Die Chefs am Hauptstadtflughafen wechseln - die Probleme bleiben

Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld. Foto: epa/Bernd Settnik
Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld. Foto: epa/Bernd Settnik

BERLIN/POTSDAM (dpa) - Schon lange ist er dankbares Thema für Comedians und nun können sich auch wieder Karnevalisten die Hände reiben: Der Hauptstadtflughafen bleibt eine Lachnummer. Daran wird sich so schnell nichts ändern.

Dass es nichts wird mit den ersten Starts am neuen Hauptstadtflughafen in diesem Jahr, haben Beobachter der Baustelle schon lange geahnt. Monat für Monat verschleppten sich die «Meilensteine», wie Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld entscheidende Fortschritte zur Fertigstellung nennt. Doch die Hoffnung blieb, dass der Flughafen fertiggebaut wird und Ende 2017 an den Start gehen kann. Selbst, als längst alles dafür sprach, dass auch dieser Zeitplan kippt.

Und dann das: Wieder funktioniert die Steuerung der 1.200 Türen im Flughafen nicht, die bei Feuer sofort schließen müssten, um eine ordnungsgemäße Entrauchung zu gewährleisten. Da ist er wieder, der mangelhafte Brandschutz, der schon 2012 die bereits auf Plakaten angekündigte Eröffnung platzen ließ.

Seitdem wurden in jahrelanger Kleinarbeit neue Kabel durch die Terminals gezogen - vergeblich. Und selbst die Sprinkler-Anlage funktioniert nicht. Kaum vorstellbar, dass die zuständige Baubehörde des Landkreises Dahme-Spreewald nun eine für Ende Januar anvisierte, entscheidende Baugenehmigung erteilt.

Ebenso wenig denkbar ist für manche Beobachter, dass die angeblich neuen Probleme jetzt erst bekannt wurden - nachdem die rot-rot-grüne Koalition unter Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), der zugleich Flughafen-Aufsichtsratschef ist, mit viel Knirschen unter Dach und Fach gebracht wurde.

Der Berliner Fraktionschef Florian Graf nimmt hier kein Blatt vor den Mund und wittert ein abgekartetes Spiel zwischen Müller und Flughafen-Chef Mühlenfeld. Beide hätten sich offensichtlich im Vorfeld der Berlin-Wahl im vergangenen Jahr abgesprochen, die Bombe nicht frühzeitig platzen zu lassen. So habe Müller wohl «schon viel länger» von Mühlenfeld, gewusst, dass der Airport nicht mehr 2017 öffnen könne.

Mühlenfeld wiederum habe im Wahlkampf schweigen müssen, um das Thema für die SPD nicht zur Hypothek werden zu lassen. Für Graf ist Müller als Aufsichtsratschef hoffnungslos überfordert. Ähnlich sieht es der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Brandenburger Landtag, Axel Vogel: Weil Mühlenfeld dem «Regierenden» vor der Wahl nicht schaden wollte, sei es zum «Eiertanz» um den Eröffnungstermin gekommen.

Die Namen der Verantwortlichen wechseln, die Probleme bleiben. «Statt Wowereit und Platzeck sind es heute Müller und Woidke, die es nicht schaffen, den Flughafen zum Fliegen zu bringen», hatte Brandenburgs CDU-Oppositionschef Ingo Senftleben jüngst unter Verweis auf die Regierungschefs in den beiden Ländern festgestellt.

Die Länder sind gemeinsam mit dem Bund Gesellschafter des BER und pumpen seit langem immer wieder neue Millionensummen in das Milliardenprojekt. Und auch nach dem Abgang von Flughafenchef Hartmut Mehdorn und der Amtsübernahme durch Mühlenfeld ist nur der Ton verbindlicher geworden - der Durchbruch auf der Baustelle aber bleibt aus.

Dabei kümmert sich Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) kaum um den Flughafen - er weiß um die Brisanz für sein politisches Überleben und will sich hier nicht unnötig die Finger verbrennen. Die notwendige Kontrolle im Aufsichtsrat über das Treiben der Flughafen-Geschäftsführung hat er an Staatssekretär Rainer Bretschneider delegiert. Und der hat in den vergangenen Jahren stets beteuert, alles gehe einen geregelten Gang. Von den stets neuen Pannen erfahre er auch nur aus der Zeitung und nicht im Kontrollgremium - so jedenfalls der nach außen vermittelte Eindruck.

Schon vor Jahren hatte der Brandenburger Landesrechnungshof gemahnt, die Länder mögen doch bitte endlich Fachleute in den Aufsichtsrat schicken, um das Treiben der Flughafengesellschaft in ordentliche Bahnen zu lenken.

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Peter Platzer 24.01.17 10:43
Es zeigt doch nur was
die Regeln wie eine öffentliche Ausschreibung in D (EU) zu machen ist bewirken! Nicht mehr und nicht weniger! Die Ausschreibungsvorschriften sind murks!
Peter Platzer 24.01.17 10:43
Das ist wirklich eine wahre Lachnummer!!!
Jürgen Franke 23.01.17 21:58

Dem deutschen Steuerzahler ist es doch

schon längst egal, wofür der Staat sein Geld zum Fenster raus wirft, man ist doch heute schon froh, wenn er das Fenster dafür aufmacht, damit man nicht noch den Glaser bezahlen muß.
Hardy Kromarek Thanathorn 24.01.17 10:38
Ist der Ruf erst ruiniert................!
lebt es sich völlig weiter ungeniert!!!! Deutschland, Deutschland über alles...................................... Mutti Merkels Land mit Gefolge!!! Wo ist der Donald Trump von Deutschland?! Es wird höchste Zeit!!! Erwachet Ihr Michels!!! Deutschland der Selbstbedienungsladen der Reichen und Mächtigen!
Jürgen Franke 23.01.17 22:11
Dem deutschen Steuerzahler ist es doch
schon längst egal, wofür der Staat sein Geld zum Fenster raus wirft, man ist doch heute schon froh, wenn er das Fenster dafür aufmacht, damit man nicht noch den Glaser bezahlen muß.
Ingo Kerp 23.01.17 16:46
Für BER
sollte man letztmalig noch einmal Geld in die Hand nehmen und eine Tschernobyl-Hülle darüber stülpen und abschließen. So langsam bekommen auch die Comedian Probleme, weil ihnen kein Witz mehr zu BER einfällt.
Hardy Kromarek Thanathorn 23.01.17 16:43
Unfassbar!
Das ist wirklich eine wahre Lachnummer!!! Eine weitere von vielen Schanden für Deutschland! Die Bosse machen sich die Taschen voll mit Geld und verschwinden wieder! Sagenhaft! Unglaublich!!! Aber was solls der deutsche Steuerzahler - Michel bezahlt ja alles!