Meine Herzallerliebste hatte in letzter Zeit einige Schwierigkeiten mit unserem Auto. Mal war sie auf ein anderes Auto aufgefahren, mal hatte sie ein Motorrad abgedrängt, das dadurch zu Schaden kam, und zuletzt hatte sie sogar einer fahrbaren Garküche den Garaus gemacht.
Ganz unabhängig von den dadurch entstandenen Kosten schlug ich ihr vor, noch einmal die Fahrprüfung zu machen, diesmal aber richtig.
"Das ist völlig überflüssig, Callolo. Weißt du, es liegt einfach daran, dass wir damals versäumt haben, das Auto segnen zu lassen. Das müssen wir unbedingt nachholen."
Meine Skepsis schob sie beiseite, meine Ablehnung wurde ignoriert, und nach Voranmeldung fuhren wir zu einem Tempel in der Nähe von Sattahip. Der Abt persönlich empfing uns und erteilte uns seinen Segen in der Tempelhalle. Dann stiegen wir die Stufen hinab zum Wagen. Er wurde mit geweihtem Wasser besprüht und mit Segenssprüchen bedacht. Danach mussten wir einsteigen. Der Abt ließ sich von einem Novizen Farbe und Pinsel reichen. Von außen wurde der Wagen weiß bemalt, von innen über dem Fahrersitz mit goldenen Hieroglyphen verziert.
Ich sah meine Herzallerliebste empört an: "Der verschmiert unser Auto!" Aber sie gab mir nur Zeichen, ruhig zu bleiben. Schließlich wurden wir beide mit Wasser bespritzt, und das wars dann.
Ich war einigermaßen stinkig, und das änderte sich auch nicht, als Nai mich aufforderte, auszusteigen und dem Abt den vorbereiteten Umschlag mit Geld zu geben.
Dann stand ich vorm Wagen, der Abt dahinter, und meine Herzallerliebste startete den Motor.
Der Wagen machte einen kurzen Satz nach vorn und fuhr mich um. Völlig konfus schaltete Nai den Rückwärtsgang ein, wobei sie den Abt umfuhr. Das war ein so komisches Bild, dass ich laut lachen musste. Der allerheiligste Abt saß plötzlich auf seinem Allerwertesten und schaute fassungslos auf das gesegnete Auto.
Meine Herzallerliebste saß völlig verwirrt am Steuer, ich vor ihr im Dreck, und hinter ihr der alte Abt. Zum Glück war außer ein paar Blessuren nichts weiter passiert. Mit Hilfe des Novizen halfen wir dem Abt wieder auf die Beine.
Ich konstatierte nur, dass diese Segnung bislang keine positiven Auswirkungen gezeigt hatte.
"Das war doch nur die Aufregung, Schatz", sagte meine Herzallerliebste, als wir heimkamen und sie vor unserem Haus einzuparken versuchte. Dabei fuhr sie den Frangipani-Baum um, den ich vor drei Jahren gepflanzt hatte.
"Ja", sagte ich, "das ist wohl auch die Aufregung. In Deutschland wärest du längst fällig für den Idioten-Test, und den Führerschein wärest du auch schon los."
"Callolo", erwiderte meine holde Nai, "wir sind in Thailand, im Land der Freien, da kann jeder wie er will"
Ich unterbrach sie, weil ich diesen Unsinn nicht mehr ertrug: "Wenn hier jeder machen würde, wie und was er will, dann wärest du eine der Ersten, die dabei draufgehen würden."
"Aber unser Auto ist doch jetzt gesegnet, Callolo."
"Ja, da hast du recht, mein Schatz, unser Auto wird wahrscheinlich auch alles überstehen, aber um dich mache ich mir Sorgen."
"Das musst du nicht, Callolo", sagte sie, "wir lassen den Wagen jetzt einfach mal eine Zeit lang in der Garage und fahren wieder mit dem 10-Baht-Taxi."
Ich kann nur staunen. Wofür so eine Segnung nicht alles gut ist!
Callolo und seine HerzallerliebsteIn 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.
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Wir werden uns ganz bestimmt einig.
Mai pen rai !