Große Trauer, verhaltene Stimmung, schwarze Kleidung

Bangkok nimmt Abschied von Seiner Majestät König Bhumibol Adulyadej

Den „Royal Chariot of the Great Victory“ hat König Rama I. 1795 für seinen Vater gebaut. Seitdem kommt der goldene Wagen bei königlichen Einäscherungszeremonien zum Einsatz.
Den „Royal Chariot of the Great Victory“ hat König Rama I. 1795 für seinen Vater gebaut. Seitdem kommt der goldene Wagen bei königlichen Einäscherungszeremonien zum Einsatz.

BANGKOK: Zwei Touristen, sie im Kleid und schwarzen Flip Flops, er im üblichen BackpackerRäuberzivil, wollen sich die berühmten Tempel Bangkoks anschauen. Die beiden Italiener sind ein wenig verdattert als sie am Sanam-Luang-Platz erfahren, dass der Königspalast wegen der Vorbereitungen für die Einäscherung von König Bhumibol geschlossen ist. „Ist der König nicht schon vor einem Jahr gestorben“, fragt die Italienerin verwundert. „Ja“, sagt Khun Chai. „Aber unsere Tradition verlangt eine lange Trauerzeit.“

Ehrenamtler helfen

Chai ist einer der vielen Ehrenamtler am Sanam-Luang-Platz, die Touristen in diesem Tagen mit Informationen zur Seite stehen. In gutem Englisch erzählt Chai den Italienern, was es mit der prachtvollen, eigens gebauten Anlage auf dem Platz auf sich hat. „Das ist das Krematorium, in dem der Leichnam unseres Königs eingeäschert wird.“ Chai weist auf den hohen goldenen Turm. „Der symbolisiert den Berg Meru.“

An dem prunkvollen Schrein für die Feuerbestattung König Bhumibol Adulyadejs wurde seit Monaten gearbeitet. Ab dem 1. November kann er besichtigt werden.
An dem prunkvollen Schrein für die Feuerbestattung König Bhumibol Adulyadejs wurde seit Monaten gearbeitet. Ab dem 1. November kann er besichtigt werden.

Der Berg Meru ist in der hinduistischen Mythologie die Mitte der Welt, umgeben von den Kontinenten und Bergketten, inmitten eines Ozeans aus Milch. Die Begräbnisriten für einen thailändischen König sind eine Mischung aus buddhistischen und hinduistischen Ritualen.

Viel ist von der Anlage nicht zu sehen. Sanam Luang ist mit einem doppelten Zaun abgesperrt. Tribünen und Pavillons für Ehrengäste versperren die Sicht. Die sehr wenigen Stellen, von denen man das Krematorium einigermaßen fotografieren kann, sind heiß begehrt.

Goldene Begräbniswagen

Die beiden Italiener wollen weiter. Auf einem großen Lageplan zeigt Chai den beiden den Weg. Sie sagen Danke, Chai sagt Buongiorno, alle freuen sich. Viel ist an diesem Samstag, dem 14. Oktober, am Sanam Luang nicht los. „Gestern zum 1. Todestag von König Bhumibol waren mehr Menschen hier“, erzählt Chai. Gut besucht ist allerdings das National Museum. Vor allem die Halle mit den opulenten, goldenen, historischen Begräbniswagen, die Teil der Prozession auf dem letzten Weg von König Bhumibol sein werden.

Trauer und Tränen um den geliebten König – Modegeschäfte bieten das angemessene Outfit.
Trauer und Tränen um den geliebten König – Modegeschäfte bieten das angemessene Outfit.

Kaum einen Kilometer von Sanam Luang entfernt ist die Khao San Road mit ihren Bars, Hotels, Shops und Restaurants. In dem Epizentrum der Backpacker und ihrer Flashpacker genannten Premiumvariante treffen zwei Welten aufeinander. Sämtliche Thais, die auf der Partymeile als Kellner, Tätowierer oder Andenkenverkäufer arbeiten, tragen Schwarz. Die vielen jungen Partypeople aus aller Welt hingegen sind gekleidet, wie es ihnen gefällt. Das war vor einem Jahr gleich, nach dem Tod von König Bhumibol anders. Damals trug auch eine ganze Menge Touristen Schwarz oder hatte sich wenigs­tens einen Trauerflor angeheftet. Eines fehlt allerdings an diesem Nachmittag auf der Khao San – Musik.

Das Bunter hinter dem Schwarz

Seit einem Jahr tragen die Thais Schwarz. Jetzt sieht man auch immer mehr Expats mit Zeichen der Trauer. „Wenn man hier lebt, sollte man seinen Gastgebern auch Respekt erweisen“, findet Georg. Der flotte blonde Lifestyleberater mit einem Dreitagebart à la Christian Lindner hat sich in den Silom Complex aufgemacht, um sich ein schwarzes Hemd zu kaufen. Daran ist kein Mangel. In der Modeabteilung dominiert die Farbe Schwarz. Hinter den geschickt im Raum drappierten Schaufens­terpuppen in schwarzer Kleidung strahlt es aber verschämt bunt. Das Leben geht weiter. König Bhumibol wird immer im Herzen der Menschen bleiben.

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