Fettleibigkeit - WHO will Werbe-Beschränkung

Foto: epa/Philipp Guelland
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GENF (dpa) - Immer mehr Erwachsene, aber auch Kinder sind viel zu dick. Mehr Obst, mehr Sport, rät die Weltgesundheitsorganisation. In Deutschland müsse zudem die Werbung stärker eingeschränkt werden, meint eine WHO-Ernährungswissenschaftlerin. Auch die für Bier.

In Deutschland hat die Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen alarmierende Ausmaße angenommen. Das Problem muss nach Auffassung einer Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rigoroser bekämpft werden. Vor allem die Werbung für Süßwaren, Junk-Food oder Bier müsse stärker eingeschränkt werden. «Es reicht nicht, bei Werbung auf eine freiwillige Selbstkontrolle durch die Hersteller von Junk Food zu setzen», sagt Ernährungswissenschaftlerin Juana Willumsen, WHO-Expertin für Fettleibigkeit bei Kindern, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Werbung muss klar reguliert sein, die Einhaltung muss überwacht werden und es muss Strafen bei Verstößen geben.»

Bier mache besonders dick und Werbung dafür sei in Deutschland nicht verboten, so Willumsen. Das trage womöglich zum steigenden Gewicht vieler Erwachsener, aber auch vieler Jugendlicher bei. Die WHO empfiehlt mehr Schulsport sowie eine Stadt- und Transportplanung, die Laufen, Fahrradfahren und sportliche Freizeitbeschäftigung fördert. Schulkinder hätten laut Statistik in Deutschland 2014 weniger Obst- und Gemüse gegessen als 2002. Der Softdrink-Konsum sei zwischen 2002 und 2006 gesunken, steige aber wieder.

Nach der von der WHO genutzten Statistik des Wissenschaftler-Netzwerks NCD-RisC waren 2016 in Deutschland 6,9 Prozent der Mädchen und 11,2 Prozent der Jungen zwischen 5 und 19 Jahren fettleibig. 1980 waren es bei den Jungen nur vier Prozent, im Jahr 2000 waren es 8,1 Prozent. Ab welchem Gewicht ein Kind als fettleibig gilt, wird weltweit einheitlich berechnet. Dabei werden Alter und Größe berücksichtigt. 2016 fielen in Österreich 11,3 Prozent der Jungen in die Kategorie, in der Schweiz sieben Prozent.

Mehr fettleibige Jungen als in Deutschland gibt es unter anderem in Spanien (12,9 Prozent), Italien (14,5 Prozent), China (15,4 Prozent) und den USA (23,3 Prozent). Weniger sind es dagegen in Großbritannien mit 10,9 Prozent oder in Frankreich mit 8,9 Prozent. In Indien lag der Anteil erst bei 2,4 Prozent.

Zur Effizienz freiwilliger Selbstkontrollen legten vorläufige Ergebnisse zahlreicher Studien vor allem eines nahe, so Willumsen: «Es funktioniert nicht.» Hersteller von Süßwaren und -getränken und anderem Junk Food verpflichteten sich oft nur zu sehr begrenzten Einschränkungen. Dann werde etwa auf Werbung in Zeichentricksendungen oder Programmen nur für unter Fünfjährige verzichtet. «Junge Leute sind aber bis 16 sehr anfällig für Werbung, und die sehen auch andere Programme», meinte Willumsen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 31.12.17 16:24
Lieber Uli, man sollte es sich nicht
zu einfach machen und der Merkel nun auch noch dafür, dass die Menschen zu viel fressen, die Schuld geben. Außerdem haben die Menschen die Regierung, die sie demokratisch gewählt haben, auch verdient, da auch auf diesem Wege kann Dummheit bestraft werden.
Jürgen Franke 30.12.17 23:05
Grundsätzlich sollte eine jährliche
ärztliche Untersuchung an den Grundschulen zur Pflichtaufgabe eines jeden Staates gehören, um eine fehlerhafte Ernährung der Heranwachsenden im Frühstadium erkennen zu können. Personen mit Übergewicht haben außerdem Probleme, sich in das Arbeits- und Berufsleben zu integrieren, unabhängig von ihrer Qualifikation. Leider ist bisher keine Fluggesellschaft dazu übergegangen, nicht nur das Gepäck, sondern auch die Personen auf die Waage zu stellen, um danach den Flugpreis zu ermitteln. Einige Touristen, die mir jeden Tag am Strand begegnen, wären dann sicherlich nicht hier.
Jürgen Franke 29.12.17 17:28
Jetzt muß eine Weltorganisation
sich mit den Ernährungsgewohnheiten der Menschen auseinandersetzen und Auskunft darüber geben, wie sie sich zu ernähren haben. Offensichtlich gibt es für die Dummheit einiger auf diesem Planeten keine Steigerungsmöglichkeit.