Gegendarstellung zum Artikel „Polizei fahndet nach deutschem Kredithai“

Gegendarstellung zum Artikel „Polizei fahndet nach deutschem Kredithai“

Zur Nachricht „Polizei fahndet nach deutschem Kredithai“, die im FARANG-Newsportal am 26. November 2016 veröffentlicht wurde, erreichte die Redaktion eine Gegendarstellung des vermeintlichen Kredithaies:

„Mein Name ist Wolfdieter Werner Mueller, wohnhaft seit dem 10.03.2010 in Nong Khai.

Mir wird vorgeworfen, dass ich polizeilich gesucht werde und derzeit auf der Flucht bin, weil ich angeblich Geld zu Wucherzinsen von 200 Prozent an Thais verliehen haben soll.

Die Wahrheit ist folgende:

Ich hatte bereits am 3. November 2016 einen Flug von Udon Thani nach Bangkok für Donnerstag den 24.11.2016 gebucht. Also, wie hätte ich bereits 3 Wochen vor der Haus-Razzia, die am Freitag den 25.11.2016 durchgeführt wurde, wissen können, dass mir diese Razzia bevorsteht?

1. Ich wurde nicht von der Polizei gesucht!

2. Ich bin nicht geflüchtet, sondern mein Ausflug nach Bangkok war bereits 3 Wochen vorher geplant und gebucht.

3. Als die Polizei und das Militär in meinem Haus waren, wurde ich von dieser angerufen und ich habe kooperiert.

Ich habe Ihnen gesagt, dass ich in Bangkok sei und am Sonntag den 27.11.2016 wieder zu Hause sein werde. Seit Sonntagnachmittag bin ich zu Hause in Nong Khai und nicht auf der Flucht.

Es ist richtig, dass ich Geld an Thais verliehen habe, aber nicht, um mich zu bereichern, und auch nicht zu Wucherzinsen, sondern um diesen armen Menschen hier zu helfen.

Es begann am 6.03.2011, als der Bürgermeister von meinem Dorf mich um ein Darlehen von 10.000 Baht gebeten hatte. Er wollte mir das Geld am nächsten Tag wieder zurückgeben. Ich konnte damals noch kein Thai sprechen, lesen oder schreiben (doch inzwischen habe ich es gelernt), also hat meine damalige Freundin ein bereits vorgefertigtes Darlehens-Formular in Thaisprache mit den üblichen Bedingungen ausgefüllt. Zinssatz nach dem Thai-Gesetz: 7,5 Prozent pro Jahr und der Bürgermeister hat unterschrieben. Natürlich hat mich der Bürgermeister nicht darauf hingewiesen, dass ich als Ausländer gar kein Geld verleihen darf. Leider habe ich diese Tatsache erst aus der Zeitung erfahren.

Als der Bürgermeister nach zwei Jahren mir das Darlehen plus 7,5 Prozent Zinsen immer noch nicht zurückgezahlt hatte, ging ich zur Polizeistation in meinem Dorf und bat die Beamten um Hilfe. Mir wurde gesagt, ich müsste zur Dorfverwaltung (Amper) gehen. Dort wurde ich aber nicht gehört. Folglich wollte ich mit dem Chef der Verwaltungsbehörde sprechen, doch dieser hatte einen Außentermin. Ich lies mich nicht abwimmeln und konnte einen Termin mit dem Chef für die kommenden Tage vereinbaren. Erst als der Bürgermeister von meinem geplanten Gespräch mit dem Chef erfuhr, kam er zu mir nach Hause, hat mich auf das übelste beschimpft, angeschrien und bespuckt, warf mir die 10.000 Baht auf den Boden und verlangte die Herausgabe des Darlehensvertrages.

Zwischenzeitlich hatte der Bürgermeister den Dorfbewohnern erzählt, dass ich Geld verleihe. Folglich kamen immer mehr Leute zu mir und baten mich um ein Darlehen. Ich war damals noch neu im Dorf und der einzige Ausländer. Natürlich, um mich beliebt zu machen, habe ich den Leuten geholfen mit Darlehensbeträgen zwischen 1.000 und 10.000 Baht. Nur in einem Fall waren es 20.000 Baht, es war die Schwester meiner inzwischen geschiedenen Exfrau.

Insgesamt hatte ich 13 verschiedenen Dorfbewohner Geld geliehen, abgesichert durch einen Vertrag, der dem thailändischen Gesetz entspricht. In meinen Augen ist dies kein krimineller Akt!

Um diesen hinterhältigen und gemeinen Komplott gegen mich besser zu verstehen, lesen Sie bitte folgendes:

Vor acht Jahren habe ich entschieden, meinen Handwerksbetrieb in Deutschland aufzugeben und für immer nach Thailand zu gehen. Ich wohnte schon immer in meinem eigenen Haus, also baute ich auch hier ein sehr schönes Haus.

Meine damalige Freundin und später Ehefrau bot mir das Grundstück ihrer Schwester an. Diese Schwester hatte ein sehr kleines und einfaches Haus auf diesem Grundstück stehen und wollte es an mich verkaufen damit ich mein Haus bauen konnte. Ich fragte meine Freundin nach den Papieren für das Grundstück, und sie zeigte mir eine Grundstücksurkunde (Chanot). Leider konnte ich die Thaischrift nicht verstehen, doch das skizzierte Grundstück hatte große Ähnlichkeit mit dem vorhandenen Grundstück. Es wurde ein Kaufpreis von 150.000 Baht vereinbart. Meine Freundin, der ich natürlich vertraute, hatte ein Vertragsformular ausgefüllt, ihre Schwester, meine Freundin, der Bürgermeister und ich haben den Kaufvertrag unterschrieben, ich habe die volle Summe in bar auf den Tisch gelegt und konnte somit kurze Zeit später mit dem Hausbau beginnen.

Um in Thailand ein Einkommen zu haben, habe ich viele Grundstücke zum Reisanbau gekauft. Natürlich auf den Namen meiner späteren Frau… (ich kann mir vorstellen, was Sie nun denken… aber so dumm und naiv war ich nun einmal!).

Auch habe ich das Nachbargrundstück zu meinem Haus gekauft, habe eine große Halle gebaut und sieben Pool-Billard-Tische aufstellen lassen, um Geld zu generieren. Bitte beachten Sie: ich war nur Geldgeber, habe selbst aber niemals gearbeitet! Da meine Billard-Tische das einzige Vergnügen für die Bewohner in meinem Dorf waren, war die Bude jeden Tag voll…

Als mein Haus nach zwei Jahren Bauzeit fertig war, alle Grundstücke gekauft waren, ein neues Auto und neue Mopeds gekauft wurden, ein neues Lagerhaus für den Reis fertiggestellt wurde, haben meine Freundin und ich geheiratet. Die zwei Jahre in wilder Ehe waren für mich das Paradies, alles war gut, alles war schön! Aber bereits am ersten Tag nach der Eheschließung begann die Hölle…

Ich lag noch im Bett und schlief, plötzlich weckte mich meine Ehefrau, hielt mir ein langes Küchenmesser an den Hals und verlangte Geld von mir… natürlich gab ich ihr meinen Tascheninhalt von 2.000 Baht. Sie nahm das Geld und verschwand… Ich ging zur Polizei in meinem Dorf und meldete diesen Vorfall, doch die Beamten lachten mich aus und sagten: „Farang ga baan“! Das heißt übersetzt: „Ausländer geh zurück nach Hause (Deutschland)!“

Ab diesem Moment hatte ich alles Vertrauen in meine Frau schlagartig verloren und hatte ihr untersagt, in meinem Haus künftig zu schlafen. Sie ging zur Polizei und die Beamten machten mir klar, dass sie als Ehefrau das Recht hätte, in meinem Haus zu schlafen…

Um die Sache abzukürzen: ich habe die Scheidung beantragt und es gab eine Gerichtsverhandlung in Nong Khai, weil meine Frau alle Häuser und Grundstücke für sich selbst beanspruchte. Doch das Gericht entschied, es ist mein Eigentum und das Gericht hat mir versprochen, dass ich natürlich in meinem Haus so lange Leben kann wie ich will.

Neu war für mich zu erfahren, dass es für das Grundstück meines Hauses gar kein Chanot gab, Eigentümer des Grundstuckes war das Land Thailand und nicht ihre Schwester. Außerdem hatte meine Frau zu diesem Zeitpunkt bereits alle meine Grundstücke verkauft. Das Auto hatte sie verkauft sowie auch meine zwei Mopeds.

Nachdem das Gericht entschieden hatte, dass das Haus nun mir gehört, hat sie mir gedroht, mich erschießen zu lassen. Sie sagte, sie heuert jemanden aus Pattaya an, der mich für wenig Geld erschießt. Aus Angst bin ich dann nach Udon Thani geflüchtet und habe mich dort in einem kleinen Zimmer eingemietet.

Als ich nach zwei Monaten mein Haus besuchte, traute ich meinen Augen nicht, sie hatte mein Haus ausgeräumt und Teile meiner Einrichtung verkauft. Ich hatte kein Bett mehr, keine Schränke, keine Küche… alles weg. Die Polizei und mein damaliger Thai-Anwalt halfen mir nicht. Sie sagten, meine Frau kann tun und machen was immer sie möchte.

Inzwischen wurde mein Haus beim Gericht in Bangkok in zweiter Instanz verhandelt, mit dem Urteil 50:50. Damit war ich nicht einverstanden, habe mir einen neuen Rechtsanwalt gesucht und habe vor dem obersten Gerichtshof von Thailand erfolgreich geklagt. Der oberste Gerichtshof hat mir alleine das Haus zugesprochen und meine Frau musste endgültig ausziehen.

Wenn Sie nun meinen, ich kann mich zufrieden zurücklehnen, muss ich Sie leider enttäuschen.

Meine Exfrau strengt nun eine Klage gegen mich an, weil Sie nun behauptet, das Grundstück meines Hauses gehöre ihrer Schwester, ich als Ausländer kann nämlich gar kein Grundstuck besitzen und der Kaufvertrag von damals ist verschwunden.

Außerdem hatte meine Exfrau einen Traktor, den ich in Bar mit Originalrechnung auf meinen Namen gekauft hatte, ohne meine Zustimmung verkauft, das Gericht in Nong Khai hat sie für schuldig befunden und sie muss mir den Neupreis des Traktors erstatten.

Dann hat Sie mein Haus massiv beschädigt, mit Steinen meine Fenster eingeschlagen, nachts auf meine Terrasse geschissen, Wasserleitungen zerstört, den Abwasserschacht mit Sand aufgefüllt, so dass ich meine Toilette nicht mehr benutzen konnte und, und, und…

Das Gericht in Nong Khai hat sie dafür zu einer Zahlung von lächerlichen 200.000 Baht verurteilt, doch bezahlt hat sie nichts, weil sie angeblich kein Vermögen hat…

Im Dezember letzten Jahres haben mir meine Nachbarn erzählt, dass die Schwester meiner Exfrau, ihr altes kleines Haus (dass eigentlich bereits mir gehört) namentlich auf meine Exfrau übertragen hat. Im Blauen Hausbuch stand nun der Name meiner Exfrau als Eigentümer. Somit hatte meine Exfrau ein gewisses Vermögen.

Ich ging zum Gemeindeamt, und verlangte nach einer Kopie des blauen Hausbuches meiner Exfrau. Ohne zu zögern (!!!) bekam ich die gewünschte Kopie. Damit ging ich zum Legal Office (Gerichtsvollzieher) in Nong Khai und wenig später wurde das kleine Haus meiner Exfrau gepfändet.

Einen Tag danach ging meine Exfrau mit ihrer Schwester zum Gemeindeamt und man staune… das Gemeindeamt hat das gepfändete Haus auf den Namen der Schwester umgeschrieben. Das Blaue Hausbuch meiner Exfrau wurde vernichtet und die Schwester bekam ein neues Blaues Hausbuch in ihrem Namen. Meine Exfrau sagte zu mir: „Fuck you!“ Das kleine Haus gehört nun ihrer Schwester und kann somit nicht mehr gepfändet werden.

Ich ging wieder vor Gericht und habe geklagt. Am 14 Dezember 2016 will nun das Gericht das Urteil verkünden. Nachdem das Gericht bereits in der Verhandlung angedeutet hat, dass meine Exfrau kaum Chancen auf Erfolg hat, versucht sie nun, mich mit Gewalt aus Thailand zu vertreiben.

Meine Nachbarn haben mir erzählt, dass ein Rechtsanwalt meiner Frau geraten hat, mich anzuzeigen wegen „Arbeiten ohne Arbeitsgenehmigung“. Denn dies ist in Thailand der einzige Weg, einen Ausländer schnell in sein Heimatland abzuschieben.

Um der Sache noch etwas mehr Würze zu geben, bin ich nun auch als Kredithai mit Wucherzinsen angeklagt worden. Die Leute, die mich angezeigt haben, sind alle Familienmitglieder und Freunde meiner Exfrau! Und nicht eine Person, die sich von mir Geld geliehen hat, hat mich wegen Zinswucher angezeigt!

Wenn eine Thaiperson mit dem Gesetz in Konflikt kommt, gibt es meist ein sehr mildes Urteil, kommt aber ein Ausländer mit dem Gesetz in Konflikt, dann wird ganz brutal zugeschlagen. Ich habe nichts verbrochen, ich möchte hier nur in Frieden leben und meinen Lebensabend genießen. Doch meine Exfrau wird keine Ruhe geben, solange bis sie mir auch noch das letzte Hemd ausgezogen hat.

Wenn ich hier zu Weihnachten der Schule im Dorf 30.000 Baht spende, freuen sich die Kinder sehr, doch in der Zeitung wird darüber nicht berichtet. Möchte aber eine böse Exfrau ihr Ego durchboxen und macht falsche Aussagen, nur um mich aus dem Land zu vertreiben und mehr als 30 Mann Polizei und Militär mein Haus stürmen, alles auf den Kopf stellen, meine kleine Freundin stundenlang verhören, letztendlich verhaften, sie die ganze Nacht alleine in einer Gefängniszelle einsperren, am nächsten Tag dem Schnellrichter vorfuhren, der dann alle ihre angeblichen Vergehen vorliest und sie dann mehr als 20.000 Baht Strafe zahlen muss, obwohl sie nichts Unrechtes gemacht hat, dann ist das in meinen Augen mehr als ungerecht.

Dies ist nur eine sehr komprimierte Darstellung einiger Geschehnisse, die ganze Geschichte würde ein dickes Buch füllen…

Ich hoffe sehr, Sie verstehen nun, was wirklich geschehen ist und es wäre schön, wenn die Wahrheit auch veröffentlicht wird, denn das, was mir nun widerfahren ist, kann morgen schon jeden anderen Farang treffen…

W. Mueller, Nong Khai

Lesen Sie auch den in Bezug zum Leserbrief stehenden Artikel: Polizei fahndet nach deutschem Kredithai.

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