Die Stachelbeerguave gibt es auch in Zürich

Ein Bummel über den Markt am Bürkliplatz erinnert an Fehlschläge in Thailand

Schmackhaft und schön sind die gezahnten „Ochsenherzen“, eine Tomatensorte mit sehr viel Fleisch. Fotos: hf
Schmackhaft und schön sind die gezahnten „Ochsenherzen“, eine Tomatensorte mit sehr viel Fleisch. Fotos: hf

Ich mache Sommerferien in der Schweiz. Da ist ein Bummel über den überquellenden Markt am Zürcher Bürkliplatz fast Pflicht. Allerdings: Ein Auge lacht, das andere weint.

Eine Kräutervielfalt, soweit das Auge reicht.
Eine Kräutervielfalt, soweit das Auge reicht.

In meinem früheren Leben war ich einmal Marktberichterstatter des „Tages Anzeigers“ in Zürich und habe der geschätzten Leserschaft jeweils getreulich mitgeteilt, was gerade in Saison ist und was man damit rezeptmäßig anstellen kann. Und natürlich zieht es den „Verbrecher“ zurück an den Tatort. Das Warenangebot ist momentan überwältigend, ein Augenschmaus in jeder Beziehung.

Eine tolle Blüte bei Konsumverzicht

Der Markt auf dem Bürkliplatz findet – unter Kastanienbäumen – jeweils am Dienstag und Freitagmorgen statt. Für einen „Touristen“ aus tropischen Landen ist es natürlich außerordentlich, was es da alles zu sehen gibt, allein die Käseangebote wären einen eigenen Bericht wert.

Artischockenblüten gibt es in Thailand nicht.
Artischockenblüten gibt es in Thailand nicht.

Und dann natürlich all die frischen Kräuter! Petersilie, Schnittlauch, Bohnenkraut, Basilikum, Salbei und Rosmarin springen dabei sofort ins Auge. Plus alle die wunderbaren Salate. Und sie erinnern einen an schwere Niederlagen, wenn es darum geht, diese Köstlichkeiten in Pattaya oder auch Nong Khai zu ziehen. Mir gelang in der Vergangenheit nur der italienische Basilikum (manchmal) und der Rosmarin (schlecht in Pattaya, ganz gut in Nong Khai), nicht einmal die verschiedenen Lattich-Sorten als Kopfsalat-Ersatz kamen gut heraus.

Bei den Blumen springen mir sogleich die tollen Blüten der Artischocken ins Auge: Wer Konsumverzicht übt und die Artischocke (die Knospe) nicht isst, kann eine ganz tolle Blüte hervorbringen. Allerdings – ein weiterer Frust – nicht in Pattaya. Mir sind noch alle Setzlinge ab einer gewissen Größe eingegangen, meistens verfault. Vermutlich brauchen Artischocken zum Glücklichsein dringend die Kühle der Nacht.

Tomaten wie die Herzen von Ochsen

Meine Konfitüren haben Anklang gefunden.
Meine Konfitüren haben Anklang gefunden.

Es gibt hier Zwetschgen, Aprikosen, Kirschen, Brombeeren, Himbeeren, Blaubeeren und Äpfel aller Art – ich genehmige mir zum ersten Mal seit vielen Jahren einen Klaraapfel, die in Thailand mangels der vier Jahreszeiten partout nicht wachsen wollen. Sie alle brauchen vor allem den Winter als Erholungsphase, damit sie im Frühling zu neuem Leben erwachen. Ähnliches gilt für den Erdbeerrhabarber, der als Konfitüre besonders mundet. Apropos Konfitüre: Ich habe über 18 Kilo davon als nette Mitbringsel mitgenommen, die bei den hiesigen Bleichgesichtern auf großen Anklang stießen. Graviola, Mango-Passion, Stern-Mango und Rio-Guave wirken in Europa gewissermaßen als exotische Glücksbringer.

Auch ganz eindrücklich und zudem wohlschmeckend sind die riesigen, gezahnten „Ochsenherzen“, eine Tomatensorte. Daraus lässt sich – zusammen mit Basilikum und Mozzarella - ein hervorragender Caprese-Salat auf den Tisch zaubern.

Psidium guineense, die Stachelbeerguave.
Psidium guineense, die Stachelbeerguave.

Last, but not least, möchte ich noch die Eierschwämme (Pfifferlinge) erwähnen, die überall angeboten werden.

Und schließlich habe ich noch etwas ganz Exklusives gefunden, das nun allerdings auch in Pattaya in zweifacher Ausführung im Garten wächst und kurz vor meiner Abreise erstmals einige wenige Früchte trug: Psidium guineense, die Stachelbeerguave. Sie stammt ursprünglich aus Brasilien, Südamerika und ist in Thailand nicht weit verbreitet. Die Früchte werden ganz rot, wenn sie reif sind und bleiben klein wie Beeren. Der Geschmack ist süß-säuerlich, ganz hervorragend. Ich habe alle Kerne vor meiner Abreise ausgesät und hoffe auf gute Resultate. Für Interessenten kann ich auch große Büsche besorgen, sie sind allerdings nicht ganz billig.

Die Stachelbeerguave habe ich in Zürich übrigens nicht auf dem Markt gefunden, ein einziges Exemplar steht im Glashaus des „Alten Bota­nischen Garten“.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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