Wenn alles nur noch grau ist, wenn es nichts mehr gibt, für das es sich zu leben lohnt, wenn der Tod sich anbietet als Erlösung, dann darf, dann muss man von einer schweren Depression ausgehen. Viele erkennen nicht das Drama, das sich dahinter versteckt; sie halten eine Depression für eine Einbildung, etwas, das in schlechteren Zeiten nicht vorkam, weil es wichtigere Aufgaben gab als Selbstbespiegelung oder Selbstmitleid.
Dabei ist die Depression eine schwere und gefährliche Erkrankung, eine seelische Störung, die in vielen Fällen zum Suizid führt. Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das sind alles Anzeichen für eine Depression. Der Tod eines geliebten Menschen, der finanzielle Zusammenbruch oder eine unerwartete Trennung können dafür Auslöser sein und die Unfähigkeit, diese Geschehnisse zu verarbeiten. Der betroffene Mensch zieht sich zurück mit seinen quälenden Gedanken. Oftmals erkennen die Nächsten, die Freunde oder Nachbarn den Ernst der Situation nicht, halten sie für eine Laune, eine Spinnerei oder gar Arroganz. Dabei bedarf der Kranke dringend ärztlicher und psychotherapeutischer Hilfe. Depression ist zu einer Volkskrankheit geworden. 25 Prozent aller Fehlzeiten im Beruf werden darauf zurückgeführt. Wenn man die Häufigkeit dieser Erkrankungen am Einkommen der Länder untersucht, stellt sich heraus, dass in Hochlohnländern 14,6 Prozent der Bewohner an Depressionen erkranken, in Niedriglohnländern sind es 11,1 Prozent, wobei Frauen doppelt so häufig erkranken als Männer. Kinder, Erwachsene und Alte zeigen die gleichen depressiven Anzeichen, allerdings werden die Stressbelastungen unterschiedlich verarbeitet. Ärzte verschreiben gegen diese Krankheit Antidepressiva und empfehlen dringend Psychotherapien. Auch Angehörige, und Freunde können hilfreich sein, indem sie akzeptieren, dass die Verhaltensweisen der Erkrankten weder Absicht oder Bösartigkeit bedeuten, sondern dass sie Teil dieser Krankheit sind. Was hilft ist ganz einfach: Zuhören, nachfragen, Unterstützung anbieten, oder auch ein gemeinsamer Spaziergang, der Besuch eines heiteren Films oder eines Cafés. Darüber hinaus helfen regelmäßige Tagesabläufe und gesunde Ernährung. Psychische behandlungsbedürftige Störungen, die sich der Willenskraft der Betroffenen entziehen, können gelegentlich auch bei gesunden Menschen auftreten. Allerdings verarbeiten sie diese leichter. Angehörige und Freunde fühlen sich häufig überfordert und entwickeln Schuldgefühle, die sich auf den Erkrankten übertragen können und seine Versagungsängste oft noch verstärken. Dann ist es ratsam, selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen bei einem Arzt oder in einer Selbsthilfegruppe. Für den Erkrankten aber gilt: Wenn mangelndes Selbstwertgefühl, innere Leere oder Unruhe, Freudlosigkeit, Angst und Libido-Verlust das Leben bestimmen, dann gibt es nur einen Ausweg: Sofort zum Arzt! Diese Krankheit ist heilbar, aber der Prozess braucht seine Zeit, Geduld und viel Verständnis. Nur wer sich gegen jegliche Hilfe wehrt, den können selbst Götter nicht erlösen.
Hier in Thailand hört man so gut wie nichts von Depressionen. Umso häufiger von den Folgen: Sie hat ihn, er hat sie verlassen, er ist verarmt, er ist hoffnungslos und stürzt sich vom Condo. Suizide sind an der Tagesordnung: Aufgehängt, erschossen, vergiftet. Und im Isaan bekommen die Erkrankten im Hospital vielleicht ein paar Aspirin-Tabletten. Natürlich helfen die nicht. Hilfreich ist allein der Whisky. In reichlichen Mengen getrunken befreit er von allen quälenden Gedanken und am Ende von dem unerträglichen Leben. Manchmal ist die Depression auch zur der Vorläufer zur Demenz. Inzwischen gibt es aber auch in Thailand eine Reihe von Einrichtungen, die sich um diese Menschen kümmern. Wenn man den Bekundungen der Betroffenen oder deren Angehörigen glauben darf – woran ich keinen Zweifel habe - dann fühlen die Kranken sich hier äußerst wohl und liebevoll aufgenommen. Drei Pflegerinnen kümmern sich rund um die Uhr um sie und führen sie täglich aus. Okay, auch den Preis dafür muss man sich erstmal leisten können, zumal die Pflegeversicherung aus Deutschland dafür nicht aufkommt. Das gilt vermutlich auch für Österreich und die Schweiz.
Trotzdem: Ich würde lieber hier als irgendwo anders auf der Welt meine letzten Jahre, Monate oder Tage verbringen. Und für den Fall, dass der Gevatter schon auf der Suche nach mir ist: Mein Namensschild habe ich schon mal von der Tür abgeschraubt.
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