„Made in Germany“, das war – und ist für viele auch heute noch – ein hoher Qualitätsbegriff. Nun war ich gerade in Deutschland, als es Anfang Juli eine kurze Hitzeperiode gab. Bis zu vierzig Grad wurden gemessen, und die Bevölkerung stöhnte unter diesem ungewöhnlichen Klima.
Alte und Kranke brachen reihenweise zusammen. Aber nicht nur die. Auch der Verkehr. Der Asphalt auf den Autobahnen löste sich auf, die Klimaanlagen in den ICE-Zügen gaben ihren Geist auf, und das Wasser wurde knapp. Doch niemand meckerte. Doch wenn diese Betroffenen als Touristen nach Thailand kommen, überall Löcher auf Straßen und Wegen sehen, dann heißt es: „Typisch Thai. Die können es einfach nicht besser“. Dabei dauern die Hitzeperioden hier fast das ganze Jahr an, und die Schnellstraßen halten diese Belastungen aus – anders als die deutschen Straßen und Autobahnen. Nun mag man einwenden, letztere seien für hohe Temperaturen nicht gedacht, aber „Made in Germany“ hätte sich darauf längst einstellen können, weil jedes Kind bereits über den Klimawandel informiert ist. Somit steht zumindest fest, dass die Thais Straßen bauen können, die höchsten Ansprüchen genügen. Gegenbeispiele haben mit Korruption zu tun. Da wird billigstes Material verwendet, Steine einfach auf weichen Sand gesetzt, der beim nächsten Unwetter absackt und – wie am Wongamat-Strand – ein Chaos erzeugt. So etwas kommt leider auch in Deutschland vor, wobei ich zugebe, das solche Fälle in der Regel umgehend behoben und die Schuldigen zur Kasse gebeten oder in den Knast geschickt werden.
Jetzt will die Regierung endlich massiv gegen Umweltsünder vorgehen, die hier ihren Dreck in den Abwasserschächten entsorgen, sodass Regenwasser sich staut und die Straßen unpassierbar werden. Aber das dürfte vergebliche Liebesmüh bleiben, solange die Thais ihre Gewohnheit nicht ändern, ihren Schutt und Abfall an jeder beliebigen Stelle zu entsorgen. Es gibt also noch genügend Gründe zum Meckern. Aber was würden die Urlauber und die hier lebenden Farangs ohne solche Gründe bloß machen, frage ich mich. Auswandern? Nein, ich schätze eher, sie würden neue Anlässe finden oder erfinden, die ihnen als Begründung für ihre Meckerlust dienlich sind: Die Thais sind alle Gauner, sie haben es nur auf unser Geld abgesehen, sie können weder Autofahren noch kennen sie Verkehrsregeln, sie gehen nur ins Kloster, weil sie zu faul zum Arbeiten sind. Solche und ähnliche Anschuldigungen lassen sich noch viele finden.
Sollten aber Thais auf die Idee kommen, den Farangs vorzuwerfen, sie kämen ja nur hierher, um ihre sexuellen Bedürfnisse auszuleben, hätten kein Benehmen und seien schlampig angezogen, dann dürfte die Empörung groß sein. Und das Totschlag-Argument käme auch umgehend: „Ihr lebt doch nur von unserem Geld, das wir hier ausgeben. Also haltet eure Klappe“!
Und deshalb werden die Farangs – anstatt die Zeit hier zu genießen – wohl auch weiterhin rumnörgeln, mäkeln, schimpfen und tadeln was das Zeug hält. Warum? Weil es Spaß macht, sich über andere Menschen zu erheben und dabei das eigene Minderwertigkeitsgefühl zu vergessen.
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