Endlich ist der Garten in einem großen Bereich hundesicher und der überdimensionierte Gänsestall fertig gebaut. Jetzt können also die Gänse endlich kommen. Der Thai-Schwager und ich holen sie beim früheren Besitzer ab.
Der Schweizer Fredi Badertscher wohnt nicht weit von mir weg, und zu ihm fahren wir nun also. Er will seine Gänsefamilie abgeben, weil sie bei ihm kein Gras mehr findet. Alles ist abgefressen und infolge der anhaltenden Trockenheit wächst auch kein neues Gras nach. Gänse, eben auch als Federvieh bekannt, sind aber ganz wild auf Gras.
Eine Gans mehr als vereinbart kommt
Eigentlich war vereinbart gewesen, dass Vater, Mutter und drei kleine Gänse mitkommen sollten, die bereits große eine Tochter hingegen in Fredis Kochtopf wandern würde, doch sein Freund Alois, der beim Transport mithilft, hat ihm das ausgeredet. So kommen also 6 statt 5 Gänse, in meinem Garten ist Platz für viele mehr, immer vorausgesetzt, sie sind nicht erbärmlich laut und bringen mich um den Schlaf.
Fredi packt die Gänse gekonnt am Hals und trägt sie dann an den Flügeln in sein Auto. Am neuen Ort angekommen, schließen wir sie erst einmal für ein paar Stunden in den Stall, damit sie sich beruhigen. Und natürlich „bestechen“ wir sie mit allerlei Leckereien und köstlichstem Gras, auf das sie sich mit wahrem Heißhunger stürzen.
Erst am Nachmittag lassen wir sie raus: Sehr zaghaft und vorsichtig beginnen sie ihre neue Umgebung zu erkunden, zupfen – en passant – aber und immerzu schon enorme Mengen Gras ab.
Der kleinsten Gans geht es gar nicht gut
Nach zwei Tagen haben sie sich schon sichtlich eingelebt, verteidigen ihren Stall aber lautstark, wenn sich da jemand nähert. Nachtsüber ist von ihnen aber kein Laut zu hören, alle Warnungen vor dem Lärm bewahrheiten sich in keiner Weise. Und sie fressen neben ihrem Futter wirklich nur Gras, lassen unsere teuren Setzlinge links liegen.
Doch dann ist die kleinste Gans sichtlich krank: Weißer Schaum kommt aus ihrem Mund und sie hat eine Verletzung am Bein, wo bald schon Ameisen sie enorm quälen. Zum Glück hat der jüngste meiner Thai-Gärtner zu Hause Enten und kann sie versorgen.
Zunächst behandeln wir einmal die Wunde am Bein und bringen sie ameisensicher unter. Dann erhält sie eine Spritze mit der notwendigen Medizin und Wasser (mit weiterer Medizin) plus eingeweichtes Futter per Hand. Nach drei bis vier Tagen ist sie wieder soweit auf dem Damm, dass sich die Gänsefamilie nicht mehr bei ihr im „Spital“ versammelt, sie kann wieder munter im Garten mit den anderen herumwatscheln.
Für die Kaninchen und die Gänse suche ich Stroh. Ich werde an der Sukhumvit Road in einem auf Bambus spezialisierten Laden fündig. Doch die wollen für einen Ballen 200 Baht! So lässt sich also Stroh wirklich zu Gold spinnen wie im Märchen Rumpelstilzchen!
Auf einer Fahrt zurück von einem Kunden in Chiang Mai werden wir in der Gegend um Ayutthaya fündig: Hier ist der Ballen für realistischere 50 Baht zu haben, und ich lerne erst noch, was Stroh auf Thai bedeutet: „Fang“.
Dass ich Fredi Badertscher für seine Gänse je einen Goldklumpen geben kann, wie mein Namensvetter „Hans im Glück“ das indirekt getan hat, glaube ich eher nicht, aber ein paar interessante Pflanzen hat er für seine goldigen Gänse schon zu gut.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite. |
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