Gewinnt das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bald ein Elektroauto?

Foto: Gunnar Assmy – Fotolia
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RAASEPORI: Die finnische Stadt Raasepori scheint ihrem Namen alle Ehre machen zu wollen. Sie ist nämlich Sitz der finnischen Automobilmanufaktur Toroidion Ltd, die am 16. April 2015 auf der Millionärsmesse „Top Marques“ in Monaco den Konzeptsportwagen Toroidion 1MW vorstellte. Toroidion wurde im Jahr 2011 gegründet, um einen völlig neuen elektrischen Antrieb zu entwickeln, der beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans konkurrenzfähig sein kann. Die Bilder zum Fahrzeug auf der Webseite von Toroidion sind schon beeindruckend und erinnern mit den Flügeltüren an einen Retrosportwagen.

Visionär Pasi Pennanen ist der führende Kopf

In der Automobilbranche ist der Finne Pasi Pennanen relativ unbekannt. Laut eigenen Angaben ist er seit zwanzig Jahren in der Branche tätig und war für die Entwicklung und den Aufbau von Konzeptfahrzeugen und Serienmodellen verantwortlich. Nach dem Motto „Es gibt nichts, was nicht getan werden kann“ und der festen Überzeugung, die Grenzen in Produktentwicklung und Design überschreiten zu können, realisiert Pennanen Schritt für Schritt seinen visionären Plan. Ein konkurrenzfähiges Elektroauto beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start zu bringen, hat vor ihm noch niemand gewagt. Allerdings reiht er sich mit diesem Vorhaben in die Reihe von Visionären ein, die mit Alternativantrieben in Le Mans vertreten waren:

  • In den 60er Jahren setzte Rover Fahrzeuge mit Gasturbinen ein.
  • Mazda konnte Le Mans 1991 mit einem Wankelmotor sogar gewinnen.
  • Team Nasamax versuchte es mit dem Treibstoff Methanol.
  • Team Taurus blieb 2004 mit einem Dieselmotor noch erfolglos.
  • Zwei Jahre später machte es Audi besser und gewann mit dem Audi R10 TDI
  • 2012 gewann Audi erstmals das Rennen mit einem Hybridfahrzeug, dem Audi R18 e-tron quattro.

Technische Daten noch nicht verfügbar

Das Ingenieursteam von Toroidion hat jetzt die erste Machbarkeitsstudie seines Superautos, das durch einen revolutionären Hochleistungselektromotor angetrieben wird, vorgelegt. Das Toroidion 1MW Konzeptfahrzeug soll mit Straßenzulassung ausgestattet und komplett am eigenen Unternehmensstandort in Finnland entworfen, entwickelt und gebaut werden.

Umfangreiche technische Daten enthält die Studie allerdings noch nicht. Dafür sollen erst noch weitere Tests durchgeführt wurden. Erst im Anschluss will Toroidion mehr über den innovativen und patentierten Antrieb sowie die Leichtbauweise des Konzeptfahrzeugs bekannt geben.

Der Name Toroidion 1MW bezieht sich übrigens auf dessen Leistungsfähigkeit. Das Kürzel 1MW steht für 1 Megawatt. Ein Elektromotor mit einer Leistungsfähigkeit von 1.000 Kilowatt entspricht umgerechnet der Power von 1.359 Pferdestärken (PS).

Konkurrenz für den Bugatti Veyron

Bildquelle: Super sport car black and red © AdrianEugen – Fotolia
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Der Bugatti Veyron 16.4 ist seit Juni 2010 das schnellste Auto der Welt im Bereich der straßenzugelassenen Fahrzeuge. Die 16.4-Super-Sport-Edition bringt es auf eine Spitzengeschwindigkeit von 434 Kilometer pro Stunde. Noch ist nicht bekannt, auf welche Werte es der Toroidion 1MW bringen wird. Aber wer das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnen will, muss schon einiges unter der Haube haben. Der Superflitzer aus Finnland könnte den Bugatti Veyron durchaus an der Spitze der schnellsten Autos ablösen. Dann wäre knapp 120 Jahre nach dem ersten dokumentierten Geschwindigkeitsrekord erstmals wieder ein Elektroauto das schnellste Auto der Welt. Im Dezember 1898 erreichte der französische Rennfahrer Gaston de Chasseloup-Laubat in seinem Elektrofahrzeug „Jeantaud Duc“ eine Geschwindigkeit von 63 Kilometer pro Stunde und durfte sich mit dem Titel schnellstes Auto für die damalige Zeit schmücken.

Freunde von schnellen und straßenzugelassenen Autos dürfen sich schon auf die ersten Serienmodelle des Toroidion 1MW freuen. Die Anschaffungskosten mögen vielleicht ähnlich hoch sein wie beim Bugatti Veyron. Aber bei den Unterhaltungskosten kann der Finne richtig punkten. Während der Bugatti Veyron kombiniert 24,1 Liter Super Plus schluckt und innerorts sogar auf 40,4 Liter pro 100 gefahrene Kilometer kommt, fallen beim Toroidion nur geringe Stromkosten an. Da Elektrofahrzeuge in Deutschland bei Erstzulassung ab 1. Januar 2016 noch bis 31. Dezember 2020 steuerbefreit sind, liegt der Sportwagen aus dem hohen Norden auch in diesem Bereich mit 0 Euro Kfz-Steuer ganz weit vorn. Der Kfz-Steuer-Rechner von Autoscout24 errechnet für den Bugatti Veyron bei einer angenommenen Erstzulassung ab Juni 2009 dagegen die stattliche Summe von 1.068 Euro, die jährlich an den deutschen Fiskus zu zahlen sind.

Fahrzeug

ErstzulassungHubraumCO2-EmissionMotorartPreisKfz-Steuer
Bugatti Veyronab Juni 20097.993574 g/kmBenzin1,3 Mio €1.068 Euro
Toroidion 1MWab 2016?0 g/kmElektro?0 € bis 2020

Konkurrenz für den Tesla Roadster

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Mit einem serienreifen Sportwagen auf der Basis eines Elektromotors wäre Toroidion keine absolute Neuheit in der Automobilbranche. Schon am 17. März 2008 begann die Kleinserienproduktion des Tesla Roadster des amerikanischen Automobilherstellers Tesla Motors Inc. Knapp zwei Jahre vorher wurde dieser ebenfalls auf Basis eines Elektromotors konzipierte Sportwagen im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung auf dem kalifornischen Santa Monica Airport der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Pasi Pennanen dürfte bei der Verwirklichung seines Traumes auch von den Visionen von Tesla-CEO Elon Musk profitieren. Dieser gab nämlich im Juni 2014 alle von Tesla gehaltenen Patente frei, um der Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu einem schnelleren Aufschwung zu verhelfen. Sein legendärer Satz „All our patents are belong to you“, zu Deutsch: „Alle unsere Patente gehören jetzt euch”, dürfte in Raasepori mit wachen Ohren aufgenommen worden sein.

Seinem Traum, ein Elektroauto für ein Durchschnittseinkommen anzubieten, ist Elon Musk schon ziemlich nahe gekommen. Der Tesla Roadster war das erste Modell des Unternehmens und wurde mit der limitierten Auflage von 2.500 Stück zu einem Kaufpreis ab 100.000 Euro angeboten. Dieser Preis entspricht zwar nicht dem Durchschnittseinkommen, sollte aber auch nur die Gewinne einfahren, um einen „etwa halb so teuren sportlichen Fünftürer zu bauen“. Auch dieses Ziel ist bereits erreicht. Das Model S kostet in den USA etwa 50.000 Euro. In Deutschland müssen Käufer des Tesla Model S mindestens 67.900 Euro auf den Tisch legen. Die Gewinne aus dem Verkauf des Model S will Musk nutzen, um ein „noch günstigeres Familienauto zu bauen.“ Der SUV Model X soll ab Anfang 2016 ausgeliefert werden. Über den Preis hat Tesla auf der deutschen Version seiner Webseite noch keine Angaben gemacht. Bei Reservierung muss eine Zahlung von 4.000 Euro geleistet werden. Man darf davon ausgehen, dass Elon Musk seinem Ziel wieder ein Stück näher gekommen ist.

Das Geschäftsmodell von Tesla sollte Pasi Pennanen Ansporn genug sein, auch seinen Traum von einem konkurrenzfähigen Rennwagen mit Elektromotor zu verwirklichen. Freunde von schnellen Autos erwarten gespannt die Veröffentlichung weiterer Details zum Toroidion 1MW.

Fazit

Wer am 13. und 14. Juni 2015 das 24 Stunden Rennen von Le Mans für sich entscheidet ist noch völlig unklar. Den ersten Probelauf gibt es bereits am 31. Mai. Es wird auf jeden Fall ein riesen Spektakel mit tollen Autos.

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Leserkommentare

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