Eine Ära ist zu Ende -Vincent’s hat geschlossen

Eine Ära beginnt - Im ehemaligen „Mali“ ersteht Vincent’s 2.0

31.03.2015 – Letzter Abend im Vincent’s. So mancher Stammgast war gekommen, um Vincent Hsu „Goodbye“ zu sagen. Hsu, 49, nimmt den Abschied mit Fröhlichkeit und etwas Wehmut. Fotos: ml
31.03.2015 – Letzter Abend im Vincent’s. So mancher Stammgast war gekommen, um Vincent Hsu „Goodbye“ zu sagen. Hsu, 49, nimmt den Abschied mit Fröhlichkeit und etwas Wehmut. Fotos: ml

BANGKOK: Das ist eine Geschichte über ein Ende und einen Neuanfang. Es ist auch eine persönliche Geschichte. Wann immer ich in den letzten neun Jahren in Bangkok war, habe ich in einem der sieben Zimmer des Vincent’s gewohnt. Na ja, fast immer. Manchmal bin ich auch bei lieben Freunden untergekommen.

2006 war ich einer der ersten Gäste des Vincent’s in der Soi Ngam Duplee. Jetzt war ich einer der letzten. Am 1. April hat das Vincent’s geschlossen. Vincent Hsu, Teilhaber des Hotels und gleichnamigen Restaurants nahe der MRT-Station Lumpini sagt: „Der 92 Jahre alte Vermieter ist vor ein paar Jahren gestorben. Die Erben haben das Haus jetzt verkauft und der neue Besitzer hat eigene Pläne.“

Buddhistisches Geistesgift

Leider auch Geschichte, das Mali in der Sathorn Soi 1, in dem jetzt Vincent’s entsteht.
Leider auch Geschichte, das Mali in der Sathorn Soi 1, in dem jetzt Vincent’s entsteht.

Das ist die diplomatische Beschreibung des Sachverhalts. In der Gerüchteküche hingegen hört man, der neue Besitzer habe drastisch die Miete erhöhen wollen. Also scheint es sich um einen weiteren Fall der im asiatischen Kapitalismus verbreiteten Habgier zu handeln. Dabei gilt Gier im thailändischen Buddhismus als eines der „drei Geistesgifte“ – eigentlich.

Vincent ist traurig. „Ich habe damals das arg ramponierte Haus nach meinen eigenen Entwürfen aufgebaut. Jede einzelne Pflanze habe ich gepflanzt. Das war mein Baby“, sagt der Manager des heterofreundlichen Hotels mit Wehmut in der Stimme. Aber der Taiwanese schaut auch nach vorne. „Ich freue mich auf den neuen Standort.“

Das neue Vincent’s entsteht nur ein paar hundert Meter weiter in der Sathorn Soi, Ecke Soi Ngam Duplee, allerdings nur als Restaurant. Hsu übernimmt das Restaurant Mali im Pitak Cort, das nach gut fünfzehn Jahren als ein Fixpunkt der Expats in Bangkok seine Pforten schließt. Der amerikanische Besitzer ist vor kurzem gestorben und sein thailändischer Geschäfts- und Lebenspartner wollte das Mali, das ein exzellentes Frühstück und leckere Buletten mit Michigan-Kartoffelsalat auf der Karte hatte, nicht alleine weiterführen.

Die terrakottaroten Kacheln im neuen Vincent’s Restaurant waren schon das Markenzeichen im alten Vincent’s.
Die terrakottaroten Kacheln im neuen Vincent’s Restaurant waren schon das Markenzeichen im alten Vincent’s.

Das alte Vincent’s war einzigartig. Man kann die Lage – nahe zur Silom, aber ruhig – den Zimmerpreis von 1.200 Baht, das immer exzellent funktionierende WiFi, die Managementqualitäten von Hsu und seit etwa zwei Jahren auch die seines Neffen Eason, das freundliche Personal als Gründe für die Beliebtheit des Hauses anführen.

Seele und Käsekuchen

Aber Vincent’s war mehr. Es hatte eine Seele. Die Wärme, mit der Hsu seine Gäste betreute, kam von Herzen. Mit der gleichen Begeisterung und Hingabe, mit der er den kleinen Innenhof mit Pflanzen begrünte und mit der er fast jeden Tag Käsekuchen backte, den er als kleine Aufmerksamkeit seinen Gästen anbot, hat er den Laden geführt. „Ich fühlte mich den Übernachtungs­gästen immer etwas näher als den Restaurantgästen. Wenn Stammgäste abreisten, habe ich Trauer empfunden. Auch wenn ich wusste, sie kommen ja wieder.“ Die Freude in Hsus Augen, sein fröhliches Lachen bei der Ankunft war immer ehrlich und ließ einen sofort die Mühen der Reise vergessen.

Spätestens Ende April soll das neue Vincent’s eröffnen. Die Handwerker sind schon zugange. Das Mali wird umgebaut und gegenüber hat Hsu die Räume einer ehemaligen Gallerie dazugenommen. „Dieser Teil wird an das alte Vincent’s erinnern“, versichert Hsu. Über den Namen für „Vincent’s reloaded“ ist er sich noch nicht ganz im klaren. „Ein Freund hat „Mali by Vincent’s“ vorgeschlagen.“ Das wäre schön. Dann lebt auch das Mali fort.“

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