Der «alte» Abraham kann es noch

Foto: epa/Patrick Pleul
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ERFURT (dpa) - Im Schongang hat sich Arthur Abraham die Chance auf seinen 24. WM-Kampf erarbeitet. «70 Prozent haben gereicht», sagte der in Armenien geborene Berliner Profiboxer nach seinem einstimmigen Punktsieg in Erfurt gegen den überforderten Robin Krasniqi. «Das war ein sehr sehenswerter Kampf mit einem klaren Sieger», urteilte der deutsche Verbandspräsident Thomas Pütz.

Die WM-Ausscheidung vor 6.000 Zuschauern in der ausverkauften Messehalle endete in der Nacht zum Sonntag allerdings im Chaos. Unmittelbar am Ring kam es zu einer kurzen, aber heftigen Schlägerei, bei der Stühle flogen. Darin verwickelt wurde Halbschwergewichtler Karo Murat, der den Kampf in der ersten Reihe verfolgte. Der Profi, der 2013 einen WM-Kampf gegen US-Boxlegende Bernard Hopkins verloren hatte, wurde verletzt und musste an der Lippe genäht werden.

Vorher flogen die Fäuste unter sportlichen Kriterien. Der 37 Jahre alte Abraham, der wahrscheinlich im Herbst wieder um den WBO-Titel boxen wird, warf seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Als Spätstarter bekannt, gab er die ersten beiden Runde ab, danach marschierte nur noch er.

In der fünften Runde verzeichnete der Routinier gegen den aufgeregten Krasniqi den ersten Wirkungstreffer. Danach geriet der Kampf, ein so genannter «WM-Eliminator», zur Bestrafung für den sieben Jahre jüngeren Münchner. Sogar die obligatorische Pressekonferenz war zu viel für den bitter enttäuschten Krasniqi. Er schwänzte. «Ich habe sechs Monate umsonst trainiert - alles vergeblich», hatte er im Ring erklärt.

Dort hatte Abraham das Publikum nach seinem Sieg zu einem «Happy Birthday» für seinen Trainer animiert und ihm gebeichtet: «I love you forever». Ulli Wegner wird am Mittwoch 75 und war ausnahmsweise mit seinem Schützling zufrieden. Aber nicht mit der Spitze des Sauerland-Teams, in dem es seit einiger Zeit brodelt. «Wir wurden allein gelassen», beschwerte sich der knorrige Kulttrainer. Manager Kalle Sauerland fehlte entschuldigt grippekrank.

Christian Meyer vom Sauerland-Team, das seinen Firmensitz von Berlin nach Hamburg verlegt und wegen schmalerer Finanzmittel einigen Angestellten und Trainern gekündigt hatte, tritt in den kommenden Tagen mit dem alten und neuen WBO-Welmeister Gilberto Ramirez in Verhandlungen. «Es wird schwer, den Kampf nach Deutschland zu bekommen. Als Termin sehe ich eher den Herbst als den Sommer», sagte Meyer.

«Auf jeden Fall muss Arthur bei einer WM noch eine Schippe drauflegen», forderte Wegner, dem die Enttäuschung vom 9. April 2016 noch immer ein wenig in den Knochen steckt. Im MGM Grand von Las Vegas war Abraham gegen Ramirez, der am Samstag gleichzeitig in Kalifornien boxte und den Ukrainer Max Bursak schlug, damals absolut chancenlos gewesen. «Ich bin heiß auf die Revanche», sagte Abraham.

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