Wieder einmal verlässt mich ein Gärtner unter Hinterlassung eines Schuldenbergs. Doch eigentlich hat er mir einen großen Gefallen getan.
Die vielen Besucher, die bereits in unseren Discovery Garden hereinschauen, wundern sich, dass die ganze Gartenarbeit von mir und nur zwei Gärtnern bewältigt werden kann. Bis Mitte Mai hatten wir noch drei, doch dann ist wieder einmal das passiert, was jeder Farang, der Thais beschäftigt, zwangsläufig einmal erlebt: Ohne ein Wort zu sagen ist ein Gärtner verschwunden. Natürlich hat er vorher noch mehr Geld von mir geliehen, als ich ihm eigentlich leihen wollte, der Schaden ist irgendwo bei 18.000 Baht.
Mehr Leistung mit weniger Personal
Doch dieser lautlose Abgang stellte sich im Nachhinein als Segen heraus. Die beiden Gärtner, die geblieben sind, wohnen gleich gegenüber, sind verlässlich, angenehm im Umgang, sympathisch und vor allem fleißig. Wenn diese Cousins aus dem Isaan nun arbeiten, leisten sie mehr als vorher drei Gärtner zusammen. Wir sind somit ein faules Ei losgeworden. Der abgegangene Gärtner hat die zwei fleißigen eher behindert, wie sich nun herausgestellt hat. Insgesamt sind wir demnach besser dran als vorher.
Ich schließe für meine Gärtner alljährlich eine Unfallversicherung ab und die Erneuerung war eben fällig. Insofern hat der abgegangene Gärtner eben auch Pech gehabt und ich spare rund 2.000 Baht, ein weiterer Beitrag an meinen Schaden.
Kein Klassenkampf auf der Bank…
Als wir diese Versicherung im vergangenen Jahr bei der Siam Commercial Bank im südlichen Big C abgeschlossen haben, wurden wir von einem Schalterbeamten bedient, der mit meinen armen Gärtnern außerordentlich arrogant umging. Nach 24 Jahren in diesem Land, merke ich solche Dinge genau. Auf subtile Weise ließ er meine Isaan-Boys spüren, dass er sie für den letzten Dreck hielt. In diesem Jahr haben wir deswegen die Jomtien-Strand-Filiale der SCB aufgesucht, wo uns zwei Damen äußerst freundlich bedienten. Khun Moo, mit 29 Jahren der jüngere, hat bei diesem Bankbesuch auch sein allererstes Bankkonto eröffnet, und er verfügt jetzt auch zum ersten Mal über eine Bankomat-Karte.
Natürlich hat er vorgängig 1.000 Baht von mir geliehen, für eine minimale Einzahlung.
Der Thai-Schwager war ganz alarmiert: Ein großer Waran hat sich im Fischteich eingenistet und frisst – gar nicht faul - die ganzen Fische, Skandal, Skandal! Sonst muss ich ja ständig drücken, damit Dinge geschehen, aber in einer solchen Notfallsituation hat der Schwager das Zepter übernommen und angeordnet, dass die schwimmenden Schlingpflanzen auf der Teichoberfläche von den Gärtnern umgehend (an einem Sonntag!) beseitigt werden. Mein Argument, dass der Waran die Fische so vielleicht noch rascher erwischt, blieb ungehört. Und tatsächlich scheint sich das Schuppenkriechtier nach einer neuen Bleibe umgesehen zu haben.
Die allerfleißigsten und produktivsten Mitarbeiter im Garten sind allerdings Fremdarbeiter. Nein, es handelt sich nicht um Kambodschaner oder Burmesen, ich rede von den Kühen. Wir haben in Huai Yai jetzt total fünf Lieferanten von Kuhmist ausfindig gemacht und deren Kühe scheißen in der Tat beispiellos fleißig. Wir düngen mit dem Wunderzeugs, das das Herz jedes Gartenfreundes höher schlagen lässt, eigentlich alles. 30 Baht nur kostet ein großer Sack, und ich habe schon manchem Gartenbesucher einen oder mehrere geschenkt: Es gibt fast kein schöneres Geschenk…
Jahrelang haben meine Gacs zwar schön geblüht und auch kleine Früchte gebildet, die aber immer abfielen. Jetzt habe ich sie mit viel Fleiß mit Kuhmist versorgt und nun bleiben die schrillen Kugeln plötzlich hängen…
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net. 
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