Geplanter Großflughafen aufgegeben

Foto: epa/Yoan Valat
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PARIS (dpa) - Pläne für einen Flughafen in Westfrankreich vergiften das Klima in der Region seit langem. Die Regierung in Paris zieht nun die Notbremse. Die Besetzer des Geländes müssen gehen.

Nach jahrzehntelangem Streit verzichtet Frankreich auf einen neuen Großflughafen bei Nantes im Westen des Landes. Das schon seit den 1960er Jahren debattierte Vorhaben wird endgültig fallen gelassen, Bauern können ihr Land zurückerhalten, wie Premierminister Edouard Philippe am Mittwoch in Paris sagte.

Mit Blick auf den örtlichen Widerstand gegen das Projekt sprach Philippe von einem «Flughafen der Spaltung». Stattdessen solle der bestehende Airport Nantes-Atlantique ausgebaut werden. Besetzer müssten das Gelände nordwestlich von Nantes bis zum Frühjahr verlassen, sonst würden Sicherheitskräfte das Areal räumen, warnte der Premier. Straßen müssten freigegeben werden.

Die sozialistische Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, sprach via Twitter von «Verrat» und «Verweigerung von Demokratie». Umweltschützer begrüßten hingegen den Schritt der seit acht Monaten amtierenden Regierung. Es sei ein «Sieg der Gegner des Vorhabens», erklärte der Chef der Umweltorganisation Greenpeace Frankreich, Jean-François Julliard. Er rief die Regierung dazu auf, nicht mit Gewalt gegen die Besetzer auf dem etwa 16 Quadratkilometer großen Gelände vorzugehen. Nach Medienangaben halten sich dort mehrere hundert Menschen auf.

«Ich stelle heute fest, dass die Bedingungen für einen erfolgreichen Abschluss des Vorhabens von Notre-Dame-des-Landes nicht gegeben sind», resümierte Philippe. In der Bevölkerung stünden sich Befürworter und Gegner gegenüber. Vorgänger-Regierungen hätten das Konfliktthema nur vertagt, ohne es zu lösen. Eine Eröffnung des Flughafen war ursprünglich schon 2008 geplant. Bisher gab es keine Bauarbeiten.

Der Flughafen sollte einmal 4,5 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen können. Längerfristig sollten die Kapazitäten verdoppelt werden. Die Einwohner der Region hatten sich bei einem Referendum 2016 mehrheitlich für den Bau ausgesprochen. Bereits 2010 gewann das Unternehmen Vinci eine Ausschreibung. Eine Entschädigung könnte nach Medienberichten eine Höhe von bis zu 350 Millionen Euro erreichen. Philippe äußerte sich dazu nicht.

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