Entdeckungen auf dem Markt in Cartagena

Ein freundlicher Polizist hilft beim Klauen, ein Zimmermädchen zerstört meine Schätze

Zwei Fliegen auf einen Streich: An diesem Straßenstand in Cartagena finde ich sowohl Mamon als auch Ciruela. Fotos: hf
Zwei Fliegen auf einen Streich: An diesem Straßenstand in Cartagena finde ich sowohl Mamon als auch Ciruela. Fotos: hf

Wie immer, wenn ich in tropischen Ländern auf Reisen bin, entdecke ich zufällig am Straßenrand für mich neue Gewächse und natürlich auch bei Besuchen auf Märkten. Das war jetzt auch in Cartagena (Kolumbien) wieder der Fall: Eine reiche Ernte ging dabei aber – wegen Übereifers - beinahe verloren...

Offene Lulos sehen ein wenig aus wie gelbe Kiwis.
Offene Lulos sehen ein wenig aus wie gelbe Kiwis.

Die meisten Besucher von Cartagena de Indias kommen natürlich in erster Linie wegen der berühmten kolonialen Altstadt hierher, die von der UNESCO schon vor vielen Jahren zum Weltkulturerbe gekürt wurde. Und auch bei mir ist das die primäre Motivation, von Pattaya her sind wir ja nicht gerade durch architektonische Schmuckstücke verwöhnt. So ist es denn eine Lust, Stunden lang durch diese schmucke Altstadt zu streifen.

Eine Katze lässt das Mausen nicht

Doch mir fällt dabei eben auch eine rankende Schönheit auf, die da manche Fassade, manchen Balkon hinauf wuchert. Mit ihren violetten Blüten ist das eine wunderbare Kletterpflanze, die ich noch nirgends gesehen habe. Die langen braunen Bohnen sind leider bereits leer, wenn sie den Boden erreichen, aber später kann ich einige grüne ergattern, sprich klauen, ich habe da einfach kein Unrechtsbewusstsein.

In Santa Marta lege ich alle meine Ciruela-Samen abschließend zum Trocknen auf den Balkon.
In Santa Marta lege ich alle meine Ciruela-Samen abschließend zum Trocknen auf den Balkon.

Und dann sehe ich am Straßen­rand große, runde, schwere Früchte an einem Baum. Doch perfiderweise haben die Stadtväter gleich davor einen eindrücklichen Polizisten abgestellt, reist mir mein schlechter Ruf voraus? Ich verwickle ihn in ein Gespräch, erfahre den Namen des Baumes und seiner Kugeln, „Tumo“, und dann pflückt der freundliche Cop sogar eine Frucht für mich, legalisiertes Klauen. Mit einer weiteren Frucht, die schon am Boden lag, ziehe ich schließlich ab. Es handelt sich dabei – gemäß mehrerer FacebookFreunde – um einen Kalebassenbaum, Crescentia cujete.

Eine sehr leckere tropische Mirabelle

Es gibt in der Altstadt von Cartagena mehrere Dutzend Fruchtstände, wo Händler anbieten, was die Natur gerade hergibt. Da fallen mir zwei Sorten Früchte auf, die ich bislang noch nirgends gesehen hatte. Die grüne, mit einer harten Schale, und süß-saurem Fruchtfleisch, um einen harten Kern, heißt „Mamon“, Melicoccus bijugatus, auch als Spanische Limone bekannt. Ein Heimatsüdamerikaner in Chiang Mai bestellt bei mir 20 bis 30 Stück, die ich ihm gerne mitbringen werde.

Rankende Schönheiten an Häuserfassaden.
Rankende Schönheiten an Häuserfassaden.

Die andere saisonale Frucht, die ich entdecke, heißt Ciruela oder Spondias pupurea, und sie schmeckt ein wenig wie eine tropische Mirabelle. Die Schale kann bei dieser Frucht mitgegessen werden. Ich kaufe ein Kilo für 5.000 Pesos (60 Baht) und entferne nach und nach das Fruchtfleisch, indem ich es esse, bei den schon angefaulten Früchten entferne ich es manuell.

In Santa Marta, der nächsten Station auf unserer Reise, lege ich alle meine Ciruela-Samen abschließend zum Trocknen auf den Balkon, noch einen halben Tag werden sie wohl brauchen. Doch dann der Schreck am Abend, ein übereifriges Zimmermädchen hat meine so wertvollen Samen entsorgt, zusammen mit vielen Lulo-Samen (Solanum quitoense), die ich auf dem Markt in Cartagena nach langem Suchen gefunden habe und einem Interessenten aus der Schweiz mitbringen soll.

Lulos habe ich noch viele und starte meine mühsame Samengewinnung erneut, sage dem Zimmermädchen auch, dass sie gefälligst die Hände von meinen Schätzen halten soll. Aber Ciruelas finde ich nirgends.

Nach einer Woche kehren wir nach Cartagena zurück und sofort durchkämme ich alle Fruchtstände nach Ciruelas. Alle weg, offenbar haben die nur eine sehr kurze Saison.

Und dann, als ich schon aufgeben will, find ich sie an einem einzigen Stand. Ich kaufe zwei Kilo und beim Schreiben dieser Zeilen mampfe ich pausenlos davon.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.


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