. Geburtstag, wie er im Interview erzählte. Er merke, dass er schnell abbaue, erzählte er, und wollte sich eigentlich nun vorrangig um seine Genesung kümmern.

Wenn ihm ein Arzt sage, er habe bestimmte Probleme, weil er ein alter Mann sei, fordere ihn das geradezu heraus, sagte Gabriel damals. «Ich bin ein Lösungsmann, kein Jammermann. Ich löse Probleme.» Nicht glücklich, sondern beglückt, beschrieb er sich in dem Gespräch und betonte: «Ich bin okay, ich bin nur anders – und das will ich auch sein.» Noch mindestens 20 Jahre wolle er leben, sagte er. Wenige Tage später geschah der verhängnisvolle Treppensturz.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

TheO Swisshai 27.06.17 10:53
@Ingo Kerp / Verschiedene Gründe
Zuerst mein Beileid zum Tod Ihres früheren Nachbarn. Es scheint Sie ja ziemlich zu belasten. Den Umstand, keine Zeile darüber gelesen zu haben, sollten Sie allerdings nicht überbewerten, denn immerhin haben Sie davon gehört und das ist heutzutage schon eher die Ausnahme. Ich hoffe jedenfalls, Sie kommen bald über den Verlust Ihres früheren Nachbarn hinweg.
Ingo Kerp 24.06.17 16:48
Ich hörte, mein früherer Nachbar ist auch gestorben. Habe aber keine Zeile darüber gelesen.