Frangipani: Führt die Motten hinters Licht

Plumeria sind schön, pflegeleicht und riechen gut – die Vermehrung ist simpel

Die Blüten der Frangipani sind nicht nur schön, sie riechen auch himmlisch, besonders stark in der Nacht.
Die Blüten der Frangipani sind nicht nur schön, sie riechen auch himmlisch, besonders stark in der Nacht.

Bis vor wenigen Jahren waren die Frangipani auch in Thailand vor allem Tempelbäume. Doch nun sind sie in vielen Gärten zu finden, denn sie sind anspruchslos, wohlriechend und schön. Doch – aufgepasst – ihr weißer Saft ist etwas gefährlich.

Leelawadee heißen die Plumeria, alias Frangipani, auf Thai. Mir waren diese oftmals seltsam verschlungen gewachsenen Bäume vor vielen Jahren erstmals in Hue, der ehemaligen Kaiserstadt Vietnams, so richtig aufgefallen. Doch heutzutage sind sie nicht mehr nur Palast-, Tempel- und Friedhofsgewächse, sie sind auch in vielen Gärten zu finden.

Sie führen die Besucher in mein Haus

Deutlich in die Höhe und Breite gegangen sind meine ursprünglich gepflanzten Plumeria und voller Blüten.
Deutlich in die Höhe und Breite gegangen sind meine ursprünglich gepflanzten Plumeria und voller Blüten.

Als ich mein Haus vor rund sieben Jahren in Huay Yai, etwas außerhalb von Pattaya, gebaut habe, wurden entlang der Frontaußenmauer rund sechs große Frangipani mit weißen Blüten gepflanzt. Weitere elf folgten entlang der Innenmauer entlang des Wegs zum Hauseingang: Die Plumeria führen die Besucher somit gleichsam ins Haus, das Anwesen haben wir deshalb „Ban Leelawadee“ genannt.

Damals waren die rund 2 Meter großen Pflanzen mit rund 3.000 Baht pro Stück noch relativ teuer. Ich habe mich deshalb sogleich an die Vermehrung gemacht, die überaus einfach ist: Man schneide ein Stück ab, setze es in einen Topf, und in der gro­ßen Mehrzahl der Fälle bilden sich Wurzeln. Die Vermehrung funktioniert auch über Samen, aber Stecklinge sind weitaus rascher und völlig problemlos, narrensicher.

Sowohl die in die Erde gepflanzten Exemplare als auch die Ableger (in Betonringen) sind über die Jahre stark in die Höhe und Breite gewachsen. Letztere will ich jetzt los werden, da an ihrer Stelle ein ausgedehnter Kakaogarten gepflanzt wird. Wer also güns­tige Frangipani kaufen will, soll sich bitte umgehend bei mir melden...

Sie stammen ebenso aus Südamerika

Satt grün sind die dicken Blätter in der Regenzeit.
Satt grün sind die dicken Blätter in der Regenzeit.

Benamst sind die Plumeria nach dem französischen Botaniker Charles Plumier, der die ursprünglich aus Südamerika stammenden Pflanzen dort beschrieben und kategorisiert hat. Herr Frangipani, der andere Namensgeber, war hingegen ein italienischer Edelmann, der aus den Plumeriablüten erstmals ein Parfüm produziert hat. Einmal mehr stammt eine Pflanze, die heute in allen tropischen Ländern der Welt heimisch ist, ursprünglich aus Südamerika: Wie arm oder eindimensional wäre die Welt ohne die Entdeckungen.

Bekommt die Plumeria zu wenig Wasser während der Trockenzeit, dann wirft sie einfach ihre Blätter und Blüten ab und wartet auf bessere, nassere Zeiten. Die kahlen, seltsam verwachsenen Stämme und Äste wirken in diesen harten Zeiten etwas trostlos, sind aber nur scheintot. Kaum folgen die ersten Regengüsse, kehren die saftig-fleischigen grünen Blätter zurück, zussammen mit den zahllosen Blüten.

Nicht allzu viele tropische Pflanzen riechen gut, doch dieser schwerwiegende Vorbehalt trifft auf die Plumeria eben gerade nicht zu. Sie duftet sogar intensiver während der Nacht und führt dadurch die Motten hinters Licht, die die Blüten besuchen und somit bestäuben.

Die Frangipani-Blüten enthalten nämlich nicht den gerings­ten Nektar. Die Motten fallen also gewissermaßen auf den „schönen Schein“, den guten Duft herein, bestäuben die Plumeria ohne den geringsten Lohn, fast müsste man von rosstäuscherischen Methoden und grober Arglist sprechen.

Der Liebe der FARANGLeser zu den Plumeria dürfte dieser Duft- oder Nektarbetrug keinen Abbruch tun, sie seien lediglich vor dem wei­ßen Saft gewarnt, der austritt, wenn ein Ast abgeknickt oder abgeschnitten wird: Das Zeugs ist giftig, irritiert die Haut und sollte unter keinen Umständen in die Augen geraten.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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