Deutscher Arzt hält Nobelpreisträger Liu für transportfähig

Foto: epa/Alex Hofford
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PEKING/HEIDELBERG (dpa) - Dem an Leberkrebs erkrankten Friedensnobelpreisträger Liu geht es sehr schlecht. Die chinesischen Behörden wollen ihn nicht im Ausland behandeln lassen. Reisefähig wäre er - aber es bleibt nicht viel Zeit.

Der schwer krebskranke chinesische Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ist für eine Behandlung in Deutschland oder den USA grundsätzlich transportfähig. Zu dieser Einschätzung kommen der Heidelberger Experte Professor Markus Büchler und der US-Krebsspezialist Joseph M. Herman nach einem Besuch Lius in der Universitätsklinik von Shenyang. China will den zu einer Haftstrafe verurteilten Bürgerrechtler und Schriftsteller Liu aber bisher nicht ausreisen lassen.

«Obwohl jeder Transport eines Patienten mit einem gewissen Risiko verbunden ist, sind Professor Büchler und Professor Herman der Meinung, dass der Patient mit angemessener Betreuung und Unterstützung im Rahmen einer medizinischen Evakuierung sicher transportiert werden kann», heißt es in einer am Sonntag vom Universitätsklinikum Heidelberg verbreiteten Erklärung. «Allerdings müsste der Transport so rasch wie möglich durchgeführt werden.»

Liu Xiaobo war 2009 wegen «Untergrabung der Staatsgewalt» zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte ein Bürgermanifest veröffentlicht. 2010 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.

Liu leidet an metastasierendem Leberkrebs und in seinem Körper hat sich viel Bauchwasser angesammelt. Der 61-Jährige war deswegen kürzlich aus dem Gefängnis in die Klinik in der nordostchinesischen Stadt Shenyang verlegt worden. Dort steht er weiter unter Bewachung.

Büchler ist Geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg. Er und der Strahlentherapieexperte Herman vom Krebszentrum MD Andersen der Uni Texas trafen am Samstag mit Lius Ärzteteam zusammen und konnten den Kranken sehen. Sie stimmten mit der chinesischen Diagnose primärer Leberkrebs und der Empfehlung palliativer Maßnahmen überein, hieß es in der Mitteilung. Daneben bestünden «unter Umständen weitere Optionen» für Eingriffe und Strahlentherapie.

Die Kliniken der Unis von Heidelberg und Texas sind bereit, Liu Xiaobo aufzunehmen. Beide Einrichtungen seien darauf vorbereitet, die bestmögliche Behandlung für ihn zu gewährleisten, hieß es. Büchler reiste am Sonntag nach Deutschland zurück und wurde am Montagmorgen in Heidelberg erwartet.

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