Deutschland weiter im WM-Eiltempo

Foto: epa/Zurab Kurtsikidze
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BAKU (dpa) - Fünftes Spiel, fünfter Sieg - die Fußball-Nationalelf zeigt in der WM-Quali weiter Stärke. Angetrieben von Doppeltorschütze Schürrle gelingt ein 4:1 in Aserbaidschan. Ein Zweitliga-Profi von Erzgebirge Aue beendet aber die Gegentor-Rekordserie des Weltmeisters.

Das Eiltempo auf dem Weg zur Titelverteidigung in Russland setzten Deutschlands Fußball-Weltmeister auch nach dem Schlusspfiff in Aserbaidschan fort. Nach dem souveränen 4:1 (3:1) in Baku wollte der DFB-Tross um den großen Gewinner André Schürrle nur noch ganz schnell nach Hause. Der Charterflieger wartete in der Nacht zum Montag am Flughafen in Baku, um das Team mit drei Punkten im Gepäck zurück nach Frankfurt am Main zu bringen. «Heute war ein Sieg Pflicht», sagte Bundestrainer Joachim Löw, der mit der Leistung aber nur bedingt zufrieden war: «Wir haben nicht in allen Phasen des Spiels so durchgezogen, wie es unser Anspruch ist.»

Seine Mannschaft stürmt dennoch weiter als Express zum Gruppensieg und dem Direktticket für die WM-Endrunde 2018. Beim fünften Sieg im fünften Qualifikationsspiel erzielten neben dem großen Gewinner Schürrle (19./81. Minute) Thomas Müller (36.) und Mario Gomez (45.) die weiteren Tore für die DFB-Auswahl. «Ich fühle mich hier pudelwohl, der Trainer schenkt mir viel Vertrauen und sagt das auch öffentlich, dann kann ich das auch zurückzahlen», sagte Schürrle.

Vor etwa 30.000 Zuschauern im Tofiq Bahramov Stadion konnten die Gäste auch den ersten Gegentreffer in der WM-Quali durch Dimitrij Nazarov verschmerzen (31.). Der Zweitliga-Profi von Erzgebirge Aue beendete mit seinem 1:1 die deutsche Rekordserie von 678 Länderspielminuten ohne Gegentor. «Man hat irgendwie gemerkt, dass wir vier Monate nicht zusammengespielt haben», urteilte Löw.

Er machte besonders seinen Führungsspielern ein Kompliment, weil sie dafür sorgten, dass auch in Spielen gegen die kleinen Nationen «immer Zug da ist». Die Länderspielwoche sei «okay» gewesen und habe ihm wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die Zukunft gebracht.

Vier Tage nach dem 1:0-Testspielsieg gegen England beim Abschied von Lukas Podolski kam Bayer-Schlussmann Bernd Leno in seinem vierten Länderspiel zum ersten Pflichtspiel-Einsatz. Die überraschendste Löw-Personalie war jedoch die Nominierung Schürrles von Anfang an.

Erstmals seit Oktober 2015 stand der BVB-Profi in der Startformation - und rechtfertigte mit einer starken Leistung, seinen beiden Treffern und einer schönen Vorarbeit vor dem 2:1 durch Müller das Vertrauen von Löw. «André wollte sich hier beweisen», kommentierte Löw zufrieden: «Ich hoffe, dass ihm das einen Schub gibt für Dortmund.»

Nachdem die Gastgeber zunächst erwartungsgemäß versuchten, mit einer konzentrierten Abwehrleistung den Weltmeister in Verlegenheit zu bringen, schloss Schürrle die erste ansehnliche Kombination nach einer feinen Hereingabe von Jonas Hector erfolgreich ab.

In der Anfangsphase leistete sich die Löw-Elf jedoch den einen oder anderen Fehlpass und offenbarte einige Unkonzentriertheiten und erstaunliche Nachlässigkeiten. Diese wurden nach einer guten halben Stunde bestraft. Hector unterlief nach einem unkonzentrierten Zuspiel von Müller im Mittelfeld ein unglücklicher Querschläger, den Afran Ismaylov aufnahm und Nazarov bediente. Dieser beendete mit seinem überlegten Abschluss nach 678 Minuten den deutschen Zu-Null-Rekord.

Doch die DFB-Auswahl zeigte sich nicht beeindruckt vom Gegentreffer. «Nach dem 1:1 haben wir kurzzeitg hochgefahren», lobte Löw die Reaktion seiner Mannschaft, die ihre Klasse zeigte und effektiv noch vor der Pause die Weichen wiedfer für den Auswärtssieg stellte.

Der spielfreudige Schürrle bediente Müller, der Torwart Kamran Agayev umkurvte und mit dem fünften Tor im fünften WM-Quali-Spiel zum 2:1 traf. Alles allerdings gelang Schürrle auch nicht: Nach feinem Pass von Müller brachte er den Ball frei stehend nicht unter Kontrolle und vergab die Chance zum 3:1 (39.). Das gelang wenig später Gomez. Nach einer präzisen Flanke von Joshua Kimmich setzte sich der Wolfsburger Angreifer im Luftduell mit dem nur 1,68 Meter großen Magomed Mirzabekov durch und erzielte in seinem 70. Länderspiel das 30. Tor.

Die Aserbaidschaner wehrten sich tapfer und kamen durch Nazarov nochmals gefährlich vor das deutsche Tor. Doch er scheiterte aus spitzem Winkel an Leno (53.). Nach einer Stunde brachte Löw den zuletzt leicht angeschlagenen Mesut Özil für Gomez, Schürrle rückte ins Sturmzentrum. Mit der Führung im Rücken ließen es die Deutschen zeitweise ruhiger angehen, gerieten jedoch nicht in Verlegenheit.

Khedira scheiterte in der 76. Minute an Agayev, kurz darauf krönte Schürrle nach erneutem Zuspiel von Hector seine überzeugende Leistung mit dem Treffer zum verdienten 4:1-Endstand. Löw bedankte sich in der Pressekonferenz noch für die Gastfreundschaft der Aserbaidschaner und konnte dann ganz entspannt den Nachtflug nach Deutschland antreten.

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