Gepfefferter Kolonial-Charme

Kampot gilt als Geheimtipp im tiefen Süden Kambodschas

Wo der Pfeffer wächst. Fotos: bj
Wo der Pfeffer wächst. Fotos: bj

KAMPOT: Was Kaviar für die Russen und Champagner für die Franzosen ist, war früher Pfeffer für die Khmer. Wegen ihrer lehm- und mineralienreichen Böden sowie der salzigen Seeluft wird in der Provinz Kampot, im tiefen Süden Kambodschas, qualitativ hochwertiger Pfeffer angebaut, der zu den besten Sorten der Welt zählt, weshalb er nicht selten als das Gold der Khmer bezeichnet wird. Die Redaktion reiste dorthin, wo der Pfeffer wächst und stellt ihrer Leserschaft die Sehenswürdigkeiten in der fruchtbaren Provinz in Grenznähe zu Vietnam näher vor, die zu den landschaftlich reizvollsten Regionen des Königreichs zählt.

Im französischen Viertel Kampots lässt sich der Tag wunderbar in einem der gemütlichen Straßencafés beginnen. Einige der Kolonialzeitbauten wurden bereits renoviert. Fotos: bj
Im französischen Viertel Kampots lässt sich der Tag wunderbar in einem der gemütlichen Straßencafés beginnen. Einige der Kolonialzeitbauten wurden bereits renoviert. Fotos: bj

Wer dem Moloch Phnom Penh für einige Tage entfliehen möchte, dem sei ein Abstecher nach Kampot ans Herz zu legen, einem der letzten Geheimtipps auf dem „Banana-Pancake-Trail“ der internationalen Traveller-Gemeinde. Am Nordufer des Flusses Teuk Chhou liegt der charmante Ort in einer der landschaftlich schönsten Regionen Kambodschas. Mit romantischen Kolonial-Charme, einer reizvollen Naturkulisse und relaxten Backpacker-Szene, gilt Kampot für viele Reisende als das Highlight Kambodschas schlechthin.

Auf Kambodschas Straßen gibt es viel zu entdecken, wie diesen Schweinetransporter der etwas anderen Art.
Auf Kambodschas Straßen gibt es viel zu entdecken, wie diesen Schweinetransporter der etwas anderen Art.

Die 50.000 Einwohner zählende Stadt ist umgeben von bewaldeten Hängen des Bokor-Nationalparks und war früher ein bedeutender Handelshafen. In dem chinesisch geprägten Ort sind auch heute noch die Spuren der französischen Kolonialzeit allgegenwärtig, auch wenn an den schmucken, doch zum Teil stark ramponierten Gebäuden, der Zahn der Zeit nagt. Umso erfreulicher, dass immer mehr Khmer, aber auch die Nachfahren der einstigen Kolonialherren, den historischen Wert der französisch anmutenden Straßenzüge erkannt haben und die alte Bausubstanz langsam aber sicher zu neuem Glanz verhelfen. Bunte Blumen in Töpfen, Blechkannen und anderen Gefäßen schmücken die Bürgersteige im französischen Viertel und verleihen dem Stadtteil eine mediterrane Atmosphäre, die Schuld sein mag daran, dass immer mehr Traveller, die eigentlich weiter nach Bokor oder Kep reisen wollten, hier hängen bleiben.

Mediterrane Wohlfühlatmosphäre

Ob rot oder weiß, Norbert Klein von Sothy`s Pepper Farm weiß viel über das Gold Kambodschas zu erzählen.
Ob rot oder weiß, Norbert Klein von Sothy`s Pepper Farm weiß viel über das Gold Kambodschas zu erzählen.

Am malerischen Ufer des Teuk-Chhou-Flusses befinden sich eine Vielzahl kleiner Restaurants, Cafés und Gästehäuser in kolonialen Geschäftshäusern, deren Anblick nicht nur das Herz eines jeden Historikers erfreut, sondern die mit einfachem aber urgemütlichem Mobiliar zum Chillen einladen. Die Preise sind günstig und die Betreiber sowie Gäste gleichermaßen auffallend relaxte Zeitgenossen, was mitunter auch an den süßen Qualmwölkchen liegen mag, die insbesondere in den versteckten Dschungel-Bars und -Bungalow-Anlagen durch die Luft ziehen. Die Stimmung unter den Backpackern, Hippies und Auswanderern ist familiär und relaxt. Hier braucht man keine Uhr, das Leben verläuft auffallend entspannt und fernab von jedem Alltagsstress.

Rote Staubpisten führen an Salzfeldern vorbei. Die Sehenswürdigkeiten kann man mit einem Tuk-Tuk besuchen.
Rote Staubpisten führen an Salzfeldern vorbei. Die Sehenswürdigkeiten kann man mit einem Tuk-Tuk besuchen.

Aufgrund ihrer übersichtlichen Größe, lässt sich die Stadt problemlos zu Fuß oder mit Fahrrädern erkunden, die in den meisten Gästehäusern ausgeliehen werden können. Auf der von Bäumen und Grünanlagen gesäumten Uferpromenade am Fluss kann man entspannt entlangschlendern und sich der verträumten Stimmung voll und ganz hingeben. Es gibt zwei Brücken über den Teuk-Chhou-Fluss, die New Bridge und die Old Bridge, deren Namen sich nicht nur einfach merken lassen, sondern die besonders Neuankömmlingen als praktische Orientierungshilfe dienlich sind. So kann man über die New Bridge, über die auch die Hauptverkehrsstraße des Ortes führt, den Fluss überqueren, auf dem anderen Flussufer bis zur Old Bridge zurückwandern, wo ein rostiger Fußweg über den Fluss führt und man wieder in die Stadt zurückkommt. Hobbyfotografen, die die bekannte Brücke am River Kwai in Thailands Kanchanaburi mögen, werden die alte Eisenbahnbrücke in Kampot lieben!

Hinfahren, wo der Pfeffer wächst

Das Durian-Denkmal im Kreisverkehr in der Innenstadt Kampots.
Das Durian-Denkmal im Kreisverkehr in der Innenstadt Kampots.

Wer tiefer in die Stadt eindringt, empfehlenswert ist eine Stadtrundfahrt in den abenteuerlustigen Motorrad-Kutschen, wird auf mehrere Denkmäler stoßen: ein Reisbauer aus Beton und eine überdimensionierte, steinerne Durian-Frucht im Kreisverkehr in der City, bezeugen nicht nur die Fruchtbarkeit der Region, sondern vor allem auch den Stolz der Bevölkerung auf ihre Heimat und die seit Generation gepflegten bäuerlichen Traditionen. Umso mehr erstaunt die Tatsache, dass einem lokalen Produkt noch kein Denkmal gesetzt wurde: dem Kampot-Pfeffer. Was Kaviar für die Russen und Champagner für die Franzosen bedeutete, war der Kampot-Pfeffer für die Khmer, der hier bereits seit dem 13. Jahrhundert angebaut wird. Nach der Machtübernahme Paul Pots und dem Schreckensregime der Roten Khmer, ging die Tradition des Anbaus von Pfeffer in der Region jedoch nahezu verloren, da in dieser Zeit nur die Bewirtschaftung von Reisfeldern betrieben wurde.

Gemütliche Bars und Restaurants laden am Teuk-Chhou-Fluss zum Relaxen ein. Im Hintegrund die New Bridge.
Gemütliche Bars und Restaurants laden am Teuk-Chhou-Fluss zum Relaxen ein. Im Hintegrund die New Bridge.

Seit den 90er Jahren ist der Pfeffer jedoch wieder stark im Kommen und wird von rund 340 Bauern angebaut. Egal, ob rot oder weiß, der Kampot-Pfeffer gilt als das Gold Kambodschas, weshalb er auch in fast jedem der vielen Flussres­taurants auf der Speisekarte Einzug erhalten hat. Nicht verpassen zu probieren, sollte man die leckeren Krabben-Gerichte, zu denen besonders der frische, grüne Pfeffer mit seiner zitronigen Note hervorragend mundet. Ein Hype, der längst auch die Hauptstadt erreicht hat. So können mutige Gourmets im Restaurant Romdeng in Phnom Penh einen Kampot-Pfeffer-Daiquiri genießen und somit ein garantiert gepfeffertes Erlebnis.

Zu neuer Popularität hat dem Kampot-Pfeffer vor allem der Tourismus verholfen. Wer noch nie frischen Pfeffer gepflückt hat, kann das hier nachholen. Jeder der geschäftstüchtigen Tuk-Tuk-Fahrer an der Fluss­promenade, fährt Touristen dorthin, wo der Pfeffer wächst. Nachdem man die Stadtgrenze überschritten hat, geht die asphaltierte Straße unversehens in eine rote Staubpiste über. Die gemächliche Fahrt führt vorbei an windschiefen Holzhäusern und dösenden Zebu-Kühen. Nicht selten kreuzen Schulkinder auf Fahrrädern den Weg, die den Fremden freudestrahlend zuwinken. Nachdem der Tuk-Tuk-Fahrer in einen kleinen, unbefestigten Dschungelpfad abgebogen ist, ist es nicht mehr weit zu Sothy`s Pepper Farm.

Es gibt nur ein Original!

Wer noch nie frischen Pfeffer gepflückt hat, kann das in Kampot nachholen.
Wer noch nie frischen Pfeffer gepflückt hat, kann das in Kampot nachholen.

Zwischen Holzpfählen, um die sich die leuchtendgrünen Pfefferranken winden, begrüßen Farmbesitzerin Sothy Sorn und ihr deutscher Assistent Norbert Klein die Gäste. Aufgrund der lehm- und mineralienreichen Böden sowie der salzigen Luft in der Provinz, ist der Pfeffer qualitativ sehr hochwertig, weshalb er zu den besten Sorten der Welt zählt, informiert Klein die Besucher. Er führt fort, dass nur der Pfeffer aus der Küstenprovinz Kampot-Pfeffer genannt werden darf, nachdem die lokalen Farmer von der World Trade Organisation das Gütesiegel Geographical Indications (GI) erhalten haben. Er empfiehlt Pfeffer-Fans, das kostbare Gewürz ausschließlich in den zertifizierten Farmen in der Provinz zu erwerben, nachdem in der Stadt immer mehr gewiefte Geschäftsleute billigen und qualitativ minderwertigen Pfeffer aus China als „Original-Kampot-Pfeffer“ an ahnungslose Touristen verkaufen. Denn für Laien ist der Unterschied nur schwer ersichtlich.

Wer mehr Zeit hat, sollte auf jeden Fall einen Besuch in das nur 25 Kilometer von Kampot entfernt liegende Seebad Kep, nahe der vietnamesischen Grenze, einplanen. Die Stadt ist bekannt für ihren Krabbenmarkt, wo in rustikalen Restaurants das fangfrische Meeresgetier auf den Teller kommt und mit frischem grünem Kampot-Pfeffer veredelt wird. Mit einem kühlen Cambodia Lager und dem Blick aufs Meer gerichtet, lässt sich hier Erlebtes auf angenehme Weise Revue passieren.

Badefreuden auf der Kaninchen-Insel

Robinson-Crusoe-Feeling satt gibt es auf Koh Tonsay.
Robinson-Crusoe-Feeling satt gibt es auf Koh Tonsay.

Ein Ausflug in das blühende Seebad Kep lohnt allemal, legen von hier aus doch die Boote zu den Inseln der Küste ab. Vom internationalen Massentourismus bisher weitgehend unbeachtet, präsentiert sich die Koh Tonsay (Kaninchen-Insel) als ein tropisches Badeparadies, das lediglich über wenige Bambus­hütten verfügt und viel vom Charme des Koh Samuis lang vergangener Tage versprüht. Die Insel bietet drei schöne Strände, die sich, nachdem am späten Nachmittag die letzten Tagesausflügler das Eiland verlassen haben, beinahe menschenleer präsentieren. Da die Unterkünfte auf der Insel sehr spartanisch sind, eignet sich eine Übernachtung nur für hartgesottene Abenteurer. Die große Insel am Horizont, die man vom Strand aus oder bereits bei der Überfahrt sehen kann, ist Phu Quoc, die bereits in vietnamesischen Gewässern liegt. Ein Ausflug nach „Rabbit Island“ kann in Kampot in jedem Reisebüro gebucht werden, man kann aber auch problemlos mit einem Tuk-Tuk zum Strand nach Kep fahren und eines der langen, schmalen Boote mieten.

Naturnahes Wohnen am Fluss

Eine tropische Garten-Oase mit Wohlfühl-Charakter.
Eine tropische Garten-Oase mit Wohlfühl-Charakter.

Als ein mit viel Liebe geführtes Resort präsentiert sich die Anlage Natural Bungalows, die sich direkt am Teuk-Chhou-Fluss in der Nähe zur New Bridge befindet. Übernachtet wird hier in charmanten Holzhäusern mit je zwei bis sechs Zimmern, die in einer tropischen Gartenanlage mit vielen Obstbäumen und Blumen angeordnet sind. Die sauberen Zimmer sind farbenfroh gestaltet und mit TV und Klimaanlage ausgestattet. Gespeist wird in einem Pavillon direkt am Fluss, wo sich auch ein kleiner Strand befindet, weshalb sich das Flussrestaurant zum Sonnenuntergang nicht nur bei Hotelgästen großer Beliebtheit erfreut. Kontakt, Tel.: (+855) 033-641.1888, E-Mail: naturalbungalows.com.

Spartanisch mit Reggae-Feeling

Ein rustikales Resort mit familiärer Atmosphäre.
Ein rustikales Resort mit familiärer Atmosphäre.

Als Geheimtipp unter Rucksackreisenden gilt Samon’s Village, wo man in spartanisch gemütlichen Bambus-Hütten oder sogar Baumhäusern übernachtet, die im traditionellen Khmer-Stil aus Naturmaterialien gebaut wurden. Hier lässt sich wunderbar im Korbmobiliar, in Hängematten und auf Sitzkissen direkt am Teuk-Chhou-Fluss zu entspannten Reggae-Klängen relaxen. Das Resort ist für seine familiäre Atmosphäre bekannt. Wöchentlich werden Konzerte und kulturelle Veranstaltungen mit lokalen Musikern und Künstlern auf die Beine gestellt. Im Restaurant kommen authentische Khmer-Speisen auf den Tisch. Kontakt, Tel.: (+855) 096-426.6663, E-Mail: info@samonvillagekampot.com. Infos: http://samonvillagekampot.com.

Neblige Geisterstadt mit bewegter Vergangenheit

Der Bokor-Nationalpark bietet einen herrlichen Ausblick.
Der Bokor-Nationalpark bietet einen herrlichen Ausblick.

Der nahegelegene Bokor-Nationalpark stellt den größten Touristenmagnet in Kampot dar. Auf den südlichen Elefantenbergen gelegen, bietet der riesige Park dichten, üppigen Dschungel, erfrischende Wasserfälle, Wanderpfade und einen herrlichen Ausblick bis zur Küste. Viele Besucher kommen hierher, um die Bokor Hill Station zu besichtigen. Dabei handelt es sich um einen verlassenen Ort auf 1.081 Meter Höhe, der vor allem wegen seiner Aussicht und dem Image als Geisterstadt bei Touristen beliebt ist. Hier wurde unter anderem der Showdown des Films City of Ghosts (2002) gedreht. Der Park wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den Franzosen eingerichtet, die hier eine mondäne Siedlung bauten. Das Herzstück des Ortes war das große Bokor Palace Hotel & Casino, ergänzt durch Geschäfte, ein Postamt, eine Kirche und einen kleinen Stausee. Als Japan während des Zweiten Weltkriegs in Kambodscha einmarschierte, mussten die Franzosen den Ort verlassen. Ein weiteres Mal wurde das Gebiet aufgegeben, als in den 1970er Jahren die Roten Khmer das Land an sich rissen. 1979 wurde Bokor zum Schauplatz einer schweren Schlacht zwischen den Roten Khmer und den Vietnamesen. Erst 1998 wurde das Gelände für die Bevölkerung wieder freigegeben. Wegen des häufigen Nebels, besonders beeindruckend im Mai, könnte Bokor die ideale Kulisse für einen Gruselfilm darstellen. Viele Reisebüros in Kampot bieten Mountainbike-Touren zu diesem verwunschenen Ort an, weniger Sportbegeisterte können mit dem Bus anreisen. 2012 hat hier das Thansur Bokor Highland Resort eröffnet, das mit einem Casino und 564 Zimmern und Suiten an den Ruhm der goldenen 20er Jahre zurückgreifen will. Infos: www.thansurbokor.com.

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