Genfer Syrien-Gespräche beendet

Foto: epa/Fabrice Coffrini
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GENF (dpa) - Der US-Angriff auf syrische Regierungstruppen belastet erneut Moskaus Verhältnis zu Washington. Auch die Syrien-Gespräche in Genf macht er schwieriger. Dort kommen sich die Kontrahenten ohnehin nicht näher.

Syrien und Russland haben den US-Angriff auf regierungstreue Truppen im Süden des Bürgerkriegslandes verurteilt. «Das ist eine Verletzung der Souveränität Syriens», sagte Russlands Vizeaußenminister Gennadi Gatilow am Freitag in Genf. Die Attacke habe nichts mit dem Kampf gegen Terroristen zu tun und belaste die Syrien-Friedensgespräche in Genf und in der kasachischen Hauptstadt Astana. «Das ist nicht nur ein Angriff in Syrien und auf Syrien, sondern auch auf Genf», schrieb der Vorsitzende des Außenausschusses im russischen Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, auf Facebook.

Die sechste Runde der Friedensgespräche unter UN-Vermittlung ging am Freitagabend in Genf ohne erkennbare Ergebnisse zu Ende. Als Fortschritt vermerkte UN-Vermittler Staffan de Mistura, dass neben den Verhandlungsdelegationen nun Experten zu rechtlichen und Verfassungsfragen tagen. Die nächste Runde finde voraussichtlich im Juni statt. Eine Annäherung der Konfliktparteien gab es nicht. In Genf wurde seit Dienstag erneut nach eine politische Lösung für den mehr als sechsjährigen Konflikt mit mindestens 400.000 Toten gesucht.

Bei einem Luftangriff des US-Militärs auf eine Einheit der syrischen Armee und verbündeter Milizen waren Aktivisten zufolge acht Menschen getötet worden. Die von den USA angeführte Anti-IS-Koalition griff die Gruppe nach eigenen Angaben an, weil sie sich nahe der Grenze zum Irak innerhalb einer «Deeskalationszone» bewegt habe. An der Seite der syrischen Armee kämpfen im Bürgerkrieg Milizen aus dem Libanon, dem Irak und Afghanistan, die vom Iran finanziert werden.

Eine nicht näher genannte Quelle aus dem syrischen Militär erklärte, die «Aggression» zeige, wie falsch die Behauptungen der «so genannten internationalen Koalition» seien, wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete. Der Angriff bestätige, dass es in der Region einen «zionistisch-amerikanischen Plan» gebe. Mit Zionisten ist in der syrischen Propaganda Israel gemeint. Kossatschow warf den USA vor, verärgert zu sein, weil die Verhandlungen in der Schweiz an ihnen vorbei liefen.

Eigentlich gilt in dem Bürgerkriegsland eine Waffenruhe. Russland und der Iran als Verbündete der Regierung sowie die Türkei als Unterstützer der Opposition hatten sich bei den Syrien-Gesprächen in Astana zudem auf «Deeskalationszonen» geeinigt.

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