Die Zocker und der Brexit - Soros wettet nun gegen die Deutsche Bank

Foto: epa/Andreas Gebert
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - George Soros ist eine Legende unter den Finanzspekulanten. Den Brexit will er nicht erwartet haben - und doch hat er mit dem überraschenden Votum der Briten auch Geld verdient. Ein neues Ziel für den 85-Jährigen ist nun die Deutsche Bank.

Auch ein Starinvestor wie George Soros kann mal daneben liegen. Das britische Votum für einen EU-Austritt hat der Altmeister unter den Spekulanten nach eigenen Angaben nicht erwartet.

Soros, der einst mit einer spektakulären Wette gegen das Pfund ein Vermögen machte, habe diesmal nicht gegen die britische Währung spekuliert, lässt er über einen Sprecher ausrichten. Er habe vielmehr auf eine steigende britische Währung gesetzt. Damit hätte sich der 85-Jährige wie viele andere Anleger auch verzockt. Nun setzt Soros auf einen weiteren Absturz der Deutsche-Bank-Aktie.

Regelmäßig sorgt der Investor mit seinen Ratschlägen für viel Aufsehen. So empfahl er etwa 2012 auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise, dass Deutschland und nicht Griechenland den gemeinsamen Währungsraum verlassen solle.

Vor dem Referendum in Großbritannien warnte das 1930 in Budapest geborene Finanzgenie vor einem EU-Austritt: Andernfalls werde es einen schwarzen Freitag an den Börsen geben und das Pfund dramatisch einbrechen. Dass die Briten diese Risiken wirklich eingehen würden, will Soros nicht für möglich gehalten haben.

Aber Soros wäre nicht Soros, wenn er nicht auch aus der historischen Entscheidung Kapital geschlagen hätte. «Herr Soros hat wegen seines allgemein pessimistischen Ausblicks auf die Weltmärkte von anderen Investments profitiert», erklärt sein Sprecher.

Unter anderem wegen Sorgen vor einer Abkühlung der Wirtschaft in China hatte sein rund 30 Milliarden Dollar schwerer Hedgefonds bereits vor Wochen Aktien verkauft. Stattdessen setzte Soros auf das in Krisenzeiten gefragte Gold. Und siehe da: Der Preis für das Edelmetall kletterte nach dem Brexit-Votum auf ein Zweijahreshoch.

Und nun schichtet Soros weiter um. In sein Visier geraten ist dabei die Deutsche Bank. Als die Märkte am Freitag nach dem Brexit-Votum in die Knie gingen, platzierte der Investor eine rund 100 Millionen Euro schwere Wette gegen den Finanzkonzern. Er erwartet also weiter fallenden Kurse der Bank-Aktie, die nach der Entscheidung auf der Insel bereits auf ein Rekordtief gesunken war. Selbst in Zeiten der Finanzkrise war das Geldhaus mehr wert.

Soros Ruhm rührt von einem Coup aus dem Jahr 1992, als er zusammen mit anderen Finanzspekulanten das britische Pfund mit einer milliardenschweren Wette aus dem europäischen System fester Wechselkurse zwang. Die britische Notenbank musste schließlich ihre Interventionen zur Stabilisierung der Währung aufgeben. Soros verdiente viel Geld. Seitdem hat er einen Ruf wie Donnerhall - als «der Mann, der die Bank von England knackte».

Bei der Deutschen Bank wollen sie die Soros-Attacke nicht kommentieren. Am Aktienmarkt sind viele Anleger Hiobsbotschaften des Geldhauses gewohnt. «Es scheint, als wette derzeit die ganze Welt gegen die Deutsche Bank», merkt ein Händler an. Ob Soros mit seiner neuen Wette wieder viel Geld verdient? In den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie des Konzerns bereits rund 60 Prozent an Wert verloren. Der Finanzguru ist also recht spät mit seiner Wette auf weiter fallende Kurse. Am Dienstag erholte sich das Papier von seinen heftigen Verlusten der beiden Vortage wieder etwas.

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