Franziskus - Fünf Knackpunkte für das fünfte Amtsjahr

Foto: epa/Ettore Ferrari
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ROM (dpa) - Franziskus startet in sein fünftes Jahr als Papst. Viel hat der Argentinier bereits bewegt, aber die Veränderungen schreiten wegen des zunehmenden Widerstands in der katholischen Kirche nur mühsam voran. Bleibt dem 80-Jährigen Zeit, die Probleme zu lösen und die hohen Erwartungen zu erfüllen? Schließlich hatte er schon mehrmals davon gesprochen, dass sein Pontifikat ein kurzes werden wird. Fünf Punkte, um die es auch im fünften Amtsjahr gehen wird:

FRAUEN: Der Papst spart nicht mit lobenden Worten, wenn es um Frauen geht. Sie seien mutiger als Männer, sie seien wichtig für die Welt, ja, ohne sie gebe es keine Harmonie. Franziskus ermuntert sie stets, Missionarinnen des Glaubens zu sein - doch die Priesterweihe bleibt ihnen auch unter dem Argentinier verwehrt.

Darauf angesprochen, ob die katholische Kirche diese Haltung ändern werde, sagte der Papst auf dem Rückflug von seiner Schwedenreise im Herbst, dass Johannes Paul II. schon alles dazu gesagt habe. Die Inklusion der Frauen sei aber auch Franziskus ein großes Anliegen, sagt der Obere des Jesuitenordens, Arturo Sosa. Zugleich deutet er an, dass das tiefere Einbeziehen von Frauen in die Mitte der Kirche langwierig werden könne, da es «an vielen Fronten verhindert» werde.

ZÖLIBAT: Der katholischen Kirche mangelt es an Priestern, könnten verheiratete Männer da nicht Abhilfe schaffen? Das klingt so einfach - doch für Franziskus ist der freiwillige Zölibat nicht die Lösung des Problems. Das betonte das Katholiken-Oberhaupt im Interview der Zeitung «Die Zeit» vergangene Woche. Er lenkte den Blick aber auf «Viri probati», bewährte verheiratete Männern, die nach katholischen Maßstäben ein vorbildliches Leben führen. «Wir müssen darüber nachdenken, ob "Viri probati" eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.» Was genau Franziskus im Sinn hat, blieb offen.

WIEDERVERHEIRATETE GESCHIEDENE: Seit der Veröffentlichung des päpstlichen Schreibens über Familie und Liebe, «Amoris Laetitia», ist die Frage nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ein Dauerbrenner und sorgt innerhalb der Kurie für Zündstoff. Dürfen Geschiedene, die nach der Scheidung einen neuen Partner geheiratet haben, nun in einzelnen Fällen die Kommunion empfangen oder nicht? Franziskus habe darauf keine eindeutige Antwort gegeben, bemängelten mehrere Kardinäle in einem offenen Brief an das Kirchenoberhaupt, der für reichlich Unmut im Vatikan gesorgt hat. Eine Antwort blieb der Pontifex bis heute schuldig.

MISSBRAUCH: Taten statt vieler Worte fordern Missbrauchsopfer auch von Papst Franziskus. Der Argentinier verurteilt Missbrauch zwar als «Krankheit» und der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, lässt wissen: «Die Kirche verdeckt auf jeden Fall nichts.» Doch erst kürzlich gab es einen Rückschlag für die päpstliche Kinderschutzkommission, die gegen Verbrechen an Minderjährigen kämpfen soll und die Franziskus vor drei Jahren gegründet hatte.

Die Irin Marie Collins - selbst Opfer sexueller Gewalt - trat aus Enttäuschung von ihrem Amt in dem Gremium zurück und nannte es «katastrophal», dass einige in der Kurie ihre eigenen Belange vor das Kindeswohl stellten. Zuvor hatte ein italienischer Enthüllungsjournalist Franziskus vorgeworfen, nicht genug gegen Missbrauch und pädophile Priester zu tun.

ÖKUMENE: Einen historischen Schritt hat der Papst bereits auf die Protestanten zugemacht - doch für viele bleiben das Gedenken an die Reformation mit den Lutheranern im vergangenen Jahr oder der Empfang evangelischer Spitzenvertreter aus Deutschland in Rom Gesten. Auch wenn sich Protestanten und Katholiken mittlerweile auf höchster Ebene mit Wohlwollen begegnen, scheinen einige Standpunkte die Konfessionen unverhandelbar zu trennen.

Beim gemeinsamen Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim am Samstag mahnte Bundespräsident Joachim Gauck, weitere Schritte in der Ökumene zu wagen. Denn: «Eine Zukunft wird das Christentum in unserem Land am ehesten als ökumenisches haben.» Viele Gläubige sehnen sich nach dem gemeinsamen Abendmahl. Wird es das, als Zeichen der Gemeinschaft, unter Franziskus geben?

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