Ein Luxus-Hemd aus Asien

​So kommt der Preis zustande

HANOI: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat Arbeitsbedingungen asiatischer Näherinnen als Ausbeutung kritisiert.Die «schrecklichen Ereignisse» in Bangladesch, wo 2013 beim Einsturz einer Textilfabrik über 1000 Menschen starben, zeigten, dass Unternehmen Menschen «wie im Frühkapitalismus ausbeuten», sagte derSPD-Chef am Donnerstag während seiner Vietnam-Reise in der Nähe von Hanoi.

Dort schaute er sich einen Betrieb des Luxus-Hemden-Anbieters van Laack aus Mönchengladbach an, der seinen Näherinnen höhere Löhne als üblich zahlt und Sozialleistungen bietet. Die vietnamesischeBekleidungsindustrie wächst derzeit rasant, weil insgesamt die Löhne niedriger sind als in China.

Gabriel glaubt, dass führende Modelabels sich Geschäftsmodelle auf dem Rücken einfacher Arbeiter nicht mehr lange leisten könnten: «Der Druck auf die Unternehmen, die sich so unverantwortlich verhalten,wird stärker werden.» Die Bundesregierung setzt sich für weltweite Textil-Bündnisse ein, um soziale und ökologische Mindeststandards zu erreichen.

Ein Herrenhemd des Modeherstellers van Laack (Mönchengladbach), kostet in Deutschland im Laden 139 Euro. So setzt sich der Preis zusammen, wie van Laack vorrechnet: Nur 7,50 Euro an Lohn- und Produktionskosten bleiben in Vietnam. 18 Euro kostet der Stoff, der aus Italien nach Hanoi kommt. 10,50 Euro gehen für Transport, Zoll und Abgaben bis nach Deutschland drauf, wo der Fiskus noch 22,20 Euro Mehrwertsteuer kassiert. Für den Einzelhändler - Kaufhaus oder edle Mode-Boutique - beträgt die Marge 64,80 Euro. Hersteller van Laak hat 16 Euro für Kosten und Ergebnis. Wie hoch der Gewinn bei jedem Hemd, für das eine vietnamesische Näherin 100 Minuten braucht, am Ende ist, verrät van Laack nicht.

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