Die Brasilianischen Pinien wachsen sehr rasch

Ein Urgestein unter den Bäumen – heute akut vom Aussterben bedroht

Zuerst bilden die flach auf der Erde liegenden Samen eine Pfahlwurzel aus, danach geht es grün aufwärts. Fotos: hf
Zuerst bilden die flach auf der Erde liegenden Samen eine Pfahlwurzel aus, danach geht es grün aufwärts. Fotos: hf

Seltsame Samen, vielleicht 5 Zentimeter lang, habe ich auf dem Markt in Sao Paulo gesehen. Sie sind essbar und sollen wie Pinienkerne schmecken. Es handelt sich um die „Parana-Pinie“ oder Araucaria angustifolia auch „Kandelaber-Baum“ genannt, der zu den Koniferen, den „Zapfenträgern“ gehört.

Statt diese interessanten Samen zu verspeisen, habe ich daraus neue Pflanzen gezogen. Dabei stellt sich immer die Frage, wie man den größtmöglichen Erfolg erzielt? Ich habe in meinen gärtnerischen Anfängen alle so ungefähr 1 bis 2 Zentimeter eingebuddelt, aber das kann ins Auge gehen, die Samen der Schraubenpalmen etwa, verfaulen. Sie müssen zwingend an der Oberfläche liegen, der sengenden Sonne ausgesetzt sein sonst läuft da rein gar nichts.

Richtig interpretiert, Schwein gehabt!

Vorne der Samen der Parana-Pinie und dahinter das, was daraus in etwa neunzig Tagen recht rasch wächst.
Vorne der Samen der Parana-Pinie und dahinter das, was daraus in etwa neunzig Tagen recht rasch wächst.

Nadelgehölze werden auch als Koniferen, als Zapfenträger bezeichnet und auch die Samen der Parana-Pinie fallen in einem Zapfen (der äußerlich einer kleinen Kokosnuss gleicht, aber keine Schale hat) zu Boden. Die Samen ragen aus einem Kern heraus, die einzelnen Samen liegen dann offen an der Oberfläche: Und genau so habe ich sie in den Töpfen angebracht, unbedeckt auf der Oberfläche liegend, allerdings am Schatten.

Offenbar habe ich damit den Nagel auf den Kopf getroffen, denn die Keim-Rate betrug etwa 95 Prozent, was extrem hoch ist. Die einzelnen Samen haben zuerst eine Pfahlwurzel ausgefahren und erst danach, als sie verankert und gewissermaßen mit „Futter“ versorgt waren, Grünzeug an der Oberfläche des Samens ausgefahren. Das Wachstum ist rasant.

Danach kann der geneigte Gärtner aber wieder Fehler machen: Die Keimphase ist nicht unbedingt identisch mit der Wachstumsphase. Kakao etwa braucht auch nach der Keimung unbedingt Schatten. Ich habe die meisten meiner Brasilianischen Pinien am Schatten belassen, nur zwei „Versuchskaninchen“ an einem sonnigen Standort platziert.

Eine jetzt akut bedrohte Pflanzenart

Der Sonne ausgesetzt ist es diesen Pflanzen wohl.
Der Sonne ausgesetzt ist es diesen Pflanzen wohl.

Die der Sonne ausgesetzten Exemplare sind deutlich langsamer gewachsen als die im Schatten, doch dann – nach mehreren Wochen – sind die Schattenbewohner gekippt, wurden instabil. Ich habe deshalb alle an sonnige Standorte verbracht und dort entwickeln sie sich nun ganz ausgezeichnet, sind stabil und kippen nicht mehr um.

Bis 40 Meter und höher werden diese urtümlichen Bäume die in der Pflanzen­evolution oft Primärvegetation waren, weil sie selbst auf sauren Böden gedeihen, allerdings viel Wasser brauchen, aber keine Staunässe vertragen. Ich kenne erwachsene Bäume nur von Bildern, dort sehen sie majestätisch aus. In den unteren Bereichen verlieren sie ihre Äste, ganz oben sind sie symmetrisch, weit ausladend und heißen deshalb auch Kandelaber-Baum.

Das Holz ist sehr wertvoll und deshalb wurden diese großen Bäume in Südbrasilien, wo sie heimisch sind, stark abgeholzt. Sie haben rund 97 Prozent ihrer ehemals riesigen Territorien verloren und sind heute akut gefährdet, stehen auf der Roten Liste. Nicht gerade hilfreich ist in diesem Zusammenhang ferner, dass jährlich 3.400 Tonnen Samen geerntet und verspeist werden.

Wer also ein paar Exemplare in seinen Garten pflanzt bekommt nicht nur schöne, interessante Bäume, er leistet auch einen Beitrag zur Artenvielfalt.

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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