Ich töte. Ich töte von morgens bis abends. Wie anders könnte ich mich gegen dieses Ameisenheer erwehren, das mir mein Alleinwohnungsrecht streitig macht?
Mein Erfolg ist vorerst nicht absehbar: Kochendes Wasser, Essig, Spray, Puder, alle giftigen Substanzen habe ich ausprobiert, um diese ungebetenen Gäste aus unserem Haus zu vertreiben. Bisher vergeblich.
Meine Herzallerliebste hat mich anfangs getadelt: "Callolo, auch Ameisen sind lebende Wesen. Du darfst sie nicht töten."
"Ach, dann sind sie dir wohl als Untermieter willkommen?"
Wenige Tage später kam sie völlig zerstochen an den Frühstückstisch und erteilte mir den Mordauftrag: "Callolo, bitte sorge dafür, dass die Ameisen aus unserem Haus verschwinden."
Keine leichte Aufgabe. Ich habe alles versucht. Wenn ich sie aus der Küche vertrieben hatte, waren sie im Bad, und wenn das Bad ameisenfrei war, dann richteten sie sich im Schlafzimmer wohnlich ein.
Meine Herzallerliebste zerdrückt eine Ameise vom Frühstücksteller und schnippt sie fort.
Danach bittet sie um Vergebung.
Ich habe jetzt eine Firma beauftragt, deren Aufgabe darin besteht, Insekten aller Art schnell und zuverlässig zu vernichten.
Einmal im Monat kommen die Männer, sprühen, sprayen und pudern, alles ökologisch und ökonomisch. Aber kaum habe ich das Programm beendet, sind die Ameisen wieder da.
Und jetzt?
Meine Herzallerliebste schlägt vor, es spirituell zu versuchen. Sie lädt Mönche ein, die den Ameisen das Betreten unseres Hauses verbieten sollen. Ich flüchtete während dieser Zeremonie. Ich halte den Zirkus nicht aus.
Am anderen Morgen sagt meine Herzallerliebste zu mir:
"Callolo, siehst du noch eine einzige Ameise?"
Nein, ich sehe keine mehr. Die haben ganz offensichtlich vor den braunen Kutten die Flucht ergriffen. Aber als ich das Bad betrete, sitzt dort eine dicke fette Kakerlake am Waschbecken.
Bevor ich die Spraydose mit Gift holen kann, ist sie verschwunden. Ich suche überall und finde bei der Gelegenheit, nicht nur im Bad, sondern auch in der Küche und im Wohnzimmer, etliche Küchenschaben, von denen ich einige getötet habe. Nai ist zwar der Meinung, ich sollte sie einfangen und im Garten aussetzen, aber davon halte ich gar nichts. Von mir aus soll sie lieber die Mönche wieder kommen lassen.
Ich denke: Danach werde ich mich wohl auf die Invasion der Mücken vorbereiten müssen.
Aber da höre ich sie schon schreien: "Schatz, komm ganz schnell. Die Küche ist voller Moskitos."
Ich denke, die Mönche werden bei uns noch für längere Zeit ein gutes Auskommen haben.
Callolo und seine HerzallerliebsteIn 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.
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