Französisch-britisches Gipfeltreffen

Foto: epa/Ian Langsdon
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SANDHURST (dpa) - Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt wird der französische Präsident Emmanuel Macron Großbritannien besuchen - und gleich mit einer ganzen Ministerriege. Beim französisch-britischen Regierungsgipfel soll es vor allem um das Thema Immigration gehen.

Bei einem französisch-britischen Regierungsgipfel wollen Präsident Emmanuel Macron und Premierministerin Theresa May am Donnerstag einen neuen Einwanderungsvertrag ankündigen. Er soll die 15 Jahre alten Vereinbarungen von Le Touquet für die Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen Schleuser und illegale Einwanderung ergänzen. An dem neuen Abkommen wird aber noch gearbeitet.

Die britische Grenze wird faktisch in Nordfrankreich bewacht: In Calais verhindern französische Polizisten, dass Migranten auf Lastwagen mit Ziel Großbritannien klettern. Pässe werden bereits von britischen Beamten im Hafen von Calais kontrolliert. Wer nicht ins Land darf, muss in Frankreich bleiben - und fliegt nicht erst bei der Ankunft in Dover auf. Umgekehrt kontrollieren Franzosen schon auf englischem Boden, ob Reisende nach Frankreich dürfen.

Die 2003 unterzeichneten Vereinbarungen von Touquet sind die Grundlage für diese Kontrollen. Frankreich fordert aber mehr Geld für die Grenzstadt Calais am Ärmelkanal und pocht darauf, Verfahren zur Aufnahme berechtigter Flüchtlinge in Großbritannien zu beschleunigen. Laut Medienberichten soll Großbritannien bereit sein, zusätzlich 44,5 Millionen Pfund (rund 50 Millionen Euro) für die Sicherheitsmaßnahmen in Calais bereitzustellen.

Es ist der erste offizielle Besuch Macrons in Großbritannien seit seinem Amtsantritt. Der französisch-britische Regierungsgipfel findet alle zwei Jahre statt. Das halbtägige Treffen, an dem sieben französische Minister teilnehmen, beginnt mit einem Mittagessen. Am frühen Abend (18 Uhr MEZ) ist eine Pressekonferenz geplant.

In der Nacht zum Donnerstag kündigte die britische Regierung an, Frankreich im Kampf gegen den Terrorismus in Afrika zu unterstützen. Dafür stellt London drei Chinook-Transporthubschrauber in der Sahel-Region zur Verfügung. Zudem werde die Hilfe für lebensrettende Maßnahmen etwa bei Epidemien und Naturkatastrophen aufgestockt.

Bei dem Treffen in Sandhurst soll es auch um die Beziehungen beider Länder nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gehen. Nach Schätzungen leben etwa 150.000 Franzosen im Vereinigten Königreich und etwa ebenso viele Briten in Frankreich.

Macron und May werden bei ihrem Treffen in der Königlichen Militärakademie außerdem über ein bedeutendes Kunstwerk sprechen: Der weltberühmte Teppich von Bayeux könnte zeitweise von Frankreich an Großbritannien ausgeliehen werden. Die fast 70 Meter lange Wollstickerei aus dem elften Jahrhundert gilt als einzigartig. Der Wandteppich schildert die Eroberung Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer, der Herzog der Normandie war. Das Kunstwerk gehört zum Weltdokumentenerbe der UN-Kulturorganisation Unesco.

Das Museum im nordfranzösischen Bayeux solle umgebaut werden, deshalb könnte der Teppich auf Reisen gehen, hieß es in den Élyséekreisen. Das äußerst fragile Kunstwerk müsse dafür aber restauriert werden, so dass nicht mit einer Ausleihe vor 2020 zu rechnen sei. Nach Angaben der Stadt Bayeux sei dafür auch eine Partnerschaft zwischen dem örtlichen Museum und britischen Kultureinrichtungen notwendig.

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