Das Ei war also doch vor dem Huhn…

Mein Freund, Alfred Badertscher, hat ganz sensationelle Hühner gezüchtet

 Fotos: Hans Fritschi
Fotos: Hans Fritschi

Ein altes Scherzrätsel lau­tet: Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Diese Millionen Jahre alte Frage ist nun abschließend geklärt: Das Ei war zuerst da, zumindest beim Fredu!

Drei spezielle Hühnerrassen hat Fredu gezüchtet: Sie sind eine Augenweide in jedem Garten, ich möchte auch welche...
Drei spezielle Hühnerrassen hat Fredu gezüchtet: Sie sind eine Augenweide in jedem Garten, ich möchte auch welche...

Wer so privilegiert ist wie ich und einen interessanten Garten sein eigen nennen kann, der bekommt viel (willkommenen) Besuch von Gartenfreunden, und das sind meistens sehr interessante, neugierige Leute, die im Einklang sind mit sich selber und der Natur. So habe ich beispielsweise den mittlerweile 70-jährigen Alfred Badertscher kennen gelernt, der von allen Schweizern kurz „Fredu“ genannt wird.

Gänse durch anderes Federvieh ersetzt

Er kam, vor einiger Zeit, als interessierter Besucher in meinen Garten, und wir sind sofort Freunde geworden. Ich verdanke Fredu meine Gänse und viel Fachwissen. Da bei ihm in der trockenen Zeit kein Gras mehr wuchs, wollte Badertscher seine Gänse, die eben dringend Gras brauchen, an einen guten Ort abgeben, und so sind meine ersten Gänse in den Discovery Garden gekommen, die ich nicht mehr missen möchte.

Fredu, der immer wieder gerne etwas Neues ausprobiert, hatte natürlich einen Plan, ein Projekt: Er wollte ganz besondere Hühnerrassen züchten. Zuerst hat er einmal einen improvisierten Brutkas­ten gebaut, mit ganz einfachen Mitteln, aber durchaus funktional.

...Vielleicht verkauft mir mein Freund ein Paar?
...Vielleicht verkauft mir mein Freund ein Paar?

Und dann hat er sich rund 60 Bruteier von drei verschiedenen Hühnerrassen besorgt: Wyandotte, Orpington und Sussex. Diese Namen sagten mir, dem Laien, natürlich gar nichts.

Die Saat ist aufgegangen

Bevor ich Fredu kannte, wußte ich rein gar nichts von Hühner- oder auch Gänseeiern und der Zucht von Federvieh im Speziellen. Es war mir beispielsweise nicht bewusst, dass die frisch gelegten Eier möglichst rasch aus den Nestern entfernt und durch Plastikeier ersetzt werden.

Alfred Badertscher mit einem seiner Gänschen.
Alfred Badertscher mit einem seiner Gänschen.

Normalerweise beginnt das Huhn oder die Gans erst zu brüten, wenn alle Eier gelegt sind. In der Zwischenzeit kann manches passieren: Schlangen und Warane könnten die Eier klauen, sie könnten zerbrechen oder verschmutzt werden. Am besten werden die Originaleier bei 10 bis 12 Grad Celsius an einem trockenen Ort gelagert, weil bei dieser Temperatur die Zellteilung noch nicht einsetzt.

Erst wenn dann die Mutter in spe anfängt zu brüten, werden die befruchteten Eier wieder untergelegt und die überzähligen wandern in den Brutkasten. Eine Gans legt zwischen 8 bis 12 Eier, kann aber höchsten 5 gut ausbrüten, da sollte man selektieren.

Fredu hat seine Hühner-Bruteier teils einer lokalen Bruthenne unterlegt, teils in seinem Brutapparat ausgebrütet, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Etwa die Hälfte ist geschlüpft!

Und da junge Hühner und Gänse noch schneller wachsen als junge Hunde, bevölkern nun drei Zuchtstämme, die voneinander getrennt gehalten werden, damit es am Ende nicht noch einen Mischmasch gibt, den Garten von Fredu Badertscher. Wunderschöne Hühner hat er da und bereits sind 60 Bruteier der neuen Generation im Brutkasten.

In diesem Fall waren aber diese eindrucksvollen Hühner von Fredu vor den Eiern da, so dass die alte Frage, was zuerst da war, vielleicht doch noch nicht abschließend geklärt ist…

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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