Die Farangs sind gar schillernde Figuren

​Guavas kommen in vielen Formen vor, und auch die Geschmäcke varieren

Die aus Rio de Janeiro sind wohlschmeckend, außen gelb und innen rot.
Die aus Rio de Janeiro sind wohlschmeckend, außen gelb und innen rot.

Die runden, grünen Farangs (Guavas) kannte ich am Anfang nur und fand sie geschmacklich eher langweilig. Erst mit der Zeit habe ich gemerkt, wie verschieden sie daherkommen können. Goethe verfasste bekanntlich eine Farben-Lehre, wir präsentieren – natürlich exklusiv im FARANG - eine kleine Farang-Lehre.

Die rosa Blüte des rotblättrigen Farangs verwandelt sich in rote, birnenförmige Früchte.
Die rosa Blüte des rotblättrigen Farangs verwandelt sich in rote, birnenförmige Früchte.

Der Name schon macht uns sofort klar, dass die Farangs hier nicht immer heimisch waren, Fremde, Zuwanderer sind. Sie stammen ursprünglich aus Mexiko, Zentral- und Südamerika und wurden in Asien – wie so vieles – erst nach der Entdeckung von Amerika bekannt und schließlich heimisch. Wie arm wäre die Menschheit ohne die Entdeckungen – auch deshalb habe ich für meinen Garten den Namen „Discovery Garden“ gewählt. Besucher können hier buchstäblich Entdeckungen machen und sich in sinnlicher Form kulturhistorisch oder auch gärtnerisch inspirieren lassen. Falls Sie mal vorbeischauen wollen, eine Wegbeschreibung befindet sich auf der eben entstehenden Webseite: www.discovery-garden.org, rufen Sie aber bitte einen Tag im Voraus an. Sie finden auf der Webseite auch eine Wegbeschreibung zur Graviola-Setzlingsstation in Nong Khai.

Erste Neuentdeckung in Rio de Janeiro

Dieser gestreifte Farang gibt sich als Zebra aus...
Dieser gestreifte Farang gibt sich als Zebra aus...

Wie gesagt, früher war der Farang für mich ziemlich eindimensional: rund, grün und langweilig. Als ich in Rio de Janeiro zufällig auf eine birnenförmige Frucht stieß, die außen gelb und innen rot war und außerordentlich lecker schmeckte, hatte ich keine Ahnung, was das war.

Innerhalb von nur zwei Jahren entwickelte sich aus den kleinen, harten Sämchen ein etwa 3 Meter großer Baum, der auch bereits dieselben Früchte trug, wie ich sie aus Rio kannte und liebte. Das ist sensationell schnell... Inzwischen hatte ich durch die Blätter und weißen Blüten schon erkannt, dass es sich um einen weiteren Farang handelt.

Auf einer weiteren Brasilienreise habe ich in Belem, wo der Amazonas ins Meer fließt, einen weiteren birnförmigen Farang gefunden, der außen gelb und innen auch gelb ist. Erneut zwei Jahre später konnte ich nun gerade erste Früchte ernten, die fast so süß und wohlschmeckend sind wie die des Farang-Kollegen aus Rio. Beide eignen sich übrigens hervorragend für die Herstellung von Konfitüre. Vielleicht wäre dabei nicht einmal ein Geliermittel nötig, denn die Farangs enthalten ohnehin bereits viel Pektin – ich probiere es demnächst aus.

Der Farang als Zebra und rote Gefahr

Der Name schon macht uns sofort klar, dass die Farangs hier nicht immer heimisch waren, Fremde, Zuwanderer sind.
Der Name schon macht uns sofort klar, dass die Farangs hier nicht immer heimisch waren, Fremde, Zuwanderer sind.

In Mexiko schließlich habe ich einen kleinen, runden Farang entdeckt, der außen gelb und innen auch gelb ist. Auch diese Früchte schmecken weitaus besser als die banalen, grünen, großen Früchte. Diese Pflanzen sind nun gut ein Jahr alt und müssten in einem weiteren Jahr wohl Früchte tragen.

Zugekauft auf einem ThaiPflanzenmarkt habe ich schließlich einen roten Farang, dessen Früchte birnförmig und sowohl innen wie außen rot sind. Die Blätter sind auch tiefrot und die attraktiven Blüten rosarot.

Ein weiterer Fund auf einem Thai-Pflanzenmarkt war der Farang, der gewissermaßen als Zebra daherkommt, gestreift. Sowohl Blätter als auch Früchte haben weiß-gelbe Streifen beziehungsweise Ränder. Kosten konnte ich den noch nicht, aber schon bald sollte das auch möglich sein, er bildet gerade Früchte.

Als allerletzten Farang kann ich hier noch die Erdbeer-Guava (Psidium cattleian) präsentieren, deren Früchte nicht größer als kleine Beeren werden. Dieser Farang hat geblüht wie wild, aber im ungewohnt späten Regen sind ihm alle Früchte abgefallen, sodass wir uns da wohl noch mit etwas Geduld wappnen müssen.

Von den meisten hier erwähnten Farangs haben wir auch Samen vorrätig: Falls Sie sich in der Thai-Provinz gerade etwas einsam fühlen sollten, ziehen Sie sich ein paar pflegeleichte Farangs heran, die übrigens weder maulen noch Streit anfangen...

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail: hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite: www.discovery-garden.net.

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