Davos wartet auf Merkels Rede

Foto: epa/Laurent Gillieron
Foto: epa/Laurent Gillieron

DAVOS (dpa) - Europa lautet das inoffizielle Thema des zweiten Tags beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Auf der Rednerliste stehen auch Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Macron.

Mit einer europapolitischen Rede will Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Weltwirtschaftsforum am Mittwoch (14.20 Uhr) das Thema vorgeben. Dabei erwarten die Teilnehmer des Treffens in Davos, dass Merkel auf Vorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur weitreichenden Reform der Europäischen Union antwortet.

Ein Vier-Augen-Gespräch von Merkel und Macron sei aber nicht zu erwarten, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Die beiden Politiker hatten sich in den vergangenen Tagen bereits persönlich gesehen. Auch mit US-Präsident Donald Trump wird die Bundeskanzlerin nicht zusammentreffen. Trump wird am Donnerstag in dem Schweizer Alpenort erwartet, seine Rede ist zum Abschluss des viertägigen Treffens am Freitag geplant.

Treffen will Merkel aber den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie den argentinischen Präsidenten Mauricio Macri. Dieser hat von Merkel die G20-Präsidentschaft übernommen. Zudem sei ein Mittagessen zum Thema «Compacts mit Afrika» mit deutschen und afrikanischen Unternehmern sowie Vertretern der afrikanischen Entwicklungsbank geplant, hieß es in den Berliner Regierungskreisen weiter. Merkel und die Bundesregierung wollen mit einer stärkeren Wirtschaftsförderung dazu beitragen, dass weniger Migranten den gefährlichen Weg nach Europa antreten.

Eine Rede von Macron selbst steht noch am selben Tag (17.30 Uhr) auf dem Programm. Frankreichs Staatspräsident will in Davos eine Diagnose der Globalisierung liefern. Für den 40 Jahre alten Senkrechtstarter stehen laut Élyséekreisen drei Herausforderungen im Vordergrund: wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten, der Kampf gegen den gefährlichen Klimawandel und das globale Führungssystem angesichts von Nationalismus und Extremismus in vielen Regionen.

Bereits zu Wochenbeginn hatte der sozialliberale Staatschef in Versailles große Wirtschaftsunternehmen umworben. Ziel war es unter anderem gewesen, Investitionsprojekte in Frankreich voranzubringen. «Wir sagen den Wirtschaftsanführern der Welt: Frankreich ist zurück», schrieb Premierminister Edouard Philippe auf Twitter. Frankreich leidet weiter an einer vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit und einem hohen staatlichen Schuldenberg.

Ebenfalls am Mittwoch sollen der italienische Ministerpräsident Paolo Gentiloni, der brasilianische Präsident Michel Temer und der spanische König Felipe in dem Skiort das Wort ergreifen.

Insgesamt diskutieren in Davos mehr als 3.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unter dem Motto «Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrütteten Welt». Dabei hatten prominente Redner wie Indiens Regierungschef Narendra Modi und der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau mit Nachdruck für Freihandel und Globalisierung geworben sowie indirekt die Abschottungspolitik von US-Präsident Trump kritisiert. Der trifft am Donnerstag auch Netanjahu, bestätigte dessen Büro am Dienstagabend.

In Davos finden abseits der großen Bühne zahlreiche Workshops und Podiumsdiskussionen statt. Das Weltwirtschaftsforum, 1971 von dem aus Ravensburg stammenden Professor Klaus Schwab ins Leben gerufen, hat sich zum Ziel gesetzt, den «Zustand der Welt zu verbessern». Kritiker werfen der Organisation aber vor, Teil des Problems zu sein.

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