Auf einem kurzen Trip in die Schweiz habe ich mein iPhone nicht dabei und kann deshalb keine Bilder aufnehmen. Fühle mich total impotent.
Wegen wichtiger Besprechungen reise ich kurz in die Schweiz und bringe meinen Freunden im Botanischen Garten sechs Gewürznelken und eine Feige mit kleinen Früchten aus Südthailand mit. Im Prinzip darf man solche Pflanzen einführen, wenn man die Erde von den Wurzeln vollständig entfernt. Da ich am Zoll nicht kontrolliert werde, komme ich so oder so ohne große Erklärungen durch. Aber, weil ich das iPhone in Thailand vergessen habe, kann ich von meinem Kurzbesuch im Botanischen Garten von Zürich keine Bilder zeigen.
Alles wird ständig fotografiert
Und dann soll ich in Zürich auch noch die neueste Folge der „Gartengeschichten“ schreiben, ich schaue mir meine in der Cloud gesammelten Bilder an und merke, wie abhängig ich von diesem Smartphone geworden bin. Ich fotografiere ständig alles, zum Beispiel die kleinen grünen Raupen, die sich an den Blättern des einen Kakaobaumes gütlich tun. Mit einem Holzstück entferne ich viele, doch dann berühre ich eine mit den Fingern, was sofort kräftig schmerzt. Sie sind offenbar giftig, was mir meine Thai-Gärtner bestätigen und Chemie einsetzen.
Ein Freund auf Koh Samui erkundigt sich, ob ich Meerrettich habe? Nein, lautet die Antwort. Doch dann erinnere ich mich an die Moringa oleifera, den sogenannten Meerrettich- Baum. Aus dessen Wurzel, die Meerrettich gleicht, haben die Briten in Indien einen Meerrettich-Ersatz hergestellt. Per EMS schicke ich ihm eine solche Wurzel, auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Ein guter Botanischer Garten soll gut angeschrieben sein. Wir haben mal einen Prototypen eines solchen Schildes herstellen lassen, der durchaus gefällt. Momentan erarbeite ich eine erste Liste, eine
Heidenarbeit, aber sie muss sein.
Zitrusfrüchte werden nun veredelt
Schon vor anderthalb Jahren habe ich ein Navelorangenbäumchen aus der Schweiz mitgebracht, das inzwischen stark gewachsen ist. Nun wollen wir daraus weitere sortentreue Pflanzen schaffen, was mit Kernen eben nicht funktioniert. Wir haben uns Unterlagen besorgt, also Pflanzen, die aus Pomelosamen gezogen wurden. Ihnen schneiden wir gewissermaßen den Kopf ab und pfropfen Pflanzenmaterial von unserer Orange auf, schaffen eine Chimäre, eine veredelte Orange, die auf ihrem Pomelowurzelstock wächst. In etwa einem Jahr werden wir dasselbe mit den Blutorangen und den Grapefruits tun.
Für meine Reise in die Schweiz mache ich 9 Kilo Konfitüre aus unseren wohlschmeckenden Rio-Guaven, außen gelbe und innen rote Früchte, die viel besser schmecken als die grünen, gängigen Guaven. Das gibt gute Mitbringsel, die sehr geschätzt werden. Die roten Guaven tragen auch erstmals Früchte, sie sind fast so gut wie die Rio-Guaven. Und natürlich wird auch dieses Ereignis mittels iPhone bildlich festgehalten.
Und dann spiele ich wieder einmal Geburtshelfer für Gänse, die im Inkubator ausgebrütet wurden. Sobald sie sich ans Schlüpfen machen, ein Loch ins Ei schlagen, vergrößere ich dieses Loch, damit sie nicht ersticken. Zehn Stunden später, wenn sie das Eidotter eingezogen haben, helfe ich ihnen ganz aus dem Ei.
Das alles wird fotografiert, bald habe ich mein geliebtes Smartphone wieder!
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite. |