Deutsch-französische Handelsbeziehungen

Foto: epa/Frederic Schreiber
Foto: epa/Frederic Schreiber

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Frankreich kann nicht ohne Deutschland, Deutschland nicht ohne Frankreich: Wirtschaftlich sind die beiden Länder eng miteinander verflochten. In den nächsten Wochen steht daher viel auf dem Spiel.

Europas Wirtschaftsschwergewichte Deutschland und Frankreich sind eng miteinander verflochten. Nun geht die Sorge um, dass die Chefin der rechtspopulistischen und europafeindlichen Partei Front National, Marine le Pen, die anstehende Präsidentschaftswahl gewinnen könnte. «Ich würde das fast schon als eine Katastrophe bezeichnen», sagt Analyst Stefan Mütze von der Landesbank Helaba. Die Partei steht für EU-Austritt und Handelschranken. Ein Überblick, was auf dem Spiel stehen könnte:

MOTOR FÜR EUROPA: Zusammen stehen Deutschland und Frankreich für mehr als ein Drittel (35,4 Prozent) der Wirtschaftsleistung der Europäischen Union - auch dank des intensiven Handels miteinander. Dabei geht es um Autos, Luftfahrt, Chemie und - natürlich - Wein.

MILLIARDENSUMMEN: Mit keinem anderen europäischen Land treibt Deutschland mehr Handel als mit Frankreich - weltweit ist für die Bundesrepublik nur China wichtiger. Im vergangenen Jahr gingen nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes Güter «Made in Germany» für 101,4 Milliarden Euro nach Frankreich. Französische Firmen führten Waren im Wert von 65,8 Milliarden Euro nach Deutschland aus. Für Frankreich sei das Nachbarland der wichtigste Handelspartner, erklärt Helaba-Analyst Mütze.

BESTÄNDIGKEIT: Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern liegt seit Jahren auf mehr oder weniger gleichbleibend hohem Niveau. Die wechselseitigen Investitionen sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes ebenfalls «auf hohem Niveau stabil». Zahlen der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer zufolge investierten im vergangenen Jahr deutsche Unternehmen in knapp 200 Projekte in dem Nachbarland. Aus keinem anderen Land der Welt kamen demnach mehr Direktinvestitionen nach Frankreich.

WEIN: Wenig überraschend hat Frankreich beim Wein die Nase deutlich vorn. Roter, Weißer und Rosé im Wert von 688 Millionen Euro wurden 2016 nach Deutschland importiert. Nach Frankreich ging dagegen nur deutscher Rebensaft im Wert von 33 Millionen Euro. Bei wenigen anderen Gütern sind die Kräfteverhältnisse bei Im- und Export zwischen beiden Ländern derart klar verteilt wie beim Wein.

UNTERNEHMEN: Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus gilt als das europäische Vorzeigeprojekt. Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem Frankreich, Deutschland und Spanien beteiligt sind, beschäftigt etwa 137.000 Mitarbeiter. In der europäischen Autoindustrie bahnt sich gerade eine grenzüberschreitende Fusion an. Mit der Übernahme von Opel/Vauxhall durch PSA (Peugeot, Citroën) soll einer der größten europäischen Autobauer entstehen. Es wäre gemessen am Marktanteil der zweitgrößten Hersteller hinter Volkswagen. Tausende deutsche Firmen haben Niederlassungen in Frankreich - umgekehrt gilt das genauso.

BRANCHEN: Angeführt wird die Liste der beliebtesten Handelsgüter zwischen den beiden Euro-Schwergewichten von Fahrzeugen und Maschinen. Für mehr als 42 Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr Autos, Fahrzeugteile, Schiffe, Flugzeuge, Pumpen und Turbinen in das Nachbarland exportiert. Die Franzosen führten nach Deutschland Fahrzeuge und Maschinen für rund 28 Milliarden Euro aus. Stark sind die Handelsbeziehungen auch im Chemiesektor (2016 rund 16 Mrd. Euro Importe und Exporte), bei Geräten zur Datenverarbeitung (9 Mrd) sowie Nahrungs- und Futtermitteln (8 Mrd).

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