BANGKOK: In meinem Thai-Massage-Studio in Düsseldorf gab es zu Weihnachten immer eine Postkarte von Nancy Chandler aus Thailand. Der Weihnachtsmann liegt genüsslich auf der Massagebank und lässt sich wohltuend durchkneten. Die dürftige Bekleidung, eine kleine Palme und die Massage in einer Strandhütte lassen ahnen, dass der Weihnachtsmann sich in den Tropen aufhält. Hier lässt er es sich mal so richtig gutgehen. Er hat die Augen geschlossen. Erholsame Weihnachten! Wäre das nicht schon Geschenk genug an Weihnachten? Dass man es sich einfach mal so richtig gutgehen lässt?
Es ist mein erstes Weihnachtsfest in den Tropen. So exotisch für mich früher der Weihnachtsmann auf der Massagebank war, so exotisch wirken auf mich nun hier in Thailand europäische und nordamerikanische Weihnachtssymbole, wie Glitzerengel, Lichterketten und Leuchtsterne, Weihnachtsbäume und Rentiere, die haufenweise in Glitzerpapier eingepackte Kartons auf ihren Schlitten ziehen.
Ich träume nicht von einem weißen Weihnachtsfest in Thailand und vermisse hier in den Tropen auch nichts, außer die so sehr typischen deutschen Weihnachtslieder auf Märkten. Das gemeinsame Singen. Und ich vermisse die Glühweinbuden auf den deutschen Weihnachtsmärkten, wo man sich im kalten Winter von innen aufwärmen und mit Freunden einen netten ungezwungenen Abend verbringen kann.
Weihnachten mal ganz anders
Dafür gibt es hier vieles, was ich in der Advents- und Weihnachtszeit in meiner neuen Umgebung auch zu schätzen weiß. Ich entdecke, dass Weihnachten auch ganz anders geht. Das ist befreiend. Denn ich habe den Eindruck, dass es hier in Thailand sogar besser möglich ist, sich auf das Weihnachtsfest einzustellen. Vieles ist nicht so sehr festgelegt. Diejenigen, die Weihnachten wirklich feiern wollen, sind viel stärker gefordert, ihren ganz eigenen Ausdruck für das Weihnachtsfest und seine Botschaft zu finden. Hier müssen Christen und die, die Weihnachten feiern, im Trubel des Alltags und der tropischen Hitze ihren ganz eigenen Weihnachtsmodus finden. Zugegeben, das ist schwieriger, als auf der Weihnachtswelle mitzuschwimmen, es ist aber auch befreiender, weil man sich auf das Wesentliche von Weihnachten besinnen kann.
Da fällt mir die schöne Weihnachtskarte von Nancy Chandler wieder ein. Denn diese Karte hat für mich auch eine sehr tiefe weihnachtliche und christliche Botschaft. Einfach mal sein, einfach mal den Weihnachtsmann einen lieben Weihnachtsmann sein lassen – einfach mal sich selbst so sein lassen, wie ich bin – und entspannen, sich erholen von dem Alltag, von all dem, was einen im Alltag ablenkt und blockiert, was einem Sorgen und Kopfzerbrechen bereitet, was ungelöst ist und vorerst auch bleiben wird, aber einfach mal an Weihnachten für ein paar Stunden und Tage in den Sein-Modus kommen: Es kommt nicht darauf an, was ich habe, sondern einzig darauf, zu sein und Gott gewähren zu lassen. Er kommt zu uns.
Gott kommt in die Welt und tut uns etwas Gutes – er massiert uns gleichsam, er löst uns die An- und Verspannungen. Gott handelt an uns. Und wir brauchen nichts zu tun. Wir dürfen einfach nur sein.
Womit habe ich das verdient? Ich habe es nicht verdient, aber Gott schenkt es mir und allen Menschen – das ist sein Geschenk an uns auch in diesem Jahr.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien, Ihren Partnern und Partnerinnen, Freunden und Freundinnen erholsame und damit hoffentlich gesegnete Weihnachten.
Über den Autor:Die diesjährigen Gedanken zum Weihnachtsfest wurden von Pfarrer Carsten Körber von der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Thailand in Bangkok und Pattaya verfasst. www.die-bruecke.net. |
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