Ermittler in Manchester durchleuchten Terrornetzwerk

 Das
Das "Greater Manchester Police Headquarter" in Manchester, Großbritannien. Foto: epa/Nigel Roddis

MANCHESTER (dpa) - Razzien, Festnahmen, Hausdurchsuchungen: Die Ermittlungen nach dem Terroranschlag in Manchester laufen schnell. Einen Durchbruch gibt es aber noch nicht - soweit bekannt ist. Den Streit mit den USA legen die britischen Behörden bei.

Nach dem Selbstmordanschlag in Manchester auf Konzertbesucher versuchen die britischen Ermittler mit großem Aufgebot, das islamistische Netzwerk des Täters aufzuklären. Sie geben dabei auch wieder Informationen an die US-Behörden weiter, nachdem US-Präsident Donald Trump der britischen Premierministerin Theresa May zugesagt hat, Informationslecks zu schließen.

Die Polizei nahm am Freitagmorgen einen weiteren Verdächtigen im Stadteil Moss Side von Manchester fest, wie die Behörde auf Twitter mitteilte. Zudem durchsuchten die Beamten zwei weitere Häuser in Moss Side und bei St. Helens westlich von Manchester. Derzeit werden acht Männer in Großbritannien in Verbindung mit dem Anschlag festgehalten. Zwei weitere Verdächtige, ein Mann und eine Frau, seien inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Bei dem Selbstmordanschlag am Montagabend auf Gäste eines Pop-Konzerts hatte Salman Abedi, ein Brite libyscher Abstammung, 22 Menschen ermordet. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt. Der 22-Jährige sei dem britischen Geheimdienst bekannt gewesen, aber nicht regelmäßig überprüft worden, hieß es.

Nach einer Aussprache mit ihren US-Kollegen nahmen die britischen Beamten den Informationsaustausch wieder auf. Das sagte Mark Rowley, der oberste britische Terror-Ermittler, in der Nacht zum Freitag. Die Briten hätten «neue Zusagen» erhalten, dass den US-Behörden vertrauliches Material anvertraut werden könne.

Das Vertrauen zwischen den Partnern hatte einen Knacks erhalten, nachdem US-Behörden den amerikanischen Medien britische Ermittlungsergebnisse zugespielt hatten, die aus Fahndungsgründen noch geheim gehalten werden sollten. Die britische Regierung vermutet, dass US-Geheimdienstquellen forensische Aufnahmen vom Tatort an die «New York Times» weitergegeben und damit die Ermittlungen in Gefahr gebracht haben. US-Medien hatten auch als erste den Namen des Attentäters publiziert.

In Libyen wurden nach Angaben libyscher Spezialkräfte der Vater und der jüngere Bruder des Attentäters festgenommen. Dieser Bruder war den Angaben zufolge mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut.

Großbritannien hat nach dem Anschlag erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Dadurch erhält die Polizei nun Hilfe vom Militär. Neu sind auch bewaffnete Beamte in Zügen in Großbritannien.

Britische Sicherheitsbehörden haben nach Regierungsangaben in den vergangenen vier Jahren 18 geplante Terroranschläge vereitelt. Allein seit dem Anschlag mit einem Auto im Londoner Regierungsbezirk Westminster im März seien fünf Attentate verhindert worden, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA am Donnerstag Regierungskreise.

Die britische Königin Elizabeth II. besuchte am Donnerstag Opfer des Terroranschlags in einem Kinderkrankenhaus in Manchester. Dort werden insgesamt zwölf Mädchen und Jungen behandelt, die bei der Attacke nach einem Popkonzert der Sängerin Ariana Grande am Montagabend Verletzungen erlitten hatten.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.