«Das ist für Syrien»: Polizei schießt auf Angreifer vor Notre-Dame

Foto: epa/Yoan Valat
Foto: epa/Yoan Valat

PARIS (dpa) - Wieder Terroralarm an einem Touristenmagneten der französischen Hauptstadt: Mit einem Hammer bewaffnet geht ein Mann im Herzen von Paris auf einen Polizisten los. Er soll sich später als «Soldat des Kalifats» bezeichnet haben.

Nach einem Angriff auf einen Polizisten vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame gehen Ermittler einem Terrorverdacht nach. Der Mann habe am Dienstagnachmittag mit einem Hammer auf einen Beamten eingeschlagen und dabei «Das ist für Syrien» gerufen», sagte Innenminister Gérard Collomb. Ein weiterer Polizist eröffnete das Feuer und stoppte damit den Angreifer, der verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Platz vor der berühmten Kirche im Herzen der französischen Hauptstadt wird täglich von Tausenden Touristen besucht.

Der Angreifer habe sich später als «Soldat des Kalifats» der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.

Die Polizei sperrte den Bereich um die Kathedrale weiträumig ab; zahlreiche schwer bewaffnete Beamte waren im Einsatz. Rund 900 bis 1000 Menschen wurden nach Angaben der Diözese von Paris aus Sicherheitsgründen zeitweise in dem Gotteshaus festgehalten. Sie konnten die Kathedrale später nach und nach verlassen und wurden dabei von der Polizei durchsucht. Alles sei sehr ruhig abgelaufen, sagte Bistums-Sprecherin Karine Dalle der Deutschen Presse-Agentur.

Minister Collomb sagte, der Mann habe sich als algerischer Student ausgegeben. Ob ein bei ihm gefundener Ausweis echt sei, müsse noch überprüft werden. Neben dem Hammer habe er auch Küchenmesser bei sich gehabt. Der Mann habe sich der Polizeipatrouille genähert und auf einen der drei Beamten eingeschlagen. Ein weiterer Polizist habe daraufhin zur Waffe gegriffen. Der angegriffene Polizist habe keine schlimmen Verletzungen erlitten, sagte Collomb.

Frankreich wird seit rund zweieinhalb Jahren von einer beispiellosen islamistischen Terrorserie erschüttert; knapp 240 Menschen wurden bei Anschlägen ermordet. Mehrfach standen dabei Sicherheitskräfte im Visier. Mitte April war ein Polizist auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées von einem Gewalttäter erschossen worden.

In Frankreich gilt weiter der Ausnahmezustand, der nach den Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden war. Der Ausnahmezustand soll nach Plänen der Regierung bis Anfang November 2017 verlängert werden.

Der Zwischenfall, bei dem möglicherweise Schlimmeres verhindert wurde, trifft Frankreich zu einem delikaten Zeitpunkt. In wenigen Tagen wird wieder gewählt; am Sonntag steht die erste Runde der Parlamentswahl auf dem Programm. Drei Tage zuvor hatten islamistische Gewalttäter in London sieben Menschen getötet und knapp 50 verletzt.

Für den neugewählten französischen Staatschef Emmanuel Macron sei der Kampf gegen den Terrorismus die «Priorität Nummer eins», resümiert Minister Collomb. Die Ausnahmezustand, der im Zuge der schlimmen, seit zweieinhalb Jahren dauernden Terrorserie verhängt wurde, dürfte im Sommer erneut verlängert werden.

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