«EGOmeyang» beim BVB vor dem Aus

Foto: epa/Friedemann Vogel
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DORTMUND (dpa) - Borussia Dortmund kommt auch im neuen Jahr nicht zur Ruhe. Für die jüngste Aufregung sorgte der erneut suspendierte Pierre-Emerick Aubameyang. Hat der exzentrische Torjäger beim Revierclub noch eine Zukunft?

Trainer Peter Stöger wirkte mächtig verärgert, Sportdirektor Michael Zorc regelrecht aufgebracht. Die Geduld mit Pierre-Emerick Aubameyang scheint bei Borussia Dortmund aufgebraucht. Nach der jüngsten Provokation des eigenwilligen Angreifers ist nicht auszuschließen, dass der Revierclub bereits in der Winterpause eine Trennung anstrebt. «So kann es nicht weitergehen. Das Wichtigste ist immer der Verein und die Zukunft des Clubs. Die werden wir nicht gefährden», kommentierte Zorc nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg vielsagend.

Gerade mal ein halbes Jahr nach dem Skandal um Ousmane Dembelé, der mit einem Streik seinen Wechsel zum FC Barcelona erzwang, steckt der BVB im nächsten Dilemma. Der schnelle Verkauf des sportlich unverzichtbaren Gabuners Aubameyang könnte die angestrebte Qualifikation für die Champions League gefährden, weil auf die Schnelle kein adäquater Ersatz aufzutreiben wäre.

Auf der anderen Seite droht beim Verbleib von «EGOmeyang» («Bild») eine anhaltende Störung des Vereinsfriedens. «Ich erkenne ihn nicht wieder. Er war über Jahre immer ein bunter Vogel und ein Grenzgänger, hat aber immer diszipliniert gearbeitet. Das kann ich im Moment nicht erkennen», klagte Zorc.

Offenbar will der vertraglich bis 2021 gebundene Aubameyang seinen schnellen Abgang bis Ende Januar provozieren. Er blieb ausgerechnet der Mannschaftssitzung am Samstag fern, in der es um Teamgeist und Saisonziele ging. Es war seine bereits dritte mit einer Suspendierung geahndete Verfehlung binnen 14 Monaten. Da passt es ins Bild, dass der Vater und Berater des 28-Jährigen auf eine Bemerkung eines Journalisten im TV über den «Affenzirkus» um Aubameyang mit fragwürdigen Rassismusvorwürfen reagierte. «Ich glaube, dass der kleine Affe und seine Familie von hier verschwinden sollten, weil es unerträglich wird», twitterte Pierre Aubameyang.

Obwohl die Borussia dem Enfant terrible zuletzt goldene Brücken baute und sowohl seine Reise zur Wahl des afrikanischen «Fußballers des Jahres» als auch das Wohnen seines Vaters und seiner Brüder im Mannschafshotel von Marbella duldete, zeigte sich Aubameyang wenig einsichtig. Selbst eine erste Aussprache mit Zorc und Stöger noch am Sonntag konnte die Wogen nicht glätten. Dem erst im Dezember verpflichteten Stöger fiel es besonders schwer, das Verhalten seines besten Angreifers zu verstehen. «Ich schaffe es nicht ganz genau, in ihn hinein zu sehen. Was ich nicht verstehe: Er ist die meiste Zeit gut gelaunt und eigentlich ein feiner Bursche.»

Eine Rückkehr von Aubameyang in den Kader schon im Spiel am Freitag bei Hertha BSC wollte der Peter-Bosz-Nachfolger nicht kategorisch ausschließen. «Ich bin kein nachtragender Mensch. Er hat die neue Chance zu zeigen, dass er bereit ist. Dann gehört er auch wieder dazu», sagte Stöger. Zorc kündigte zwar eine empfindliche Geldstrafe an, verwies bei aller Verärgerung aber auch auf die große sportliche Bedeutung von Aubameyang für das Team: «Er steht für ungefähr 50 Prozent unserer Tore und Torbeteiligungen. Das muss man auch sehen.»

In dieser Saison gewann der BVB ohne Aubameyang bei zwei Unentschieden und einer Niederlage kein Spiel. Gleichwohl schwindet sein Rückhalt auch in der Mannschaft. «Ich teile die Entscheidung», kommentierte Torhüter Roman Bürki im TV-Sender Sky die Suspendierung seines Teamkollegen, «es gibt Regeln, die für jeden Spieler gelten - egal, wie viel Tore er schießt.»

Die jüngsten Schlagzeilen um die Suspendierung des Bundesliga-Torschützenkönigs der vergangenen Saison sorgt auch im Ausland für neue Spekulationen. Sowohl in China als auch in England ist Aubameyang wieder ein Thema. So berichtete die englische Zeitung «Express» von einem angeblichen Interesse des FC Arsenal an dem Dortmunder. Dort soll er den von Manchester City und Manchester United umworbenen Alexis Sanchez ersetzen. Darüber hinaus ist der vom ehemaligen Bundesligatrainer Roger Schmidt betreute Pekinger Club Beijing Guoan dem Vernehmen nach bereit, 60 Millionen Euro für Aubameyang zu zahlen.

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