Fußgänger stirbt bei illegalem Rennen

Foto: dpa/Stephan Schellhammer
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MÖNCHENGLADBACH (dpa) - Der Fußgänger hat keine Chance, als die beiden Autos auf ihn zurasen. Ein illegales Autorennen in Mönchengladbach hat einen unbeteiligten 38-Jährigen am späten Freitagabend das Leben gekostet. Der Mann wollte gerade eine Straße überqueren, als die beiden Autos heranrasten.

Wie auf einer Rennstrecke sollen sich die jungen Fahrer mit ihren hochmotorisierten Wagen auf der vierspurigen Straße überholt und gegenseitig blockiert haben. Nach dem tödlichen Unfall suchte einer von ihnen das Weite - die Polizei fahndet mit Hochdruck nach ihm. Der 28-Jährige, der den Fußgänger erfasst hatte, stellte sich. Er kam aber nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß.

Wie es zu dem Rennen am Freitagabend kam, ist für die Polizei noch weitgehend unklar. Der 28-Jährige aus Schwalmtal, nicht weit von Mönchengladbach, habe in den ersten Vernehmungen in der Nacht zu vielen Detailfragen geschwiegen, sagte ein Polizeisprecher. So bleiben den Ermittlern zunächst einmal nur die Aussagen von Zeugen. Doch davon gibt es einige.

Nach ihren Angaben ist die Polizei sicher, dass sich das illegale Autorennen schon eine ganze Zeit vor dem tödlichen Unfall entwickelt hatte. Mitten in der Innenstadt ging es dann den Zeugenaussagen zufolge zu wie auf einer Rennstrecke: Der bislang unbekannte Kontrahent des 28-Jährigen lag wohl vorn. Um nicht überholt zu werden, sei der Mann in der Mitte der vierspurigen Straße gefahren und habe durch Lenkbewegungen versucht, den 28-Jährigen am Überholen zu hindern. Doch der wollte so leicht nicht aufgeben, fuhr laut Polizei auf die Fahrbahn des Gegenverkehrs und setzte dort zum Überholen an.

Dass vor ihm gerade der 38-Jährige aus Mönchengladbach die Straße überquerte, bekam der 28-Jährige nicht oder zu spät mit. Der Fußgänger wurde bei dem Zusammenprall mit dem Auto so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle starb.

Im Polizeiverhör habe der 28-Jährige nur vage Hinweise auf seinen Kontrahenten gegeben. Ob die Männer sich kannten, ob sie sich zu dem Rennen verabredet hatten oder spontan in einen Wettstreit getreten waren, war für die Polizei nach den ersten Aussagen des Mannes noch unklar. Wie schnell die Raser bei erlaubten 40 Kilometern pro Stunde unterwegs waren, soll nun ein Sachverständiger rekonstruieren.

Der 28-Jährige sei am Samstagmorgen von seinem Vater bei der Polizei abgeholt worden und müsse sich nun einem Strafverfahren stellen, sagte der Polizeisprecher. In seinem Auto saß noch sein Bruder. Er habe aber strafrechtlich nichts zu befürchten, wenn ihm nicht nachgewiesen werde, dass er aktiv etwa durch Anfeuerungsrufe in das Geschehen eingegriffen habe, erklärte der Polizeisprecher.

Mönchengladbach hat nach Auskunft der Polizei eigentlich keine großen Probleme mit illegalen Autorennen - anders als andere Städte wie Köln, wo nach mehreren schlimmen Unfällen eine eigene Ermittlungsgruppe der Polizei versucht, die Raserszene in Schach zu halten.

Aber der Fall in Mönchengladbach gliedert sich ein in eine ganze Reihe schwerer Raser-Unfälle in Deutschland. Längst diskutiert auch die Politik das Thema: Noch vor der Bundestagswahl will die große Koalition ein Gesetz beschließen, das für illegale Autorennen Strafen bis zu zwei Jahren Haft vorsieht - und bis zu zehn Jahren, wenn jemand schwer verletzt oder getötet wird.

Zu einem Fall aus Köln wird am kommenden Donnerstag erstmals auch eine höchstrichterliche Entscheidung erwartet: Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entscheidet dann, ob es richtig war, zwei Raser für ein Rennen im April 2015 in Köln zu Bewährungsstrafen zu verurteilen. Dort war eine 19-jährige Radfahrerin durch das Rennen ums Leben gekommen.

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