EuGH: Ungarn und die Slowakei müssen Flüchtlinge aufnehmen

Foto: epa/Julien Warnand
Foto: epa/Julien Warnand

BRÜSSEL (dpa) - Ungarn und die Slowakei müssen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) auch gegen ihren Willen Flüchtlinge aufnehmen. Der EU-Beschluss vom September 2015 zur Umverteilung von Schutzsuchenden sei rechtens, urteilten die Luxemburger Richter am Mittwoch (Rechtssachen C-643/15 und C-647/15). Damit müssen auch die widerspenstigen Länder ihm Folge leisten.

Die EU-Staaten hatten sich in der Hochphase der Migrantenkrise am 22. September 2015 gegen den Widerstand von Ungarn, der Slowakei sowie Rumänien und Tschechien darauf verständigt, 120.000 Migranten aus Griechenland und Italien auf andere EU-Länder umzuverteilen. Betroffen sind davon Menschen, die gute Chancen auf Asyl hatten, etwa weil sie aus dem Bürgerkriegsland Syrien kamen. Die Entscheidung sorgte seitdem immer wieder für Zwist innerhalb der EU; beispielsweise weigert sich auch Polen bislang, Migranten aufzunehmen.

Der EuGH befand nun, dass die Entscheidung damals einwandfrei getroffen worden sei. Sie sei außerdem ein geeignetes Mittel gewesen, um die Ankunftsländer Griechenland und Italien zu entlasten.

Sollten Ungarn, die Slowakei oder andere EU-Staaten sich nun weiterhin gegen den Beschluss und die Aufnahme von Migranten sperren, könnte die EU-Kommission auf solider rechtlicher Basis sogenannte Vertragsverletzungsverfahren vorantreiben, die letzten Endes in hohen Geldstrafen münden können. Gegen Ungarn, Polen und Tschechien hatte die Brüsseler Behörde bereits im Juni erste derartige Schritte eingeleitet.

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Jürgen Franke 08.09.17 00:49
Herr Pires, ich kann mich nicht daran erinnern,
dass die betroffenen Länder gezwungen wurden, der EU beizutreten.
Dracomir Pires 07.09.17 18:01
Befehl vom undemokratischen Moloch in Brüssel
Soso, die kleinen, erfolgreichen Mitgliedsländer werden jetzt also hochoffiziell genötigt, die von Mutti herbeigerufenen Wirtschaftsmigranten aufzunehmen?! Ungarn und die Slowakei sollten laut über ein eigenes Brexit nachdenken. Dass es besser ohne EU geht, beweist die Schweiz eindrücklich.
Ingo Kerp 07.09.17 14:33
Die Frage wird sein, wie geht man jetzt mit Ungarn um? Wenn sie stur bei ihrer Einstellung bleiben und weder das Gerichtsurteil, das im Uebrigen keine Gewalt hat, ignorieren und auch Anweisungen ausBruessel, folgt dann der Ungexit?