Das Gold der Gänse sind deren viele Eier

Meine mittlerweile 11 Gänse und Gänschen halten mich ganz schön auf Trab

Bereits am zweiten Tag zog es „Mutter“ mit ihren Ku­ckuckskindern ans Wasser, schwimmen werden sie später. Fotos: hf
Bereits am zweiten Tag zog es „Mutter“ mit ihren Ku­ckuckskindern ans Wasser, schwimmen werden sie später. Fotos: hf

Nachdem der erste Versuch mit den fremden Gänseeiern im Brutkasten gescheitert war, ist der zweite Streich nun wenigstens nicht ergebnislos verlaufen: Zwei Gänslein haben zu schlüpfen angefangen, und eines hat die anstrengende Sache lebend überstanden.

Gänseeier im Brutkasten auszubrüten ist schwierig.
Gänseeier im Brutkasten auszubrüten ist schwierig.

Nachdem unser allererstes geschlüpftes Gänslein von einer Schlange oder einem Waran gefressen wurde und eine brütende Gans aus unbekannten Gründen – vielleicht Überanstrengung – gestorben war, hatten wir nur noch vier erwachsene Gänse, zwei davon männlich. Dann konnten wir fünf große dazu kaufen, drei davon schwarz-weiß, die anderen weiß wie der Rest. Seit wir neun Stück haben, drei Männchen und sechs Weibchen, ist im Discovery Garten der Teufel los.

Fremde Eier zulegen: Blutauffrischung

Die Integration der neuen Gänse ging relativ gut von-statten. Natürlich haben die Männchen anfangs ein paar böse Kämpfe ausgetragen – aus akutem Sex-Neid - doch dann haben sie sich etwas arrangiert: Sie haben alle pausenlos – pardon! – gevögelt. Wir konnten aber nachts alle neun im selben Gänsestall unterbringen. Bis unsere zwei ursprünglichen Damen zu brüten anfingen.

Aus dem schützenden Ei herauszukommen, ist anstrengend.
Aus dem schützenden Ei herauszukommen, ist anstrengend.

Der Jüngeren, die zuerst zu brüten anfing, haben wir fremde Eier untergelegt, die wir von einem Freund, der ebenfalls Gänse hat, erhielten. Denn ihre Eier waren vom Vater oder Bruder befruchtet worden. Inzucht geht über eine gewisse Zeit gut, aber irgendwann ist eine solche Blutauffrischung nötig.

Unsere beiden ursprünglichen Männchen haben dann aber angefangen, unsere brütenden Weibchen zu belästigen: Sie wollten offensichtlich Sex, aber die Weibchen wollten lieber in Ruhe brüten, saßen fast den ganzen Tag und die Nacht auf ihren so wertvollen Eiern, die die Zukunft bedeuten: Das Gold der Gänse ist ganz offensichtlich das Ei, die Eier. Sie klauen sie einander mitunter, wie wir später beobachten konnten.

Gleichzeitig mit dem Beginn der ersten Brunst, haben wir weitere fremde Eier in den Brutkasten gegeben. Am 28. Tag haben zwei darin zu schlüpfen begonnen, eines hat die anstrengende Sache überlebt.

Weiße Mutter – schwarz-weißes Kind

Auch die Gänslein lieben Gras schon sehr, zupfen ständig.
Auch die Gänslein lieben Gras schon sehr, zupfen ständig.

Da gleichzeitig auch im Nest ein schwarz-weißes Gänschen unter der weißen „Mutter“ geschlüpft ist, war der Erfolg der Blutauffrischung offensichtlich. Das Gänslein aus dem Brutkasten war gelb und wird später dann weiß. Wir haben es nachdem es gut getrocknet war der Pseudo-Mutter untergejubelt, die es sofort adoptiert hat: Operation gelungen!

Ein paar Tage später war ein weiteres Gänslein bei der zweiten brütenden Gans ausgeschlüpft, die später angefangen hatte. Leider hat dieses Tier nicht länger als 36 Stunden gelebt.

Die „Mutter“ mit ihren zwei Kuckuckskindern hat tagsüber den ganzen großen Weiher zur Verfügung, während wir alle anderen Gänse in den hinteren Teil des Grundstücks verdammten. Nachts – aus Erfahrung wird man klug – kommen Mutter und Kinder in einen schlangensicheren Käfig. Ein schwarz-weißer Ganter fühlt sich als Vater und wacht die ganze Nacht außerhalb des Käfigs: Absolut süß!

Zwei weitere Gänse fingen dann zu legen, später zu brüten an. Dann eines Abends war eine schwarz-weiße Gans unauffindbar. Bis der Thai-Schwager die richtige Idee hatte: Sie hatte angefangen zu legen und sich deswegen versteckt.

Am Schluss brüten nun drei Gänse, eine vierte hat zu legen angefangen. Der einen haben wir wiederum fünf fremde Eier untergelegt. Ich bin hoffnungsfroh, dass die Blutauffrischung damit endgültig gelungen ist und hoffe auf viele weitere Gänschen, die – in meinen Augen – natürlich die schöns­ten Gänsekinder auf der ganzen Welt sind!

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.



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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Wilhelm Fitz 29.01.17 19:50
Brutkasten oder Naturbrut,
brüten ist nicht einfach.
Die Eier brauchen während der Brut immer genügend Feuchtigkeit. In Europa brüten die Vögel meistens im Frühjahr. Da trocknen die Eier nicht so schnell aus. Ich halte Flug- oder Warzenenten und lasse sie selber brüten. In der Regel behalte ich eine oder zwei Enten und einen Erpel über den Winter. Heuer nur ein Paar. Wegen der Stallpflicht (Vogelgrippe) haben sie mit den fünf Hühnern gerade genug Platz zum sich bewegen.
In einem heißen Sommer vor Jahren waren der Ente trotz häufigem Baden die Eier anscheinend zu trocken geworden. Ich merkte, dass einige Eier von innen aufgepickt wurden. Es ging aber nicht weiter. Die Küken waren zu schwach um sich vollends zu befreien. Sobald ich Befreiungsaktivitäten merkte habe ich dann die Schalen vollends geknackt, Die meist geschwächt, augenscheinlich dehydriert wirkenden Küken habe ich in frischem, sauberem Wasser "geschwenkt", in der Hand wie in einem Käfig.. Sobald sie munterer wirkten habe ich sie gleich ins Nest gesetzt. Es ist Vorsicht geboten. Enten und auch Gänse prägen sich schnell auf das erste ihnen begegnende Lebewesen. Dann müsste man mit ihnen Schwimmen gehen, usw. wie der Verhaltensforscher Lorenz. Ich kann mir vorstellen, dass in Thailand trotz hoher Luftfeuchtigkeit in der Wärme die Eier beim Brüten zu viel Feuchtigkeit verlieren. Das Küken auf dem Foto sieht sehr dehydriert aus. Normal sind sie schleimig, "sauber" gelb aussehend. Mir macht es viel Spaß die Berichte von Fritschi zu lesen!