Ernteprophezeiung zum Beginn der Regenzeit

Königliche Zeremonie des Pflügens auf dem Sanam-Luang-Platz

Fotos: epa/Rungroj Yongrit
Fotos: epa/Rungroj Yongrit

BANGKOK: Traditionell wird der Beginn der regnerischen Jahreszeit auf dem Sanam-Luang-Platz in Bangkok mit der königlichen Zeremonie des Pflügens angekündigt. Dabei handelt es sich um einen uralten Brauch, der bis zur Sukhothaiperiode im 13. Jahrhundert zurückreicht.

Die Zeremonie ist hinduis­tischen Ursprungs, hat eine jahrtausendealte Tradition und wurde 1960 vom am 13. Oktober 2016 verstorbenen König Bhumibol Adulyadej wieder eingeführt. Für dieses Jahr hat der Hof-Astrologe den Montag, 14. Mai als Termin festgelegt. Mit dieser abergläubischen Zeremonie sollen die Regenmenge und der Reisertrag vor Beginn der grünen Jahreszeit bestimmt werden.

Herr der Ernte und himmlische Jungfrauen

Die symbolische Aussaat zum Beginn der Pflanz-Saison wird ab 8 Uhr morgens von Seiner Majestät König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun (Rama X.) oder einem Mitglied des Königshauses sowie hohen Regierungsvertretern beaufsichtigt. Zum Beginn wird die zu erwartende Regenmenge vorhergesagt. Eine besondere Rolle bei der Zeremonie nehmen Brahmanen-Priester ein, die im Anschluss Prophezeiungen über die zu erwartenden Ernten abgeben, bevor das Pflügen des königlichen Gartens erfolgt. Dieses Privileg ist dem sogenannten „Herrn der Ernte“ vorbehalten, ein Zeremonienmeister, der vom König bestimmt wird. Er wird von den vier „himmlischen Jungfrauen“ assistiert, die der Tradition folgend das nötige Saatgut tragen. Büffel werden vor einen festlich geschmückten Pflug gespannt und ziehen eine Furche, in die gesegnete Reiskörner gesät werden.

Zum Abschluss der Zeremonie stürmen die Landwirte auf das Feld, um einige der geweihten Reiskörner zu ergattern.
Zum Abschluss der Zeremonie stürmen die Landwirte auf das Feld, um einige der geweihten Reiskörner zu ergattern.

Zum Abschluss der Zeremonie dürfen die Pflugtiere aus sieben verschiedenen Futtertrögen ihre Lieblingsmahlzeit wählen. Die Brahmanen beobachten genau, welche Speisen die Büffel bevorzugen und in welcher Reihenfolge und auf welche Weise die Reiskörner in die Furche fallen. Das Ergebnis dieser genauen Beobachtungen ist eine Voraussage, wie die nächste Ernte ausfallen wird. Auch wird die Menge des vorhandenen Saatgutes für die kommende Saison benannt.

Nach der offiziellen Zeremonie stürmen tausende Bauern aus dem Publikum auf das Feld, um einige der geweihten Reiskörner aus der Zeremonie zu ergattern. Vermischt mit der eigenen Saat, sollen diese für eine reichhaltige Ernte sorgen.

Die wichtige Rolle des Brahmanismus

Auch heute noch spielen brahmanische Priester eine wichtige Rolle in der thailändischen Gesellschaft. Die vornehmste Pflicht derer, die der königlichen Hofhaltung zugeordnet wurden, ist das Fungieren bei Zeremonien. Zu den wichtigsten dieser Art zählen zum Beispiel die oben beschriebene Königliche Zeremonie des Pflügens, die Krönung eines neuen Monarchen und das dreimal im Jahr stattfindende Wechseln der Kleider des Emerald-Buddha im Wat Phra Kaeo. Brahmanische Priester nehmen auch an staatlichen Veranstaltungen teil, die organisiert werden, um Frieden und Stabilität im Land sicherzustellen. Zum Beispiel die Verehrung wichtiger Buddha-Statuen.

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