Die effizienteste Maschine der Welt, aber…

Die effizienteste Maschine der Welt, aber…

Der Erfindungsreichtum der Natur ist phänomenal. Trotzdem gibt es eine Maschine, die alles andere übertrifft. Ahnen Sie, von welcher Maschine ich spreche?

Sie funktioniert manchmal fast siebzig, achtzig oder gar einhundert Jahre ohne große Ansprüche. Ein wenig kümmern sollte man sich schon um diese Wundermaschine, Input und Output müssen stimmen. Auch lässt sie sich gerne ein wenig verwöhnen, weil die Garantiezeit sich dadurch erheblich verlängert. Zwischendurch können schon mal Probleme auftreten. Das ist wie bei den bekannten „Montagsprodukten“, zum Beispiel in der Autoindustrie, aber die gibt es überall. Oder anders ausgedrückt: Man bekommt diese Maschine - schön verpackt - geschenkt, ohne zu wissen, wie sie arbeitet. Aber eines sollte man wissen: ein Perpetuum mobile ist sie nicht, und gelegentlich funktioniert sie überhaupt nicht. Pechgehabt.

Die Rede ist vom menschlichen Körper samt seinem Hirn. Eine wunderbare Maschine und für die meisten Menschen das größte Geschenk ihres Lebens. Was dieser Körper leis­tet, hat noch keine von Menschen je hergestellte Maschine geschafft, ein Wunderwerk und bis auf den heutigen Tag noch von niemandem bis zum Letzten erforscht. Glücklich darf und muss sich jeder schätzen, in dessen „Fabrik“ alle Abläufe mit der Präzision eines Uhrwerks funktionieren, wobei dieser Vergleich hinkt, wenn man bedenkt, wie viele Funktionen darüber hinaus unser Körper ständig leistet. Gewiss, der Computer kann schneller rechnen, aber das menschliche Hirn ist ihm trotzdem weit überlegen. Doch diese effizienteste Maschine der Welt ist auch anfällig. Dennoch sorgen sich viele Menschen mehr um ihr Auto als um ihren Körper.

Stellen Sie sich bitte vor: Sie kommen abends müde von der Arbeit heim, Sie fläzen sich in den Sessel, Mutti stellt Ihnen das Bier hin, und plötzlich durchzieht Sie ein Schmerz, Krämpfe, unerträgliche Koliken quälen Sie. Keiner ist davor gefeit, und auch der größte Reichtum hilft in diesem Moment nicht. Man braucht schnellstens einen Arzt, einen Krankenwagen, der Sie in die Notaufnahme fährt. Und dann die Diagnose, die jeden umhaut: „Ihre Nieren arbeiten nicht mehr“. Ein bis dahin gesunder Mensch ist von einem Augenblick auf den anderen todkrank. Das Leben ist auf einmal nicht mehr wie bisher. Und dann erst wird einem oft bewusst, wie wertvoll die Gesundheit war, die man bisher so selbstverständlich hingenommen hatte: Man hatte geraucht, getrunken, vielleicht ein wenig Sport getrieben, hatte fröhlich gelebt. Und dann das!

„Ihre Leber ist in einem bedenklichen Zustand“, sagte der Arzt, „in den nächsten Wochen oder Monaten wird sich herausstellen, ob Sie überleben werden“. Der Schock sitzt tief. Was jetzt? Darauf vertrauen, dass alles gut wird oder Bilanz ziehen, sich vorbereiten auf den Tod?

Ein anderer kippt plötzlich um. Wieso? Warum? Er hat doch immer gesund gelebt. Leider verhindert das nicht automatisch einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Vom ersten Tag unseres Lebens an leben wir mit einer grandiosen Maschine, aber sie ist anfällig, geradezu lebensgefährlich.

Plötzliche Kopfschmerzen, Arztbesuch, Diagnose: Hirntumor, Operation, Koma, Tod. Davor gab es sechzig, siebzig gesunde und fröhliche Jahre. Wer morgens gesund aufwacht und abends schmerzfrei ins Bett geht, hat tausend Gründe dankbar zu sein. Als eine gute Freundin vor einem Jahr aufwachte, die Augen aufmachte und nur schwarz sah, war sie verstört, ahnte aber noch nicht, dass sie fortan blind sein würde. Nichts hat vorher darauf hingewiesen. Ein neues Leben im Dunkeln. Wer rechnet damit? Aber es kann jeden von uns treffen. Wir machen Pläne, schließen Versicherungen ab, doch wenn unsere Maschine nicht mitspielt, ist alles für die Katz.

Unser Freund Alfred zum Beispiel, der fast zwanzig Jahre hier in Thailand gelebt hat, immer gesund, immer sportlich, immer positiv gestimmt – eines Tages merkten wir, dass er sich mit seinen Sprüchen wiederholte, dass er Verabredungen vergaß, Vereinbarungen nicht mehr einhielt. Das dauerte ein knappes Jahr. Dann fand er nicht mehr den Weg in seine Wohnung. Seine Angehörigen holten ihn zurück in die Schweiz, weil offensichtlich war, dass er an Demenz erkrankt war. Jetzt befindet er sich in einem Heim in der Nähe von Lugano und erinnert sich nur noch daran, dass er als Kind auf einem Bauernhof gelebt hat. Er ist weder depressiv noch unglücklich. Im Gegenteil, er lacht und freut sich von morgens bis abends. Die Einzigen, die leiden, sind seine nächsten Angehörigen, die sich täglich um ihn kümmern, obwohl er sie gar nicht mehr erkennt.

Wird man eines Tages diese und all die anderen Krankheiten heilen können? Wahrscheinlich. Weltweit arbeiten daran unzählige Wissenschaftler. Werden die Menschen dann irgendwann mit hundert oder hundertfünfzig Jahren gesund sterben? Ist das erstrebenswert? Wird die Welt dadurch besser? Ich denke, es kommt im Leben nicht so sehr darauf an, wie alt ein Mensch wird sondern was er aus seinem Leben macht. Zahllose Genies sind relativ früh gestorben und haben Werke und Erfindungen hinterlassen, die unsere Welt verändert haben. Andere haben sich im Gedächtnis der Überlebenden als hilfreiche, die Not anderer lindernde Menschen eingegraben. Der Mensch hat sich die Pflanzen- und Tierwelt weitgehend untertan gemacht, nur der Gewalt der Natur hat er bisher wenig entgegen zu setzen: Taifune, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Meteoriteneinschlägen. Schutzlos ist er diesen Naturgewalten ausgesetzt. Aber noch schlimmer ist es, dass er mit seines Gleichen nicht in Frieden leben kann oder will. Macht, Gier, religiöser Fanatismus oder krankhafte Komplexe aller Art sorgen dafür, dass der Mensch der größte Feind des Menschen ist und bleibt. Weltweit toben deshalb Kriege. Eine vollkommene Maschine – das sieht man daran – ist der Mensch leider nicht geworden. Noch hat er das Geschehen weitgehend in der Hand – wenn auch nicht persönlich. Und wer weiß? Vielleicht werden intelligente Computer irgendwann einmal die Regie unseres Lebens übernehmen. Bis heute kaum vorstellbar, aber wer weiß? Möglicherweise hält die Zukunft mehr bereit, als wir uns in unserer Schülerweisheit vorstellen können.

Die gläubigen Buddhisten sind davon überzeugt, mit großzügigen Spenden werden sie im nächsten Leben belohnt und vor Krankheiten verschont bleiben.

Ähnlich die Christen im Mittelalter. Sie vertrauten den Ablasshändlern: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“

Ich glaube, ich trinke jetzt noch ein Gläschen Wein und springe dann ins Bett.

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Jack N.Kurt Leupi 22.12.16 18:00
Der Mensch als Maschine
oder als der beste Computer!Man füttert ihn mit Mist, darum spukt er auch Mist aus !
Jürgen Franke 29.03.16 17:10
Auch wenn einem eigentlich
nichts weh tut. Eine Blutuntersuchung ist auch bei mir wieder mal fällig. Und Roman, mit dem keinen Einfluss haben, ist das auch so eine Sache: Jeden Tag begegne ich am Strand zwei ketterauchenden Männer, und da frage ich mich, ob die mal so alt werden, wie die heute schon aussehen. Aber Hauptsache, sie sind heute noch glücklich.
dodojero 29.03.16 15:58
Kompliment Herr Krüger.....
hoffentlich konnten Sie mit Ihren deutlichen Worten den Einen oder Anderen aufrütteln. Mich hat ihre Botschaft zumindest erreicht und ich werde meinen längst überfälligen Jahrescheck schnellstmoeglich nachholen. Es befinden sich noch immer viele in dem Irrglauben, dass das, was von allein kommt auch wieder von allein geht. Man haut soviel Geld für alle moeglichen Dinge raus, aber ein Gesundheitscheck ist tatsächlich keine Geldausgabe, sondern eine Investition in das LEBEN!