Vor vier Jahren habe ich diesen seltsamen Nussbaum zum ersten Mal gesehen, und zwar in Caracas (Venezuela). Das ist die vielleicht beste Erinnerung an diese grässliche Stadt mit der höchsten Mordrate der Welt und einer vollidiotischen Regierung, die die Wirtschaft ruiniert hat.
Immer wieder hat es bei meinem dortigen Aufenthalt geknallt, man zuckt in dieser gefährlichen Stadt natürlich unwillkürlich zusammen, vermutet eine Schießerei. Aber die Entwarnung folgt auf dem Fuss, wieder ist „nur“ eine dieser großen Nüsse aufs Pflaster geknallt – und schattenspendende Gewächs ist ein idealer Stadtbaum - und ist aufgeplatzt: Innen befinden sich Nüsse in der Größe einer geballten Kleinkinderfaust. Einige wenige habe ich eingepackt.
Wie heißt denn diese „Caracas-Nuss“?
Diesen Frühling in Rio de Janeiro ist mir der Baum erneut aufgefallen. Auch hier dient er als schattenspendender Stadtbaum an vielen Orten. Die filigrane Blüte mit den violetten Enden ist wunderschön und ich erinnerte mich plötzlich, sie auch schon in Porto Seguro gesehen zu haben, dort aber ohne Nuss. Auch in Rio fiel die große, dekorative Nuss mit einem Knall zu Boden.
Die Samen wachsen extrem schnell heran und erstmals habe ich die Pflanze in allen Stadien dokumentieren können, aber ich wusste ihren wirklichen Namen immer noch nicht. Ich habe deshalb die Bilder davon auf Facebook veröffentlicht und ein Freund aus dem Iran, der den Discovery Garden auch schon besucht hat, konnte ihn problemlos identifizieren.
Es handelt sich eindeutig um eine Pachira aquatica oder Guyana Marone. Zu meiner großen Überraschung ist die Nuss – roh, gedämpft oder geröstet – essbar, sie soll ein wenig schmecken wie Erdnuss. Ich warte gespannt darauf, dass meine vierjährigen Bäume erste Blüten und später auch Nüsse liefern, hoch genug sollten sie inzwischen sein.
Vielleicht hat es zu wenig geregnet?
Wie ich nun gelesen habe, liebt der Baum Wasser und gelegentliche Überschwemmungen, und dessen Mangel hier in Pattaya hat vielleicht dazu geführt, dass meine vier Bäume bis jetzt noch nie geblüht haben. Die Blüten und Blätter der Guyana Marone sind übrigens ebenfalls essbar, bin sehr gespannt.
Der Baum ist auch unter dem Namen „Geld-Baum“ bekannt. Die Geschichte, die dahinter steck, geht folgendermaßen: Ein armer Mann soll – ähnlich wie Tevje der Milchmann aus „Anatevka“ – um Geld gebetet haben. Dann fand er diesen seltsamen Baum und nahm ihn mit nach Hause, pflanzte die Samen und verkaufte die so rasch wachsenden Setzlinge und wurde dadurch reich…
Im Moment regnet es im Discovery Garden Pattaya wieder viel zu wenig – ganz anders zum Glück in Nong Khai – und wir müssen unsere Pflanzen täglich mehrere Stunden gießen. Das ist besonders bei den Jungpflanzen nötig, damit sie gut gedeihen.
Besonders fleißig tun wir das natürlich jetzt beim GeldBaum, da wir nun wissen, dass er Wasser liebt und weil wir – wie fast alle Leute – gern ein wenig reicher wären…
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite. |