Deutsche Geisel von Islamisten auf den Philippinen hingerichtet

 Schweigeminute im Malacanang Presidential Palace in Manila, Philippinen, nach der Nachricht über die Enthauptung der deutschen Geisel. Foto: epa/Mark R. Cristin
Schweigeminute im Malacanang Presidential Palace in Manila, Philippinen, nach der Nachricht über die Enthauptung der deutschen Geisel. Foto: epa/Mark R. Cristin

MANILA/BERLIN (dpa) - Es ist ein erschütterndes Video: Islamisten enthaupten einen hilflosen Mann. Die Geisel stammt aus Deutschland und war drei Monate in Geiselhaft. Kanzlerin Merkel verurteilt die «barbarische» Tat.

Islamistische Terroristen haben auf den Philippinen einen Deutschen nach mehr als drei Monaten Geiselhaft brutal ermordet. Die Terrorgruppe Abu Sayyaf veröffentlichte am Montag ein Video, das die Enthauptung des 70 Jahre alten Mannes zeigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Tat als «barbarisch» und «abscheulich» und rief zu einem entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus auf.

Der Mann war Anfang November entführt worden, als er zusammen mit seiner Lebensgefährtin in den Gewässern zwischen den Philippinen und Malaysia unterwegs war. Die 59 Jahre alte Frau wurde bei dem Überfall erschossen. Ihre Leiche wurde später auf der verlassenen Jacht der beiden, der «Rockall», entdeckt.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf. 2014 schwor sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue.

Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert: «Die Bundeskanzlerin verurteilt die abscheuliche Tat, die ein weiteres Mal zeigt, wie gewissenlos und unmenschlich diese Terroristen vorgehen», erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. «Wir alle müssen zusammenstehen und den Kampf gegen sie führen.»

Die philippinische Regierung hatte die Echtheit des keine zwei Minuten langen Hinrichtungs-Videos zuerst bestätigt. Die deutschen Sicherheitsbehörden prüften die Aufnahmen eingehend, bevor das Auswärtige Amt sie ebenfalls für authentisch erklärte. «Es gibt nun keinen vernünftigen Zweifel mehr, dass der auf den Philippinen entführte Deutsche nicht mehr am Leben ist», erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Nachmittag. «Wir sind zutiefst erschüttert über das unmenschliche und grausame Vorgehen der Täter.»

Das Paar war mit seinem Boot 2008 schon einmal entführt worden, damals vor der Küste Somalias. Nach mehr als 50 Tagen kamen die beiden gegen Lösegeld frei.

Im vergangenen Herbst waren sie zum Zeitpunkt der Entführung in der Sulu-See unterwegs, die wegen der Piraten als eine der gefährlichsten Segelrouten überhaupt gilt. Das Auswärtige Amt rät «dringend» davon ab, in die Region zu fahren. Die Insel Jolo ist seit Jahrzehnten als Hochburg von Abu Sayyaf («Träger des Schwerts») bekannt. Die Terrorgruppe, die für die Autonomie von der Zentralregierung in Manila kämpft, finanziert sich mit Entführungen. Mehrfach hatte sie auch schon Deutsche in ihrer Gewalt.

Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, sagte am Abend in Manila: «Wir alle haben unser Bestes versucht. Aber ohne Erfolg.» Dureza hatte bereits am Sonntag von Hinweisen auf die Enthauptung der deutschen Geisel gesprochen.

Abu Sayyaf hatte mit der Ermordung des Mannes gedroht, falls nicht bis Sonntag 08.00 Uhr MEZ ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (rund 570.000 Euro) bezahlt werde. Die philippinische Regierung selbst bezahlt in der Regel kein Lösegeld. Die Bundesregierung macht grundsätzlich keine Angaben über Lösegeldverhandlungen. Das letzte Lebenszeichen des Seglers stammte von Mitte Februar, als der Deutsche in einer Videobotschaft um Hilfe flehte.

Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Abu Sayyaf angegriffen. In der Region werden etwa 60 Kämpfer vermutet. Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiteten sich Bodentruppen auch auf eine Offensive auf Jolo vor.

Die Terrorgruppe trat schon mehrfach mit brutalen Aktionen in Erscheinung: Im Jahr 2000 entführte sie 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia auf die Philippinen. Darunter war eine deutsche Familie, die erst nach Monaten im Dschungel gegen Lösegeld freikam.

Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault erklärte die Solidarität seines Landes mit Deutschland und den Philippinen. «In dieser schwierigen Zeit steht Frankreich an der Seite der deutschen Behörden und des deutschen Volkes», teilte Ayrault am Montag mit.

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Ingo Kerp 28.02.17 23:22
Der getötete Deutsche
Segler ist mit seiner Frau in Somalia schon einmal gekidnappt worden und gegen ein Lösegeld von 350.000 € freigekauft worden. Als die beiden wieder frei waren, fährt er nach Somalia zurück, um sein Segelboot zu holen. Ist das Segelboot es wert, sich wieder in diese sinnlose Gefahr zu begeben? Obschon die ganze Welt weiß, das in der Sulu-See Piraten zu Hause sind und deshalb das Gebiet als eine der gefährlichsten Schiffsrouten gilt, befährt er mit seiner Frau dieses Gebiet. Die beiden können nicht mehr bei Verstand gewesen sein. Die Frau wird sofort ermordet und der Mann jetzt, 3 Monate später. Mein Mitleid hält sich in sehr engen Grenzen, angesichts von soviel Dummheit.
Dracomir Pires 28.02.17 15:20
Merkel bedauert ...
... und rief zur Bekämpfung des Terrors auf. Zuvor hatte sie aber auf den philippinischen Präsidenten eingedrescht und die Verfolgung von Drogenbossen und -Händlern kritisiert. Wie zynisch. Die Armee sollte endlich das Inselchen Jolo stürmen und die dortigen Islamisten vernichten.
Rüdiger Huber 28.02.17 15:17
gesucht und nichts gefunden
Ich habe in der deutschen Presselandschaft gesucht . Alles was ich gefunden habe waren nur neutrale Wiederholungen der Pressemitteilung . Keine eigene Meinung
(in D ) "unserer " Politiker oder Redakteure / Reporter dazu ... Wieso ?? Haben diese Personen gar keine eigene Meinung / Gedanken mehr zu diesem Thema ?