Das Neue Gästehaus

​​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Das Neue Gästehaus

Meine Herzallerliebste verfolgte schon seit Monaten den Plan, ein Gästehaus in unseren Garten zu bauen und versuchte, ihn mir von allen Seiten schmackhaft zu machen.
"Callolo, es gibt hier immer Gäste, und wir werden immer eine schöne Nebeneinnahme haben."
"Aber die Kosten"
"Die sind in kürzester Zeit wieder drin, glaub mir doch, Callolo."
Okay, ich gab mich endlich geschlagen. Mein Schweizer Freund Peter, ein genialer Architekt, kam, vermaß das Grundstück und entwarf
die Pläne.

"Herrlich!", jubelte meine Herzallerliebste. "Zwei Etagen im hinteren Gartenbereich, das bedeutet doppelte Kasse jeden Tag."
Als ich den Kostenvoranschlag sah, brach ich fast zusammen. Aber meine Herzallerliebste ließ sich dadurch in ihrer Euphorie nicht stören.
"Schatz, das haben wir schneller wieder eingenommen als ausgegeben."
Sie war wirklich nicht zu bremsen: Sechs Gästewohnungen! Meine Herzallerliebste fühlte sich schon als Hoteldirektorin.
Der Bau war schneller fertig, als ich es erwartet hatte, und die Kosten bewegten sich sogar unter dem Voranschlag. Aber jetzt war die große Flaute über Pattaya hereingebrochen. Per Computer versuchte ich Werbung zu machen und Kunden zu finden. Endlich, nach drei Monaten, meldete sich eine taiwanesische Familie, die bei uns für vier Wochen einziehen wollte.

"Jetzt geht es los, Callolo", jubelte meine Herzallerliebs­te und kaufte für zweitausend Baht Blumen, Obst und Getränke.
"Was soll das denn?", fragte ich.
"Callolo, unsere Gäste sollen sich schon vom ersten Augenblick an bei uns wohlfühlen."
"Aber"
"Kein aber, das zahlt sich alles aus."

Nun ja. Unsere Gäste kamen, ein dicker Chinese mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von acht und zehn Jahren, die genauso dick waren wie ihr Vater.
"Sehr schön", sagten sie beim Einzug und verschwanden hinter der Wohnungstür. Wir sahen sie kaum. Morgens verließen sie die Wohnung, und abends kamen sie wieder. Meine Herzallerliebste wollte die Wohnung aufräumen, aber es gab nichts aufzuräumen. Sie machten alles selbst. Nai hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Als dann der Tag der Abreise kam und Nai ihnen die Rechnung präsentierte, lachten sie nur: "Keine frische Bettwäsche, dafür ziehen wir zehn Prozent ab. Nicht täglich geputzt, ebenfalls zehn Prozent Abzug. Und wegen der allgemeinen Flaute verlangen wir einen Rabatt von zehn Prozent."
Meiner Herzallerliebsten blieb der Mund offen. Sie schluckte nur und blieb stumm.
Aber als die Gäste ihr Gepäck im Auto verstaut hatten und alle eingestiegen waren, fand sie ihre Stimme wieder: "Ich wünsche Ihnen alles Gute und noch viele dicke Kinder."

Die Gäste winkten fröhlich zurück und fuhren davon.
"Hast du sie damit zum Schluss nicht beleidigt?", fragte ich sie.
"Aber Callolo, dicke Kinder sind alles, was Chinesen sich wünschen."
Nun, meine Herzallerliebste muss es ja wissen.
Aber Gäste mit dicken Brieftaschen wären auch nicht schlecht.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

michael von wob 04.10.22 15:10
@ Joachim
Ich hab noch untertrieben was die Gegenargumente betraf . Es war schon kein leichter Weg ihr "Willen" zu brechen :-))
michael von wob 04.10.22 05:50
@ Callolo
Der Satz " sie war vor begeisterung nicht zu bremsen! ist perfekt ! Meine Frau wollte vor 7 Jahren einen kleinen Laden mieten weil man ihr versprochen hatte daß sie Modeschmuck verkaufen kann und 30% verdienen wird. Es war unglaublich schwer ihr verständlich zu machen daß es sich nicht lohnt. Sie sah nur die Einnahmen, rechnen und Thais ...na ja, ich will bashing vermeiden. Erst als ich ihr vorgerechnet habe daß sie 100k brutto einnehmen muß um 20k zu verdienen und fragte wer ihre Hausarbeit erledigt wenn sie täglich 10 Std. im Laden ist , kam sie mit Mühe und Not zur Vernunft . Ausnahmsweise eine Geschichte von Callolo die ziemlich real ist und viele gutgläubige Farangs die Beziehung und viel Kohle gekostet hat.
Thomas Sylten 03.10.22 11:50
Vorkasse, wie überall üblich: Problem gelöst.
Aber auch Lehrgeld gehört zur Anfangsinvestition..
Volker Picard 02.10.22 15:30
Schon sehr abwechslungsreich,
aber Herr Carolus ist eben "schmerzfrei". Wichtig für ein zufriedenes Leben in Thailand ist in erster Linie: Keine Probleme akzeptieren, immer lieb und nett sein, endlich aufhören sich negative Gedanken auch bei leichtem Schwachsinn zu machen, seine nette Frau immer brav akzeptieren.